Stahlzölle: Angst vor Handelskrieg

Höhere Einfuhrzölle für US-Jeans? Dann auch für deutsche Autos, meint Trump.
Höhere Einfuhrzölle für US-Jeans? Dann auch für deutsche Autos, meint Trump.(c) APA/AFP/MANDEL NGAN
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China droht mit Konsequenzen für die USA im Fall von Handelszöllen, Trump twittert gegen europäische Autohersteller.

Washington/Peking/Berlin. Mit angedrohten Strafzöllen auf Importe europäischer Autos hat Donald Trump den transatlantischen Handelsstreit weiter angeheizt. Zuvor hat der US-Präsident bereits hohe Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium angekündigt. US-Medien werteten die neue Attacke als „direkte Drohung“ gegen Deutschland. Der deutsche Autobauerbranchenverband VDA warnte vor einer Zuspitzung des Konflikts. Die deutsche Wirtschaftsministerin, Brigitte Zypries, rief Trump zur Mäßigung auf: „Präsident Trump will ein Spiel spielen, das niemand gewinnen kann.“
Trump hatte in der vergangenen Woche Strafzölle auf Stahlimporte in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Auf Aluminiumeinfuhren sollen zehn Prozent erhoben werden. Als Reaktion kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Einfuhrzölle auf Whiskey, Jeans und Motorräder aus den USA an. Am Samstag meldete sich wiederum Trump zu Wort, einmal mehr auf Twitter. Wenn die Europäer ihre „schon massiven“ Zölle für US-Unternehmen weiter anheben würden, dann „werden wir einfach eine Steuer auf ihre Fahrzeuge erheben, die frei in unser Land strömen“.
Nach Berechnungen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer wären vor allem die VW-Töchter Audi und Porsche betroffen, die anders als die VW-Kernmarke, BMW oder Daimler keine eigenen Werke in den USA unterhalten.
„Washington Post“ und „New York Times“ titelten nach dem Tweet des US-Präsidenten in ihren Onlineausgaben mit „Trump lässt den Handelskrieg eskalieren“. Trump habe schon seit Langem beklagt, dass mehr Mercedes-Autos in New York zu sehen seien als Chevrolets in Deutschland, schrieb die „Washington Post“.

„Völlig fehlgeleitete Idee“

International hatte bereits Trumps Zollankündigung für Stahl und Aluminium Kritik hervorgerufen. Die Nachbarländer und Stahllieferanten Kanada und Mexiko drohten Vergeltungsmaßnahmen an. Experten warnten, Stahlzölle gefährdeten die Verhandlungen der beiden Länder mit den USA über eine von Trump geforderte Neuauflage des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta). Auch China kündigte eine Reaktion an. „Wenn die USA chinesischen Interessen schaden, werden wir nicht tatenlos zusehen, sondern notwendige Maßnahmen ergreifen“, sagte Vizeaußenminister Zhang Yesui. China ist offiziell für zwei Prozent der Stahlimporte in die USA verantwortlich, doch findet chinesischer Stahl auch auf Umwegen seinen Weg in die USA.
Zugleich meldeten sich auch Volkswirte und Wirtschaftsführer in den USA zu Wort und warnten, die Zölle könnten zum Bumerang für die „America first“-Agenda des Präsidenten werden. „Dies ist eine völlig fehlgeleitete Idee, die für uns nach hinten losgehen wird – und auch unseren Verbündeten und der Weltwirtschaft Schaden zufügen wird“, sagte der US-Milliardär Michael Bloomberg, früher Bürgermeister von New York, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. (DPA/red.)

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