Videoüberwachung erkennt "verdächtiges Verhalten"

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BRITAIN - BUSH VISIT(c) EPA (Kirsty Wigglesworth /pool)
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Minority Report lässt grüßen: Ein neues Video-Überwachungs-System soll anhand von Bewegung erkennen, wenn sich jemand verdächtig verhält. Bürgerrechts-Organistionen laufen Sturm.

In der britischen Stadt Portsmouth wird derzeit ein Video-Überwachungssystem getestet, das verdächtige Verhaltensweisen erkennen soll. Das CCTV-System (Closed Circuit Television) trägt den Namen "Perceptrak" und wurde vom englischen Unternehmen Smart CCTV entwickelt.

Algorithmen erkennen Verdächtige

Die speziellen Kameras sind laut Angaben des Herstellers dazu in der Lage, mithilfe komplexer Algorithmusberechnungen bestimmte "verdächtige Verhaltensweisen" zu erkennen. "Das Perceptrak-System wurde installiert, um nachts verlassene Gegenden wie Parkplätze, Stiegenhäuser oder Korridore in Gebäuden und Straßen zu überwachen", beschreibt Smart CCTV den aktuellen Testlauf auf der eigenen Homepage.

Verbrechen vor Verübung verhindern

Verbrechen könnten so rechtzeitig vor der eigentlichen Tat verhindet werden. "Das Perceptrak-System ist das Gegenstück zu einem Nachtwächter im 21. Jahrhundert. Aber im Gegensatz zu einem Nachtwächter blinzelt es nie, macht niemals Pause und langweilt sich nicht", schwärmt Jason Fazackarley, für Sicherheitsfragen verantwortlicher Stadtrat von Portsmouth.

"Unser System setzt ein Software-basiertes Analyseverfahren ein, das Bildmaterial anhand von 18 verschiedenen vordefinierten Kriterien auf verdächtige Verhaltensweisen hin untersucht", erläutert der Hersteller. Beispiele hierfür seien etwa

  • zu schnell fahrende Autos,
  • Personen, die sich länger als üblich in einem Parkhaus aufhalten oder
  • Menschen, die sich in Gegenden treffen, wo bekanntlich ein reger Drogenhandel stattfindet.

Wird solch ein Verhalten erkannt, schickt das Kamerasystem einen Alarm an die Zentrale. Dort kann sich dann ein Sicherheitsbeamter die entsprechenden Aufnahmen ansehen und so noch rechtzeitig eingreifen, falls es sich tatsächlich um ein kriminelles Verhalten handelt.

Bürgerrechtsorganisationen warnen

Während das Projekt von Seiten der zuständigen Stadtverwaltung als "eine fantastische Entwicklung" willkommen geheißen wird, warnen Kritiker schon jetzt vor einer weiteren unzumutbaren Verschärfung der Überwachungssituation in Großbritannien. "Diese Technologie macht es dem Staat nur noch einfacher, jeden einzelnen Schritt der Menschen zu beobachten", kritisiert etwa ein Sprecher der britischen Bürgerrechtsorganisation Liberty.

Von Perceptrak zu "PreCop"

Er vergleicht das Perceptrak-System dabei mit einer ähnlichen Technik, die im Tom-Cruise-Film "Minority Report" zum Einsatz kommt. Dort erkennen genetisch manipulierte Menschen durch ihre übernatürlichen Kräfte, wann wo wer ein Verbrechen verübt - oft Stunden vor der eigentlichen Tat.

"Das Verfrachten von teurem Hollywood-Science-Fiction-Equipment auf unsere Parkplätze kann niemals so effektiv sein wie eine Polizeipatrouille, die direkt auf den Strassen den Kampf gegen Verbrechen führt", stellt der Liberty-Sprecher zusammenfassend klar.

(pte)

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