Eine graue Eminenz trumpft auf

Das Erstlingswerk von Microsoft kann im Test durchwegs überzeugen.
Das Erstlingswerk von Microsoft kann im Test durchwegs überzeugen.(c) Microsoft
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Das von Bill Gates gegründete Unternehmen ist längst nicht mehr nur auf Software spezialisiert. Auch Hardware kann Microsoft, wie es mit den Surface-Headphones beweist.

Blickt man ein paar Jahre zurück, waren die Anfänge von Microsoft in der Hardware-Welt mehr als holprig. Das erste Surface-Tablet, damals noch mit Windows RT, war ein finanzieller Totalschaden. Knapp eine Milliarde Verlust musste Microsoft abschreiben. Doch aus den Fehlern hat man gelernt. Das Unternehmen wurde mutiger. Das kostspielige Surface-Studio, ein All-in-one-PC für Grafik-Enthusiasten, ist eines dieser Beispiele. Nun bewegt sich Microsoft auf einem völlig neuen Terrain: Kopfhörer.

Die Surface-Headphones bedienen als Overhead-Kopfhörer eine Nische, wo sich Profis wie Sony, Sennheiser und Bose messen. Trotz dieses umkämpften Felds setzt Microsoft bei der Designsprache auf Understatement.

Das matte Grau ist durchgehend und nur auf den Bügeln finden sich links und rechts ein silberfarbenes Windows-Logo. Bei den verbauten Materialien setzt Microsoft auf Kunststoff und Aluminium. Die rechte Ohrmuschel kommt mit nur zwei Hardware-Buttons aus. Ansonsten finden sich noch ein USB-C-Anschluss zum Laden sowie ein Klinkenstecker-Anschluss.

Der Power-Button dient nicht nur zum Ein- und Ausschalten, sondern auch zum Koppeln. Bis zu zehn Geräte kann sich das Surface-Modell „merken“. Dabei ist der Wechsel nahezu nahtlos und sehr gut gelöst. Der zweite Knopf deaktiviert das Mikrofon.

Am Rad drehen. Die Seiten der Kopfhörer bieten eine Touch-Oberfläche. Mit einmaligem Tippen kann ein Lied gestoppt werden. Zweimal auf den Kopfhörer getippt überspringt das Lied. Dabei sollte man zärtlich sein, denn die Klopfgeräusche sind deutlich zu hören. Ein langes Drücken aktiviert den smarten Assistenten. Dabei setzt Microsoft auf Vielfalt anstatt auf Zwangsbeglückung. Von Alexa bis Siri kann alles genutzt werden. Auch sonst ist keine Einschränkung in der Nutzung mit Endgeräten vorhanden, da Microsoft auf Bluetooth setzt. An beiden Ohrmuscheln befinden sich drehbare Regler. In 13 Stufen können die Lautstärke sowie auch die Geräuschunterdrückung eingestellt werden. Dabei sind die Unterschiede in den einzelnen Stufen granular.

Stille im Großraumbüro. Microsofts Kopfhörerpremiere ist gut gelungen. Schon viele andere Hersteller sind mit geräuschunterdrückender Hardware gescheitert. Das Gegenteil ist hier der Fall, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Bei Turbinen-Geräuschen kann noch nachgebessert werden, aber im Großraumbüro weiß Microsoft zu punkten. Tastaturanschläge von besonders aggressiven Kollegen im Großraumbüro sind kaum wahrnehmbar, und auch sonst taucht man in eine wattierte Welt aus dumpfer Geräuschkulisse. Durch die wattierten Ohrmuscheln können die Kopfhörer auch mehrere Stunden durchgehend getragen werden, ohne unangenehm zu drücken. Das hält auch der Akku durch. Im Schnitt schafften wir im Test knapp 15 Stunden. Angenehme Zusatzfunktion: Beim Einschalten gibt eine weibliche Stimme Auskunft über die Akkulaufzeit und das verbundene Gerät.

Doch bei allem Lob gibt es auch ein paar Schwachpunkte. Angefangen beim Preis. Für knapp 380 Euro hat Microsoft selbst Sonys Spitzenmodell übertrumpft. Diese sind derzeit bereits für 300 Euro erhältlich und waren auch zum Marktstart günstiger. Außerdem lassen sich die Surface-Headphones nicht zusammenklappen. Inklusive der Transportbox nimmt das ziemlich viel Platz in der Tasche ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2019)

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