Erste-Marktausblick

Aktien-Korrektur noch nicht zu Ende

Auch der Handelsstreit und europaspezifische Aspekte wie der Brexit oder Italiens Budgetprobleme stellten kein gutes Umfeld für Aktien dar.
Auch der Handelsstreit und europaspezifische Aspekte wie der Brexit oder Italiens Budgetprobleme stellten kein gutes Umfeld für Aktien dar. (c) APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Aktien sind günstig, doch technisch stehen Zeichen auf weitere Rückgänge.

Wien. Die gute Nachricht zuerst: Trotz der jüngsten Kursturbulenzen sprechen nach Meinung der Erste-Analysten noch viele Punkte für Aktien, vor allem für österreichische: Verglichen mit Anleihen sind sie günstig, ATX-Werte haben im Schnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,5, was unter dem historischen Schnitt liegt. Für europäische Aktien bezahlt man das 13,7-Fache des Jahresgewinns, für US-Papiere gar das 17,4-Fache.

Die Dividendenrendite liegt hierzulande bei 3,9 Prozent, während Staatsanleihen nur mit 0,5 Prozent rentieren. Die Wirtschaftswachstumsprognosen seien gut. Doch – und das ist der erste Wermutstropfen – sie seien bereits rückläufig, sagt Analyst Christoph Schultes. Auch die Gewinnprognosen steigen noch, auch dieses Wachstum flache aber bereits ab.

Die starke Osteuropalastigkeit vieler ATX-Firmen sei aber ein Pluspunkt, meint Erste-Chefökonom Friedrich Mostböck. Für heuer rechnet er in Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Slowenien mit einem durchschnittlichen Wachstum von 4,4 Prozent. Nächstes Jahr sollen es zwar nur noch 3,6 Prozent sein, das wäre aber doppelt so hoch wie im Euroraum.

Gegen Aktien sprächen derzeit technische Indikatoren. Die europäischen Indizes befinden sich seit Jänner in einem Abwärtstrend, seit Kurzem trifft das auch auf die US-Märkte zu. Diese Dynamik dürfte auch im ersten Quartal 2019 nicht abreißen. Sollten die US-Märkte angesichts der hohen Bewertung und der Zinsängste korrigieren, würde das auch an anderen Regionen nicht spurlos vorübergehen.

Einige Werte sind schon billig

Auch der Handelsstreit und europaspezifische Aspekte wie der Brexit oder Italiens Budgetprobleme stellten kein gutes Umfeld für Aktien dar. Anlegern rät man am ehesten zu „defensiven“ Werten sowie zu solchen, die jetzt wirklich günstig zu haben seien. Unter den heimischen Aktien gefallen den Analysten der Anlagenbauer Andritz, bei dem die Übernahme des US-Unternehmens Xerium noch nicht vollständig im Kurs reflektiert sei; die CA Immo wegen ihrer prall gefüllten Immobilienentwicklungs-Pipeline und der Grundstücksreserven in Deutschland; der Luftfahrtzulieferer FACC, der langfristig von einem Megatrend profitiere; die OMV, die strategisch gut aufgestellt sei; der Kranhersteller Palfinger wegen der starken Marktposition und der Baukonzern Porr wegen seiner Infrastrukturtätigkeit und hohen Dividendenrendite. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2018)

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