Internet: Wenn Jesus und YouTube fusionieren

Kreuz
Kreuz(c) Www.BilderBox.com (Erwin Wodicka)
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Religiöse Gruppierungen haben längst das Web 2.0 für sich entdeckt. So bietet etwa „KathTube“, eine Website im Stil der Videoplattform „YouTube“, Filme, Bilder und Audiofiles zu katholischen Themen zum Download an.

Wer sagt, dass Religion nicht mit der Zeit geht? Web 2.0, der interaktive Teil des Internet, hat sich längst auch österreichischen Katholiken erschlossen. So bietet etwa „KathTube“, eine Website im Stil der Videoplattform „YouTube“, Filme, Bilder und Audiofiles zu katholischen Themen zum Download an.

Dabei finden sich Späßchen, wie sie auch auf weltlichen Portalen zu finden sind, etwa spielende Kätzchen, aber vor allem Videos mit spirituellen Inhalten. So kann der User etwa das Angelusgebet von Papst Benedikt XVI. oder das „Habemus Papam“ ansehen. Eine gewisse Skurrilität haben Beiträge, etwa über die Zeitschrift „Altöttinger Liebfrauenbote“.

Web-affine Kurzfilmchen, zum Beispiel fingierte Kinotrailer von „Men in Black“ (katholische Priester – sie schützen die Erde vor dem Abschaum des Universums) oder „Bet-man“, vorwiegend aus dem amerikanischen Raum, findet man ebenso – sie stammen häufig von der vergleichbaren amerikanischen Plattform „GodTube.com“.

Weniger skurril ist ein Videobeitrag, in dem Zeichnungen einer Abtreibung bei fortgeschrittener Schwangerschaft gezeigt werden. Auch der ehemaligen Moderatorin Eva Herman, die mit umstrittenen Aussagen zur Rolle der Frau und zum Nationalsozialismus in die Schlagzeilen geriet, wird auf KathTube mit einem devot gehaltenen Interview eine Plattform geboten.

Hinter dem Portal steht auch nicht die offizielle katholische Kirche des Landes, sondern das katholische Internet-Nachrichtenmagazin Kath.net, das eine besonders konservative Ausrichtung des Katholizismus repräsentiert. Der in Linz ansässige Verein hat sich schon länger die Vorteile des interaktiven Web 2.0 zunutze gemacht – als Betreiber der Online-Enzyklopädie „Kathpedia“.

Nicht zu verwechseln ist Kath.net übrigens mit der Kathpress, der katholischen Nachrichtenagentur, die im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz arbeitet, und ihrem Internet-Ableger KathWeb. Dort beschränkt man sich auf klassische Medienarbeit – immerhin bietet man Nachrichten als Videostream und kostenpflichtige SMS mit aktuellen News aus der Kirche an. Auf User-generated-Content wird verzichtet.

„Jewtube“ und „YoutubeIslam“

Religion ist nur ein Aspekt, der auf dem jüdischen Portal „Jewtube“ behandelt wird. Neben Filmen über die Schönheit der Thora und Ansprachen von Rabbis stellen die User auch weltlichere Beiträge ins Netz – etwa die „100 schönsten Frauen Israels“, aber auch Beiträge über den militanten Islam.

Selbstverständlich haben auch Muslime längst das Web 2.0 entdeckt. Unter anderem finden Interessierte auf „YoutubeIslam“ Predigten und andere Beiträge zum Thema Islam. Meistgesehenes Video ist ein CNN-Beitrag über eine junge Amerikanerin, blond und blauäugig, die zum Islam konvertierte und nun Kopftuch trägt. Und – es gibt dort auch einen eigenen Unterpunkt zum Thema Humor im Islam.

www.kathtube.com

www.jewtube.com

www. youtubeislam.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2008)

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