Der Nachrichtendienst Telegram ist mit seiner Berufung gegen die Vorgabe der Offenlegung der Entschlüsselung von Nachrichten abgeblitzt. Jetzt soll der Dienst sogar auf die Liste der verbotenen Internet-Dienste.
Telegram wurde Ende März von der russischen Regierung aufgefordert, die Nachrichten zu entschlüsseln und ein Mitlesen dem russischen Inlandsgeheimdienst zu ermöglichen. Roskomnadsor, die Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz, wies Telegram an, dem Inlandsgeheimdienst binnen 15 Tagen die für die Entschlüsselung erforderlichen Informationen zu übermitteln.Das hat Telegram nicht gemacht.
Ein russisches Gericht hat nun befunden, dass es sich bei Telegram um einen Betreiber von Nachrichtenverbreitung handelt. Aus diesem Grund ist der Dienst verpflichtet die Nachrichten zu entschlüsseln oder zumindest den entsprechenden Schlüssel dafür zur Verfügung zu stellen.
"Telegram steht für Freiheit und Privatsphäre", ließt der Telegram-Gründer Pavel Durov auf Twitter seine Nutzer noch vor zwei Wochen wissen. Daraufhin hat der Mobilfunk-Regulator Roskomnadzor nach Ablauf der Frist angeordnet, den Dienst zu sperren. "Drohungen, Telegram zu blockieren, wenn es keine Nutzerdaten preisgebe, werden nicht erfolgreich sein. Telegram soll auch auf die Liste der verbotenen Internet-Dienste gesetzt werden.
Die Anordnung basiert auf einem von Vladimir Putin 2016 unterschriebenen Gesetz gegen Terrorismus, das auch vorsieht, dass russische Behörden Einblick in Kommunikationsdienste bekommt.
Die kostenlose Telegram-App ist in Russland besonders beliebt, weil Nachrichten verschlüsselt vom Absender zum Empfänger gelangen. Knapp zehn Prozent der Telegram-Nutzer sind in Russland zuhause. Weltweit nutzen mehr als 100 Millionen Menschen die App, davon zehn Millionen in Russland. Telegram wird in mehreren Ländern wegen seiner Verschlüsselungstechnologie vorgeworfen, Jihadisten als attraktives Kommunikationsmittel zu dienen.
(bagre)