Pensionsfonds: Wie die Großen investieren

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Pensionsfonds haben in den vergangenen 20 Jahren ihre Aktienquoten zunehmend zugunsten alternativer Investments gesenkt.

Wien. Sie zählen zu den gewichtigsten Investoren weltweit: Pensionsfonds und Pensionskassen. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Towers Watson (Global Pension Assets Study 2015) verwalteten die Pensionsfonds der 16größten Märkte im Vorjahr 36 Billionen Dollar (siehe Grafik). 22 Billionen entfallen auf die USA. Zum Vergleich: Das weltweite Privatvermögen (Finanzanlagen und Immobilien) beläuft sich laut Credit Suisse auf 263 Billionen Dollar.

Verzicht auf Liquidität

Der Anteil der Pensionsfonds am investierten Vermögen sei nicht dramatisch gestiegen, schränkt Carl-Heinrich Kehr, Investmentexperte beim Beratungsunternehmen Mercer, ein. Doch seien die Volumina insgesamt gewachsen.

Die mächtigen Akteure investieren zwar langfristig, haben aber unter dem Eindruck zweier Börsencrashs (2000/01 und 2008) und der Niedrigzinspolitik ihre Anlagestrategie drastisch geändert: Sie fuhren den Aktienanteil zurück, schichteten aber weniger in Anleihen als in „sonstige“ Anlageformen um. Bei den alternativen Investments handelt es sich etwa um Immobilien, Private Equity, Infrastrukturinvestitionen und Hedgefonds.

Auf Anleihen können die großen Institutionellen nicht ganz verzichten, da diese stabile laufende Erträge bringen. Doch wegen der finanziellen Repression (negative Realzinsen) lasse sich mit risikolosen Anlageformen (etwa Staatsanleihen von „sicheren“ Ländern) keine auskömmliche Rendite mehr erzielen, stellt Andreas Hilka, Managing Director und Head of Pensions Europe bei Allianz Global Investors, fest. Deswegen müssten die Pensionsfonds mehr Kreditrisken auf sich nehmen (etwa über Unternehmensanleihen) und auf Illiquiditätsprämien setzen.

Solche erhält man für Anlageformen mit längerer Laufzeit, bei denen die Gelder länger gebunden sind, die aber eine höhere Gesamtrendite versprechen. Illiquiditätsprämien bekomme man etwa bei Infrastrukturinvestitionen, Private Equity oder Immobilien, sagt Kehr.

Generell setzten die Pensionsfonds auf eine größere Vielfalt von Asset-Klassen. Auch Hedgefonds könnten zunehmend eine Rolle spielen, da sie einen Diversifikationsbeitrag leisteten, auch wenn sie frühere Renditeniveaus derzeit nicht erreichen.

Der Einfluss der Pensionsfonds auf die Finanzmärkte ist umstritten. Kritiker meinen, die großen Investoren hätten zu viel Macht in Unternehmen, mit deren Kerngeschäft sie wenig zu tun haben. Anderer Meinung ist Leo Chini, Ökonom an der Wirtschaftsuniversität Wien. Der Anstieg des Volumens der Veranlagungen der Pensionsfonds wirke stabilisierend auf die Finanzmärkte, meint er. Aufgrund ihrer Langfristigkeit und geringen Risikobereitschaft seien die Pensionsfonds in geringerem Ausmaß von Wertschwankungen betroffen und reagierten auch nicht auf jede Wertschwankung. Durch die Veranlagung in Instrumenten, die der Finanzierung der Realwirtschaft dienten (auch durch Aktien und Anleihen), trage die zweite Säule des Pensionssystems einen beachtlichen Teil am Finanzierungsvolumen der Gesamtwirtschaft.

Staatliches System dominiert

Hierzulande ist die Bedeutung der zweiten (betrieblichen) Säule des Pensionssystems im Vergleich zur ersten (staatlichen) gering: 90 Prozent der Pensionen kommen vom Staat. Die Pensionskassen (der größte Akteur der zweiten Säule neben betrieblichen Kollektivversicherungen und Vorsorgekassen) verwalten 20 Mrd. Euro. In vielen Ländern sieht das Verhältnis anders aus: In den Niederlanden kommt mehr als die Hälfte der Pensionen aus der zweiten (betrieblichen) und dritten (privaten) Säule, in den USA, der Schweiz und in Großbritannien ist der Anteil ebenfalls hoch.

Gemessen am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) sitzen die Niederländer laut der Towers-Watson-Studie auf dem umfangreichsten Pensionsvermögen (165,5 Prozent), gefolgt von den USA (127 Prozent) und der Schweiz (121Prozent). Veranlagt wird höchst unterschiedlich. In Australien liegt die durchschnittliche Aktienquote noch immer über 50 Prozent, Japan und die Niederlande setzen vor allem auf Anleihen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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