Mit Wissenschaft unterhaltsam gegen die Esoterik

Im Bühnenstück „Heilung“ werden esoterische Ansätze mit wissenschaftlichen Fakten ins Lächerliche gezogen.

Um das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst zu erhalten, muss man offenbar keinerlei wissenschaftliche Leistungen erbracht haben. Das schließen der Biologe Jörg Wipplinger und die Regisseurin Anne Frütel in ihrer aktuellen Bühnenshow in Wien daraus, dass dem Tiroler Johann Grander, „Erfinder“ des angeblich wundersamen Grander-Wassers, im Jahr 2001 ebendieses Ehrenkreuz verliehen wurde. Welche Errungenschaften die Verleihung rechtfertigten, ist jedoch ungeklärt. Denn auf streng wissenschaftlicher Basis konnten dem Grander-Wasser bis dato keine besonderen Eigenschaften nachgewiesen werden. Ganz im Gegenteil, dem Wiener Biologen Erich Eder wurde sogar vom Oberlandesgericht Wien erlaubt, dass die Grander-Technologie als „aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug“ bezeichnet werden darf. Eder gab auch – gemeinsam mit dem Wiener Spieltheoretiker Ulrich Berger – die Anregung zur parlamentarischen Anfrage, die im Juni von SPÖ, Grünen, FPÖ und LIF an Wissenschaftsminister Johannes Hahn gerichtet wurde: Wann wird Johann Grander das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst entzogen?

Ehrenkreuz für Esoterik

Nach langer Überlegung kam das Wissenschaftsministerium zum Schluss, dass man dies nicht tun würde, da in der gesamten Geschichte erst einmal jemandem das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst aberkannt wurde – und zwar dem NS-Mediziner Heinrich Gross, der den Tod unzähliger Kinder zu verantworten hatte. Im Detail: „Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit der beiden Fälle zueinander ist die Aberkennung des Ehrenkreuzes im gegenständlichen Fall nicht zu vertreten.“ Fazit in der Bühnenshow: Johann Grander behält das Ehrenkreuz, weil er nicht so viel Schaden angerichtet hat wie Heinrich Gross.

Jörg Wipplinger ließ sich von dieser Geschichte jedenfalls inspirieren, eine 70-minütige Show „über die Scheiß-Esoterik“ auf die Bühne zu bringen, um den Fall Grander und andere parawissenschaftliche Beispiele „aufzublatteln“. Im wunderbar kitschigen Rahmen der alten Kapelle im Alten AKH wird auch thematisiert, ob homöopathische Ansätze nicht viel mehr der Esoterik als der Wissenschaft zuzuordnen seien. „Homöopathie will Ähnliches mit Ähnlichem heilen. Aber würden Sie eine Schusswunde im linken Oberschenkel mit einer Stichwunde im rechten Oberschenkel behandeln?“, so Wipplinger. Anne Frütel, Absolventin des Max-Reinhardt-Seminars, mimt derweil eine Durchschnittsbürgerin, die zu den Themen Homöopathie, Grander-Wasser, Rutengeher etc. immer wieder einwirft: „Aber ich glaub' halt dran“.

Dass man Glauben nie beweisen wird können, zeigen auch Ausschnitte der „One Million Dollar Challenge“ der James Randi Educational Foundation, bei der ein Preisgeld von einer Million Dollar für die erfolgreiche Demonstration übernatürlicher Fähigkeiten unter wissenschaftlichen Testbedingungen ausgesetzt ist. Bisher hat es noch keiner geschafft. Dafür schaffen Wipplinger und Frütel mit ihrer Bühnenshow, dass man sich über so manchen esoterischen Unfug Gedanken macht.

Anmeldungen zur Veranstaltung am 4.10.: heilung@diewahrheit.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2008)

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