News+, Apple Card, Apple TV+: Apples neue Dreifaltigkeit

APA/AFP/NOAH BERGER
  • Drucken

Apple bereitet sich auf eine neue mobile Dekade vor. Mit Services, Software und Hardware will das Unternehmen die rückläufigen iPhone-Verkaufszahlen abfangen.

Das Zugpferd der Kalifornier, das iPhone, macht trotz rückläufiger Verkaufszahlen noch immer 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der Smartphone-Markt ist gesättigt. Das hat Apple nun auch verstanden und verlagert seinen Fokus auf Services. Am Montagabend präsentierte der Konzern sein erweitertes Produktangebot.

Den Anfang machte der Abo-Dienst "Apple News+", der Zugang zu 300 Magazinen für eine monatliche Gebühr von zehn Dollar bietet. Laut Apple-Chef Tim Cook würden die Einzelabos der integrierten Zeitungen und Magazine mehr als 8000 Dollar im Jahr kosten. Außerdem sollen auch Familienmitglieder Zugang zur App haben, ohne, dass Extragebühren verrechnet werden.

Von den großen US-Tageszeitungen sind unter anderem das Wall Street Journal, die Los Angeles Times dabei. Washington Post und New York Times nicht. Schon im Vorfeld war durchgesickert, dass diese nicht in einer von Apple kuratierten App beteiligt sein wollen. Unklar blieb während der Vorstellung, wie die Zeitungen für ihre Teilnahme an "Apple News+" entlohnt werden.

Apple geht unter die Fintechs

Auch wenn Apple Pay in Österreich nach wie vor nicht verfügbar ist, lockt das Unternehmen mit einem neuen Service. Die "Apple Card" ist eine Kreditkarte, die mit dem iPhone verbunden ist. Und sollte Apple Pay im Restaurant oder in einem Geschäft nicht verfügbar sein, gibt es eine physische Karte aus Titan. Hier setzt das Unternehmen auf das Prinzip "weniger ist mehr". Die Karte zeigt nur das Apple-Logo, den eigenen Namen. Alle Daten werden in der Apple Wallet verschlüsselt gespeichert. Die Transaktionen werden durch Face ID oder durch Touch ID verifiziert.

Beantragt wird diese auf dem iPhone und nach positiver Prüfung (durch Mastercard oder Goldman Sachs) kann sie weltweit genutzt werden. Die dazugehörige App zeigt, wie es um die eigenen Finanzen bestellt ist. Wie auch bei Online-Banking-Angebot George von Erste Bank werden Einkäufe in verschiedene Kategorien unterteilt. Apple bildet auch Graphen ab, um das Einkaufsverhalten im Zeitverlauf abzuwickeln.

Zudem ist die Anwendung laut Apple völlig kostenlos. Es wird keine Jahresgebühren oder Verzugsgebühren geben. Der Nutzer soll selbst den Rückzahlungsmodus bestimmen. Ohne anfallenden Zinsen kann der Nutzer selbst entscheiden, wie viel er monatlich zurückzahlen will. Der Nutzer kann zum Beispiel auch einstellen, dass das Konto in bestimmten Zeitabständen ausgeglichen wird. 

Um die Kunden zu einem Wechsel zu animieren, lockt man mit einem eigenen Cashback-System. Für jeden Kauf gibt es einen prozentualen Anteil direkt wieder zurück auf das eigene Konto. Drei Prozent gibt es, wenn man bei Apple direkt kauft, zwei Prozent für alle anderen Einkäufe direkt über die App. Mit der Karte erhält man noch ein Prozent. Daily Cash nennt Apple die Rückvergütung. Diese erfolgen täglich und sind nicht an Geschäfte gebunden.

Die Karte wird vorerst aber nur in den USA verfügbar sein und auch erst ab dem Sommer 2019.

Apple Arcade

Einen Ausblick auf den Spiele-Abo-Dienst "Apple Arcade" gab es am Montagabend ebenfalls. Anders als Google Stadia oder Microsoft xCloud, bei der Spiele via Stream auf das Smartphone geholt werden, geht man bei Apple einen anderen Weg. Gegen eine monatliche Gebühr holt das Unternehmen exklusive Spiele auf das iPhone, iPad, Mac und Apple TV. Die Spiele können auf das gewünschte Endgerät heruntergeladen und gespielt werden.

Im Herbst soll der Dienst in 150 Ländern starten. Von Beginn an sind Entwicklerstudios wie Konami, Lego, Sega, Bossa Studios, Finji, Giant Squid mit an Bord.

Der Netflix-Konkurrent im Kleinformat

Um den eigenen Streaming-Dienst "Apple TV+" flächendeckend anbieten zu können, öffnet das Unternehmen sein Apple TV. Die Settop-Box wird aufgebohrt und wird künftig auch auf Macs als App verfügbar sein. Sehr zu begrüßen ist Apples Schritt, sich für fremde Hardware zu öffnen. Zudem wird die App auch auf Fernseh-Geräten von Samsung, LG, Sony und auf Streaming-boxen von Roku und Amazon Fire TV erhältlich sein.

Wie auch bei Netflix und Amazon Prime soll die App auf das Fernsehverhalten des Nutzers maßgeschneiderte Inhalte liefern. Ebenfalls gleich wie beim Mitbewerb ist die Möglichkeit, Bezahlsender wie HBO monatlich zu abonnieren. Um sich abzuheben, hat Apple kolportierte eine Milliarde Dollar bereits investiert und bekannte Filmemacher wie Steven Spielberg und J.J. Abrams gewinnen können. Für Apple kehrt auch Jennifer Aniston wieder zurück ins Serien-Business. Gemeinsam mit Reese Whiterspoon blicken sie in "The Morning Show" hinter die Kulissen einer ebensolchen. Als männlichen Konterpart konnte man Steve Carell (The Office) gewinnen. Ebenfalls mit an Bord sind "Aquaman" Jason Mamoa und Alfre Woodard. Sie präsentierten ihre Show "Sea".

Der "stimulierendste Buchklub" mit Oprah Winfrey

Apple ist es glungen, die Talkshow-Queen Oprah Winfrey für sich zu gewinnen. Der Kassenschlager ist vorprogrammiert. Auch wenn sich Oprah nicht für leichte Unterhaltungskost entschieden hat. Sie wird mit zwei Dokumentationen an den Start gehen. In "Toxic Labour" geht es um sexuelle Ausbeutung am Arbeitsplatz. In der zweiten Dokumenation geht es um traumatisierte Personen.

Oprah kündigte zudem ein weiteres Projekt an, das ihr zufolge das Potenzial hat, zum "größten und lebendigsten und stimulierendsten Buchklub des Planeten" zu werden. Ohne konkret zu werden, kündigte sie Live-Streams mit Autoren an.

Im Herbst soll der Service starten, der zu Beginn in mehr als 100 Ländern verfügbar sein soll. Den Preis bleibt Apple schuldig.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.