Huawei: Die Krux ist der App Store

Die Presse/Clemens Fabry
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Ohne Apps wird Huawei scheitern. Das haben Microsoft und BlackBerry schon vorgemacht. Das neue Betriebssystem kann Schwächen haben, aber es muss einen prall gefüllten App Store haben.

Der Handelsstreit zwischen USA und China hat weltweite Auswirkungen. Der Schritt, US-Unternehmen weiteren Geschäftskontakt mit China zu verbieten, hat Folgen für alle Huawei-Kunden. Auch die von Huawei in Aussicht gestellte Alternative zu Android sollte nicht zu viel Hoffnung bringen.

Bei der Software setzen die Chinesen schon seit jeher auf Partnerschaften mit Microsoft (Windows) und Google (Android). Besonders Microsoft kann in diesen Tagen dem chinesischen Geschäftspartner von den Herausforderungen eines eigenen mobilen Betriebssystems erzählen.

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Mit Windows ist Microsoft in der Smartphone-Welt brachial gescheitert. Dabei war das Betriebssystem nicht per se schlecht. Es hatte seine Schwächen, aber die hatten und haben iOS (Apple) und Android (Google) auch. Genau so ist BlackBerry mit seinem eigenen Betriebssystem gescheitert. Genau so wie Firefox OS, Symbian OS und WebOS.

Viele Hersteller haben sich noch vor der der Marktdominanz Googles an einem Betriebssystem probiert. Gescheitert sind sie alle an einem gut gefüllten und vor allem sicheren App-Market.

Die Entwickler haben eine Schlüsselrolle

Wer eine Software für Smartphones entwickelt, darf dabei die App-Entwickler nicht vergessen. Welchen Anreiz sollten diese haben, Arbeit in eine Entwicklung zu investieren, die sich am Ende vielleicht gar nicht rentiert? Das ist ein Risiko, das große Studios abfangen können. Kleine Entwickler eher nicht. Und der Erfolg eines Betriebssystems hängt nun mal von der Masse und Klasse der Apps ab.

Außerdem ist entscheidend, welchen Aufwand Entwickler betreiben müssen, um eine App in den Store zu bekommen. Google hatte dieses Problem zu Beginn auch. Android-Nutzer werden sich vielleicht erinnern: Als Facebook in Europa startete, gab es die App zu Beginn nur für Apple-Geräte. Android-Nutzer mussten warten. Monate später ging dann - nach Interventionen und Gesprächen Googles - eine Android-Version online.

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Google musste viel in die Aufbereitung von Google Play investieren. Ein Algorithmus, der sicherstellt, dass sich Fake-Apps nicht mehr einschleichen (auch wenn das heute noch nicht zu 100 Prozent funktioniert). Und garantieren, dass Entwickler auch im Google-Play-Store verdienen können. Denn lange Zeit galt: iOS-Nutzer geben eher Geld für Apps aus als Android-Nutzer.

Project Z, HongMeng - Huaweis Plan B

Wie Huaweis Software-Zukunft nun weitergeht ist ungewiss. Aktuell gibt es nur Gerüchte und die drehen sich zusammengefasst um ein Super-Betriebssystem. Dieses soll noch heuer oder spätestens 2020 fertig sein. Es soll mit Android kompatibel sein, was einen Umstieg für Entwickler erleichtern soll. Die Apps sollen dann auch noch um 60 Prozent schneller laufen als auf Android-Geräten. Außerdem soll die Software nicht nur kompatibel mit Smartphones sein, sondern mit der gesamten mobilen Produktpalette des Unternehmens. Von der Smartwatch über den Fernseher bis hin zu den Laptops soll das OS eingesetzt werden.

Ob das Betriebssystem tatsächlich so schnell fertig sein wird, hat Huawei nicht bestätigt. Der Konzern konzentriert sich derzeit darauf, auf politischer Ebene zu agieren. Es ist auch kein Zufall, dass der chinesische Präsident eine Mine mit seltenen Erden kurz nach Trumps Ankündigung besucht. Jene Mine, auf die Apple und Dell - zwei US-Unternehmen - angewiesen sind. Eine Retourkutsche Chinas ist hier durchaus wahrscheinlich.

Technisch ist es möglich, dass das neue Betriebssystem mit Android kompatibel ist. Nachdem es sich um ein betriebsoffenes System handelt, könnte es durchaus auf Android Open Source Project (AOSP) aufsetzen. Das wäre gut bei der Argumentation mit Entwicklern. Der Zeitdruck macht aber auch fehleranfällig. Keine ideale Ausgangssituation für die Geburtsstunde eines neuen Betriebssystems. Und von Huawei so sicher nicht geplant gewesen.

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