Die Angst des Bankers vor dem Internet

ECB HQ and skyline with its financial district are seen in Frankfurt
ECB HQ and skyline with its financial district are seen in FrankfurtREUTERS
  • Drucken

Bei den deutschen Banken sind seit dem Jahr 2000 rund 188.000 Jobs weggefallen. 2017 arbeiteten noch 586.250 Beschäftigte in der Branche.

Nachdem bei allen deutschen Banken seit dem Jahr 2000 bereits rund 188.000 Stellen weggefallen sind, sehen Mitarbeiter nun zunehmend die Digitalisierung als Bedrohung für den Arbeitsplatz.

Allein im privaten Bankgewerbe des Landes glauben rund 40 Prozent der Beschäftigten, dass die Digitalisierung die langfristige Arbeitsplatz-Sicherheit in den nächsten zwei Jahren verschlechtern wird. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Branchen-Arbeitgeberverbands, die Bloomberg vorliegt. Bei einer Erhebung 2015 hatten lediglich 31 Prozent der Befragten eine Verschlechterung erwartet. Auf der anderen Seite ist der Anteil derer, die sich eine Verbesserung versprechen, mit rund einem Viertel nahezu konstant geblieben.

"Viele Banken verändern zurzeit ihre Geschäftsmodelle. Dabei gehen zwar digitalisierungsbedingt insgesamt Arbeitsplätze verloren, es entstehen aber auch viele neue Jobs - besonders an der Schnittstelle zwischen Bankgeschäft und IT", sagte Carsten Rogge-Strang, Geschäftsführer Tarifpolitik beim Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken), gegenüber Bloomberg.

Der Verband vertritt die Interessen von in privatrechtlicher Form geführter Institute. Dazu zählen laut Homepage beispielsweise Deutsche Bank AG, Commerzbank AG, Bankhaus Lampe KG und Bausparkasse Schwäbisch Hall AG. Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Förderbanken sind anderweitig organisiert.

Spezialisten gesucht

Laut Rogge-Strang sind für viele Jobs, die derzeit bei Banken neu entstehen, zunehmend auch Berufe außerhalb des klassischen Bankgeschäfts gefragt, etwa aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. "Für manche Positionen ist es inzwischen sogar unerheblich, aus welcher Fachrichtung Bewerber kommen, solange sie Interesse und Kompetenz für die Gestaltung digitaler Transformationsprozesse haben", sagte er.

Darüber hinaus würden verstärkt Spezialisten für Regulierung, Compliance und Kontrollfunktionen eingestellt.

Auch Matthias Schellenberg, CEO von Merck Finck Privatbankiers AG, unterstreicht die Bedeutung neuer Jobs. „Wenn Sie sich ansehen, welche Stellen in Banken ausgeschrieben sind, dann haben vor allem zwei Bereiche enorm an Gewicht gewonnen - IT und Compliance", erklärte er gegenüber Bloomberg. "Wer jedoch Digitalisierung als ein reines Kostensenkungs- und Stellenabbauprogramm versteht, sieht weder die Anforderungen dahinter noch die Chancen, die sich bieten." Digitalisierung ersetze nicht die Beratung, sie schaffe mehr Zeit für Beratung.

Unterm Strich könnten die Neueinstellungen den - vorwiegend durch die Digitalisierung bedingten - Personalabbau mit Blick auf die gesamte Branche jedoch weiter nicht ausgleichen, erklärte Rogge-Strang. Es würden jetzt vor allem einfache Tätigkeiten in Abwicklungs- und Service-Einheiten wegfallen.

Hatte es im Jahr 2000 bei privaten Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie Landes- und Förderbanken in Deutschland noch insgesamt 774.550 Beschäftigte gegeben, so waren es 2017 nur noch 586.250, zeigen Daten des AGV, der die Zahlen der anderen deutschen Bankengruppen regelmäßig abfragt. Der Abbau zog sich dabei durch alle Teilbranchen.

(Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.