Studie: Deutsche und österreichische Rechtsextreme manipulieren Facebook

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FILES-EU-INTERNET-CONSUMERS-FACEBOOK-TWITTER(c) APA/AFP/LOIC VENANCE (LOIC VENANCE)
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Eine kleine Minderheit ist für den Großteil der Hasspostings auf Facebook verantwortlich, so eine Studie. Die meisten der hochaktiven Accounts lassen sich der AfD und der "Identitären Bewegung" zuordnen.

Nur eine sehr kleine Minderheit der Nutzer ist für einen Großteil der Hasspostings auf Facebook verantwortlich. Fünf Prozent der Facebook-Konten verteilen 50 Prozent der "Likes" bei Hasskommentaren auf dem Sozialen Netzwerk, ein Prozent hochaktiver Nutzer vergibt sogar ein Viertel aller "Likes". Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die dem NDR vorliegt. Auch Österreich ist in den Daten vertreten.

Die Studie, die vom IT-Experten Philip Kreißel zusammen mit dem Institute for Strategic Dialogue in London erstellt wurde, bezieht sich laut NDR (Norddeutscher Rundfunk) auf 3.000 Veröffentlichungen und 18.000 Kommentare auf Facebook zu Beiträgen großer deutschsprachiger Internetmedien. Darunter befindet sich auch die Kronen-Zeitung (online), deren Beiträge von Rechtsextremen besonders oft geteilt werden, wie Julia Ebner vom Institute for Strategic Dialogue der APA am Donnerstag mitteilte.

Die meisten der hochaktiven Accounts lassen sich der AfD und der rechtsextremen "Identitären Bewegung" zuordnen, deren Österreich-Sprecher Martin Sellner laut Ebner auch in Deutschland großen Einfluss ausübt. Eine hohe Aktivität von FPÖ-Mitgliedern ist demnach aus den Daten nicht ersichtlich.

"Rechte Gruppierungen versuchen, gezielt die Facebook-Algorithmen zu manipulieren - dazu einigen sie sich auf Uhrzeiten und Hashtags, um diese in die Toptrends zu katapultieren", sagte Ebner dem NDR. Im Gespräch mit der APA fügte sie hinzu, dass eine solche konzertierte Aktion auch vor der österreichischen Nationalratswahl stattgefunden habe. An dieser Aktion hätten auch deutsche Rechtsextreme teilgenommen - wie umgekehrt auch Österreicher vor der deutschen Bundestagswahl aktiv geworden seien.

"Was wir in den Statistiken sehen, ist vor allem eine monumentale Täuschung", sagte IT-Experte Kreißel dem NDR. Andere Nutzer, aber auch der News-Algorithmus von Facebook, bekämen durch die konzertierten Aktionen den Eindruck, dass bestimmte Themen ein große Öffentlichkeit beschäftigen würden. In Wahrheit handle es sich aber nur um eine lautstarke Minderheit, der die Funktionsweise von Facebook entgegenkomme. Polarisierende Debatten erhielten durch den Facebook-Algorithmus eine höhere Reichweite als sachliche Diskussionen, so der Wissenschafter.

"Wir haben es schon lange mit Hassreden zu tun"

"Wir haben es schon lange mit Hassreden zu tun. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und möchten, dass sich die Menschen auf Facebook sicher fühlen. Aus diesem Grund entfernen wir Inhalte, die gegen unsere Community-Standards verstoßen und arbeiten intensiv daran, unsere Prozesse weiter zu verbessern", hieß es dazu seitens Facebook gegenüber der APA. "Wir arbeiten auch mit unabhängigen Organisationen und Experten zusammen, um dieses komplexe Phänomen auf vielen Ebenen anzugehen."

Dazu sei im Jänner 2016 die Online Civil Courage Initiative (OCCI) ins Leben gerufen worden, die Extremismus und Hassreden online bekämpfen soll. "Die OCCI ist eine europaweite Initiative, die in Deutschland, Frankreich und Großbritannien aktiv ist. Die beteiligten Organisationen erhalten Schulungen, Marketing-Unterstützung und finanzielle Mittel, um ihre wichtige Arbeit gegen den Online-Extremismus fortzusetzen." Bisher seien mehr als 100 Anti-Hass- und Anti-Extremismus-Organisationen in ganz Europa ausgebildet und 15 Millionen Menschen online erreicht worden.

(APA)

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