Harte Bandagen im Handelsstreit

Der Einzelhandelsriese Walmart appelliert an Präsident Trump, den Handelsstreit beizulegen.
Der Einzelhandelsriese Walmart appelliert an Präsident Trump, den Handelsstreit beizulegen.(c) REUTERS (Kamil Krzaczynski)
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Den Handelspartnern der USA reißen langsam die Geduldsfäden. Aus China kommen scharfe Töne, Indien erhöht Zölle auf Importgüter aus den USA.

Peking/New Delhi/Washington. Der weltweite Handelskonflikt zwischen den USA auf der einen Seite und China, Europa und zahlreichen Handelspartnern auf der anderen Seite spitzt sich zu. China rüstet zumindest verbal auf und demonstriert Durchhaltebereitschaft. „China wird keine Angst vor Drohungen oder Druck der Vereinigten Staaten haben, die die wirtschaftlichen und handelspolitischen Spannungen noch verschärfen könnten“, heißt es in einem am Sonntag veröffentlichten Leitartikel der Zeitschrift „Qiushi“ der Kommunistischen Partei. Die Volksrepublik habe keine andere Wahl, als den Kampf bis zum Ende auszufechten. „Keine Macht sollte den eisernen Willen des chinesischen Volkes und seine Stärke und Hartnäckigkeit, einen Krieg zu führen, unterschätzen und herabsetzen.“ Die Volksrepublik müsse Investitionen und Forschung in Schlüsselbereichen der wichtigsten Technologien erhöhen sowie mehr hochkarätige Talente zusammenbringen.

Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt überziehen sich gegenseitig mit Strafzöllen. Mehr als 600 US-Unternehmen forderten zuletzt US-Präsident Donald Trump zur Beilegung des Streits auf. Firmen wie die Einzelhändler Walmart und Target schrieben in einem Brief an Trump, zusätzliche Zölle würden amerikanischen Firmen und Verbrauchern schaden. „Ein eskalierender Handelskrieg ist nicht im Interesse des Landes, beide Seiten würden verlieren.“

Indien erhebt Vergeltungszölle

Indes hat auch Indien nach dem Entzug von Handelsprivilegien durch Washington für eine Reihe von Gütern aus den USA die Einfuhrzölle massiv erhöht. Zu den 28 US-Gütern, die von der Vergeltungsmaßnahme betroffen sind, zählen Mandeln, Äpfel und Walnüsse, teilte die indische Zollbehörde am Sonntag mit. Indien ist der wichtigste Abnehmer für Mandeln aus Kalifornien. 2018 überwies das Land für die Importe der begehrten Nuss 543 Mio. Dollar in die USA, wie aus Daten des Handelsministeriums in Washington hervorgeht. Das entspricht mehr als der Hälfte der US-Mandelexporte.

Gemäß der neuen Einfuhrregeln werden nun etwa Walnüsse mit einem Einfuhrzoll in Höhe von 120 Prozent statt wie bisher mit 30 Prozent belegt. Bei Kichererbsen und Linsen wurde der Satz von 30 auf 70 Prozent angehoben. Die Zollerhöhungen sind eine weitere Etappe im Handelsstreit zwischen den USA und Indien, der bereits vergangenes Jahr begann. Damals hatte es die US-Regierung abgelehnt, Indien von Zollerhöhungen für Stahl und Aluminium auszunehmen, mit denen US-Präsident Donald Trump gegen Handelsbilanzdefizite mit diversen Ländern vorgehen will.

Indien hatte als Konsequenz mit höheren Einfuhrzöllen für bestimmte US-Güter gedroht. In der Hoffnung, den Handelsstreit in Verhandlungen beizulegen, schob die indische Regierung diese Vergeltungsmaßnahme jedoch immer wieder auf. Nachdem Trump Indien in diesem Monat seinen Status als bevorzugter Handelspartner der USA entzog, reagierte Delhi aber nun.

Indien als Gegengewicht zu China?

Die größten Abnehmerländer von US-Produkten insgesamt sind freilich Kanada, Mexiko und China; Indien spielt noch eine untergeordnete Rolle. Doch wollen die USA die Handelsbeziehungen zu Indien als Gegengewicht zu China ausbauen, gegen das Trump derzeit einen deutlich erbitterteren Handelskrieg führt.

Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Indien dürften zur Sprache kommen, wenn sich Trump und der indische Regierungschef Narendra Modi Ende Juni am Rande des G20-Gipfels im japanischen Osaka treffen. Außerdem will US-Außenminister Mike Pompeo noch in diesem Monat nach Indien reisen. (Ag./red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2019)

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