Sehr gut nur im Hauptfach

Display pur lautet das Designkonzept des A1, das auf einen sichtbaren Standfuß verzichtet.
Display pur lautet das Designkonzept des A1, das auf einen sichtbaren Standfuß verzichtet.(c) Sony
  • Drucken

Sonys spätes Debüt bei großen OLED-Fernsehgeräten überzeugt mit sehr gutem Bild und pfiffigen Lösungen, leistet sich aber auch kleinere Schwächen.

Auch wenn LCD noch lang nicht tot ist, beginnt sich langsam, aber sicher OLED auf dem Massenmarkt durchzusetzen, zumindest bei größeren Diagonalen. Sony, 2008 noch unter den Vorreitern der Technologie, die tiefstes Schwarz sowie breiten Farbraum und Betrachtungswinkel verspricht, hat sich zuletzt eher geziert. Nun ist mit dem A1 der erste große OLED-Fernseher von Sony auf dem Markt. Die Herausforderung, einen im Fall des Testgeräts 65-Zoll-Fernseher halbwegs wohnzimmertauglich zu präsentieren, lösen die Japaner auf recht elegante Art. Das Display selbst ist zwar präsent, dafür wird auf einen sichtbaren Standfuß verzichtet. Aufgestellt wird der A1 leicht nach hinten gekippt, wobei das ausklappbare hintere Element, das der Abstützung dient, die gesamte Elektronik inklusive der Anschlüsse beherbergt. Die Idee der leichten Neigung irritiert anfangs, ist aber nicht weiter störend. An der Wand montiert steht der A1 zwar deutlich von selbiger ab, soll dadurch aber „schwebend“ wirken. In jedem Fall ist die Lösung recht gelungen.

Nicht ganz so geglückt ist die wenig elegante Fernbedienung und deren Bedienlogik. Was sich hinter „Action Menü“ oder „Discover“ verbirgt, muss tatsächlich erst entdeckt werden, und so manches Untermenü gleicht eher einem Suchrätsel. Nach kurzer Eingewöhnungszeit ist dieser Punkt aber – größtenteils – abgehakt. Im Testzeitraum buchstäblich nicht in den Griff zu bekommen waren die beiden (zu eng) ineinanderliegenden Tastenringe, die ständig Fehlbedienungen provozieren.

Das Bild versöhnt wieder. Die Farben sind für Sony relativ kräftig voreingestellt, wirken aber natürlich. Die ab Werk eingestellten 100 Prozent Kontrast erschienen zu hart – Geschmackssache und via Bildeinstellungen rasch zu beheben. Die Bewegungen sind flüssig, die Helligkeit ist ausreichend. Erwartungsgemäß kann das 4K-Display bei UHD-Blu-rays mit HDR seine Stärken voll ausspielen. Aber auch schlichtes DVD-Material sieht am A1 keineswegs alt aus. Die Gretchenfrage, ob es unbedingt ein OLED sein muss, muss allerdings jeder für sich beantworten. Auch LCDs bieten heute beachtliche Bildqualität.

Brilliert bei dunklen Bildern.
Hauptvorteil von OLED, der bei großen Diagonalen besonders ins Auge fällt, ist das absolute Schwarz – nicht zufällig lag dem Testsample der Weltraumfilm Passengers bei. Aber etwa auch das Video zu „Every Breath You Take“ kommt vollkommen neu zur Geltung. Bei weniger „düsterem“ Programm brilliert der A1 ebenso, der Aha-Effekt ist aber weniger ausgeprägt.

Was die Konnektivität angeht, so klappt das Spiegeln der Handyanzeige auf Anhieb. Bezüglich HDMI-Kabel ist der A1 wählerisch – nicht überall, wo 4K draufsteht, geht 4K reibungslos durch. Etwas nervig: Die Videowiedergabe per USB endete im Test oftmals im Systemabsturz. Dafür bietet das etwas lahme Android-Betriebssystem eine Vielzahl an Apps. Gängige Streamingdienste sind vorinstalliert.

Eine Besonderheit des Sony A1 ist sein Sound. Die OLED-Technologie erlaubt, das Display gleichzeitig als Lautsprecher zu nutzen, um ungestörte Optik mit guter Akustik zu vereinen. Ein rückwärtiger 13-cm-Lautsprecher unterstützt bei tiefen Frequenzen. Zwar kann das eine ausgewachsene Surround-Anlage nicht ersetzen, der Klang ist aber überraschend klar und kraftvoll. Wenn nicht primär Blockbuster oder Konzertmitschnitte auf dem Programm stehen, genügt der Fernsehton.

Fazit: Sonys OLED-Debüt punktet mit gutem Bild und originellen Lösungen bei Design und Sound. Zum Rundum-glücklich-Gerät fehlt dem 5000 Euro teuren A1 leider der letzte Schliff bei der Usability.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.