Vorsicht bei Firmenbonds

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Unternehmensanleihen waren einer der heißesten Anlagetrends der letzten Jahre. Großinvestoren werden jetzt skeptisch. Die Begeisterung scheint abzuebben.

New York/Wien/Bloomberg/Weber. Viele Unternehmen schreiben trotz aller Konjunktursorgen ordentliche Gewinne und ihre Verschuldungssituation ist oft deutlich besser als die vieler Staaten. Das äußert sich auch in den Zinsen, die Großkonzerne für ihre Anleihen zahlen müssen: Ein Papier von Volkswagen, das in fünf Jahren ausläuft, rentiert aktuell mit nur 1,17 Prozent. Nestlé muss 1,15 Prozent für eine Anleihe zahlen, die erst in sieben Jahren ausläuft.

Die Zahlen sind Ausdruck einer beispiellosen Kursrallye, von der in den letzten Jahren vor allem sichere Papiere profitiert haben. Global agierende Konzerne können sich mittlerweile zu äußerst günstigen Konditionen verschulden. Nun scheint die Begeisterung der Investoren jedoch abzuebben. Aktuell ziehen Anleger aus börsengehandelten Indexfonds (ETF), die in Unternehmensanleihen investieren, so viel Geld ab wie seit sechs Monaten nicht.

Risiko: Haushaltsdebatte

Ein Grund dafür ist die bevorstehende Haushaltsdebatte in den USA. Einigen sich Demokraten und Republikaner nicht, treten automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Kraft, die nach Ansicht von Experten das Land in eine Rezession stürzen könnten. Das sind keine guten Aussichten für Unternehmensanleihen. „Wir verzichten lieber auf Ertrag, als dass wir in einem ungünstigen Marktumfeld Portfolios umschichten müssen“, sagt Bonnie Baha vom Vermögensverwalter DoubleLine Capital. Bei Pimco, dem weltgrößten Anleiheninvestor, denkt man ähnlich: Die Allianz-Tochter schichtet von Unternehmensanleihen zu Staatsanleihen um. Allein im vergangenen Monat hat der Total Return ETF des Hauses seinen Bestand an Firmenanleihen um drei Prozentpunkte auf 18,9 Prozent reduziert.

Skeptisch wird man auch bei der Deutschen Bank. Nach den „bemerkenswerten“ Erträgen bei Unternehmensanleihen in diesem Jahr sei „der Anreiz, bis zum Jahresende weitere Risiken einzugehen, niedrig, auch angesichts der Unsicherheit im Zusammenhang mit der Fiskalklippe“, schreibt Richard Salditt, Kreditstratege des Geldhauses. „Wir sehen eine größere Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur.“

„Junkbonds“ vor Korrektur

Durch die größere Risikoaversion der Investoren dürfte vor allem bei Anleihen von Unternehmen mit schlechterer Bonität mit Kursrückgängen zu rechnen sein. So verzeichnete der „Junkbond“ ETF von Blackrock, der in sogenannte Hochzinsanleihen investiert, vor drei Tagen die größten Abflüsse in seiner Geschichte.

Bislang konnten Investoren mit Unternehmensanleihen gut verdienen. Wer vor einem Jahr eingestiegen ist, hat von kräftigen Kurssteigerungen profitiert (siehe Grafik). Wer jetzt kauft, muss sich dafür mit niedrigen Zinsen zufriedengeben. Neben dem Kauf einzelner Papiere bietet sich bei Anleihen der Kauf von Fonds an, um das Risiko zu streuen. Das geht entweder über herkömmliche Fonds oder über passiv verwaltete Indexfonds, die einen Index abbilden und niedrige Gebühren verlangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2012)

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