Gmail: Google gibt Entwicklern Zugang zu privaten Mails der Nutzer

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Google selbst hat vor einem Jahr das Schnüffeln für Werbezwecke in privaten Mails eingestellt. Drittanbietern gewährt man aber weiterhin Zugriff auf Hunderte Millionen Mails.

Mehr als eine Milliarde User verschicken und empfangen täglich E-Mails über Googles Mailprogramm. Wie jetzt das Wall Street Journal berichtet, hat Google Drittanbietern Zugriff auf die Mails gegeben und tut es immer noch. Und das obwohl Google vor einem Jahr ankündigte, Mails nicht mehr für Werbung zu analysieren. Um die "Privatsphäre und die Sicherheit" der User zu wahren. Anderen Unternehmen gewährt man diesen Zugriff aber weiterhin. Das berichtet das Wall Street Journal und spricht von einem "schmutzigen Geheimnis", das Google über die Jahre bewahren konnte.

Das Bild, dass in den USA Firmen Mitarbeiter beschäftigen, die täglich die Mails aller Gmail-Nutzer mitlesen, ist aber falsch. Vor allem, wenn sie Google ohne Zusatzservices nutzen. Setzt man auf Apps, um das Gmail-Postfach zu verwalten, dann gehört man schon eher zu jenen Nutzern, von denen Mails gelesen wurden. In jenem Fall geht es um 163 Apps von Return Path, das Daten für Marketingzwecke sammelt. Auf die Suche dafür geht das Unternehmen in Gmail. Zwei Millionen Mal wurden die Apps insgesamt installiert. Return Path zufolge wurden innerhalb von zwei Jahren knapp 8000 Mails gelesen.

Im anderen Fall von Edison Software, das eine Organisations-App anbietet, hätten Mitarbeiter die Mails von "Hunderten von Nutzern" gelesen. Verwendet wurden diese Daten dann für die Erstellung einer neuen Funktion, wie der Chef Mikael Berner gegenüber dem Wall Street Journal erklärt.

Das Lesen von Mails ist "übliche Praxis"

Beide Unternehmen wie auch Google argumentieren, dass alles seine Richtigkeit habe. Google prüfe die Entwickler genau und habe in der Vergangenheit auch Berechtigungen wieder entzogen. Entwickler erklären gegenüber dem Wall Street Journal, dass diese Prüfungen durchaus lasch seien. Dennoch ist das Vorgehen gedeckt durch die Nutzungsbedingungen. Denn User müssen dem "Lesen, Senden, Löschen und Organisieren ihrer Mails" durch die App zustimmen. Sobald man das bestätigt hat, wird nochmal darauf hingewiesen, dass Mails gelesen, organisiert und auch permanent gelöscht werden können.

Datenschützer argumentieren, dass diese Hinweise nicht weit genug gehen. Es sei nicht ersichtlich, dass Menschen sich die Mails ansehen. Der Technische Direktor bei eDataSource erklärt dem Wall Street Journal, dass manche dies für ein "schmutziges Geheimnis" hielten, es aber durchaus "übliche Praxis" sei, dass Entwickler Zugriff auf die elektronische Post der Nutzer hätten. Dass diese Daten von Mitarbeitern oder gar von den Firmen missbräuchlich verwendet wurden, lässt sich laut Wall Street Journal nicht belegen. Google betont indes in einer Mitteilung, dass jeder, der Zugriff auf Gmail einfordert, manuell überprüft wird.

Unter "Zugriff auf mein Konto" kann der User sehen, welchen Apps er welche Berechtigungen erteilt hat. Außerdem können diese auch jederzeit wieder entzogen werden.

>>> Wall Street Journal.

>>> Google: Zugriff auf mein Konto

(bagre)

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