Was wurde aus...Stephan Eberharter?

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WC-FINALE/RTL-HERREN/EBERHARTER-KUGELN(c) APA (Barbara Gindl)
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Weltmeister, Olympiasieger, Seriensieger, Sympathieträger. Was es zu gewinnen gab, hat er gewonnen und sich 2004 aus dem Skisport verabschiedet. ORF-Co-Kommentator ist er nicht, was macht Stephan Eberharter?

Er stieg 1991 in Saalbach-Hinterglemm auf wie ein Komet. Ohne im Ski-Weltcup je einen Sieg eingefahren zu haben, gewann Stephan Eberharter den WM-Super-G und wies den Norweger Kjetil André Aamodt sowie den Franzosen Franck Piccard auf die Plätze. Sieben Tage später, am 30. Jänner, legte er im Slalom der Kombination eine fulminante Bestzeit hin und fing den nach der Abfahrt führenden Kristian Ghedina ab. Eberharter gewann auch den Kombinationswettbewerb der Weltmeisterschaft und kürte sich mit 21 Jahren zum Doppelweltmeister. Am Ende des Jahres wurde er zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt. Österreich lag ihm zu Füßen.

Vor mittlerweile sieben Jahren hat sich Stephan Eberharter aus dem Skiweltcup zurückgezogen. Er wechselte damals nicht, wie so mancher ÖSV-Star, direkt vom Starthaus in die Kommentatorenkabine, um von dort aus den ORF fachlich zu unterstützen. Gefragt hat man ihn wohl, aber Eberharter sehnte sich nach dem normalen Leben. Vom Reisen als Skiprofi hatte er genug und auch Co-Kommentatoren reisen. Stephan Eberharter sagte dem ORF ab. Er wollte zur Ruhe kommen, ein Haus bauen und eine Familie gründen.

Wohin Stephan Eberharter ging

Ein kompletter Bruch mit dem Leben des Skirennläufers also? Nur fast. Die Rennanzüge von Skirennläufern sind übersät mit Logos der Sponsoren. Skirennläufer sind Werbeträger und Stephan Eberharter ist noch immer einer. Heute hauptberuflich. Für den österreichischen Versicherer Uniqua fungiert er als Headcoach des Vitalteams. Er sei nicht Headcoach im „operativen Bereich, sondern werbemäßig", verriet Eberharter im Talk bei TirolTV im März. In dieser Funktion geht er an der Seite von Ö3-Mikromann Tom Walek auf Werbetour, verleiht einer Golf Trophy seinen Namen und tritt in Werbevideos auf. Auf seiner linken Brust prangt bei fast jedem TV-Auftritt das Logo des Versicherers - ein bisschen wie zu aktiven Zeiten.

Der ehemalige Skistar bietet aber auch seine Dienste als Vortragender an. Auf der Bundestagung der Jungen Wirtschaft am 17.11.2011 in St. Pölten gewährte er Jungunternehmern und Führungskräften unlängst einen „exklusiven Einblick in die mentale Welt der Sieger und in ihre erfolgsorientierte Denkweise". In seinen Vorträgen erzählt Eberharter von seiner aktiven Zeit. In besonderer Weise geht es ihm darum, zu zeigen, wie Krisen zu überwinden sind. Wie man aus einem Tal wieder nach oben kommt.

Karriere mit kurvigem Verlauf

Nachdem Eberharter sich bei der Heim-WM in Saalbach zum doppelten Weltmeister gekürt hatte, verlief die Karrierekurve nach unten. Was folgte, liest sich wie die Geschichte eines klassischen griechischen Helden (des Altertums): Tiefer Fall, Rückschläge, Erstarken, neue Niederlagen und ganz am Ende - der Zenit. Zuerst passierte der Innenbandriss. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Albertville ging Eberharter leer aus. Dann folgte ein Motorradunfall mit Schlüsselbeinbruch. Bei der Weltmeisterschaft 1993 in Morioka-Shizukuishi konnte Eberharter seinen Kombinationstitel nicht verteidigen, den des Super-G-Weltmeisters durfte er weiter tragen, weil der Wettkampf wegen schlechten Wetters abgesagt werden musste. Im Dezember 1993 kam der nächste Tiefschlag, diesmal ein Sturz mit dem angestammten Arbeitsgerät, den Skiern. Das Knie war schwer verletzt und musste mehrmals operiert werden. In Österreichs Skikader war bald kein Platz mehr für Eberharter. Er rutschte in die - aus österreichischer Sicht - Untiefen des Europacups ab. Erst in der Saison 1997/98 erfolgte die Rückkehr in den Weltcup. Beim Olympiariesenslalom 1998 in Nagano war Eberharter zurück in der Weltspitze, belegte den zweiten Platz und war doch nicht bester Österreicher. Es waren die Olympischen Spiele des Hermann Maier, die Geburtstunde des Stehaufmännchens, das fortan „Herminator" genannt wurde. Am Ende der Saison endlich, im März 1998, fuhr Stephan Eberharter seinen ersten Sieg ein; 7 Jahre nachdem er Weltmeister geworden war. 28 weitere Weltcupsiege sollte er bis zum Rücktritt noch einfahren. 2001 gab es wieder eine Heim-WM in St. Anton und für Stephan Eberharter erneut „nur" eine Silbermedaille. Und dann kam die Zeit, die Fans und junge Führungskräfte bei seinen Vorträgen gleichermaßen rühren wird. In der Saison 2001/2002 gewann Eberharter zehn Rennen, holte sich überlegen den Gesamtweltcup, den Abfahrts- und den Super-G-Weltcup. 2002 in Salt-Lake durfte Eberharter im Riesenslalom endlich Olympiasieger werden. 2003 machte er seine Karriere rund und entschied den WM-Lauf im Super-G, ganze zwölf Jahre nach dem legendären Sieg in Saalbach, für sich.

Seit dem 17. September 2004 muss der Rennzirkus mittlerweile ohne ihn auskommen. Stephan Eberharter ist zur Ruhe gekommen. Er hat neue Herausforderungen. Sein Haus, seine Freundin und seinen Sohn Felix. Eberharter spielt mittlerweile leidenschaftlich Golf und ist im Vorstand des Golfclub Achensee in Tirol. Viel Privates lässt er die Welt nicht wissen - ganz wie zu aktiven Zeiten. Stephan Eberharter ist trotz seiner Funktion als vitaler HeadCoach eines Versicherers, nicht im Trainergeschäft unterwegs; wer mit ihm Sport machen will, der kann dies trotzdem. Vergangenes Wochenende in Fügen, im Tiroler Zillertal, wo seine Eltern ein Hotel betreiben, etwa: Ein Vier-Stern-Hotel spendierte seinen Gästen zur Saisoneröffnung ein exklusives Ski- und Hüttenerlebnis mit dem Olympiasieger. Wer nicht so gut Ski fährt, der konnte ihn schon am Vorabend, bei einem gemeinsamen Essen „ganz privat kennenlernen".

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