Thanksgiving macht Börsen in Europa träge

REUTERS (BRIAN SNYDER)
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Die Börsen in Europa lassen sich von der Rekordjagd an der Wall Street nicht beeindrucken und sind weiterhin mit angezogener Handbremse unterwegs.

Selbst vielversprechende Konjunkturdaten aus Deutschland konnten Dax und EuroStoxx50 am Donnerstag nicht aus der Reserve locken. Sie legten am Donnerstag je 0,1 Prozent auf 10.669 und 3033 Punkte zu. Wegen des Thanksgiving-Feiertags in den USA blieben Impulse von der Wall Street aus, da diese geschlossen blieb. "Der Dax hat keinen Grund nach oben oder unten auszubrechen", sagte ein Händler. Bevor nicht klar sei, wie das Referendum am 4. Dezember über eine Verfassungsänderung in Italien ausgehe, werde es an den europäischen Börsen keine großen Sprünge geben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte davor, dass es in Folge der Volksbefragung zu politischer Unsicherheit in Italien und heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen könne. Vizepräsident Vitor Constancio betonte, die EZB werde im Notfall bereit stehen. "Abhängig vom Ausmaß eines Schocks haben wir dann zu erwägen, ob wir etwas tun müssen oder nicht", sagte er. Das beruhigte Anleiheanleger: Die Renditen italienischer, spanischer und portugiesischer Bonds fielen um sechs bis acht Basispunkte.

An der deutschen Wirtschaft prallen jegliche politische Unsicherheiten bislang ab. Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen verharrte im November auf dem höchsten Niveau seit zweieinhalb Jahren. Der Geschäftsklimaindex, den das Münchener Ifo-Institut bei einer Umfrage unter 7000 Managern ermittelt, stagnierte bei 110,4 Zählern. Auch die Stimmung der Verbraucher hellte sich überraschend auf. "Der Aufschwung in Deutschland bleibt intakt", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

An den Devisenmärkten trieben Spekulationen über höhere US-Zinsen den Dollar auf den höchsten Stand seit März 2003. Der Dollar-Index, der die US-Devise im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen misst, stieg um bis zu 0,3 Prozent auf 102,05 Punkte. "Die Dezember-Zinserhöhung ist wohl in Stein gemeißelt", sagte DZ-Bank-Spezialistin Birgit Figge. Laut Daten des Barometers FedWatch der Terminbörse CME gehen 100 Prozent der Marktteilnehmer inzwischen davon aus. Dem Protokoll der Zinssitzung von Anfang des Monats und damit der Zeit vor der US-Wahl zufolge, waren viele Notenbank-Mitglieder der Meinung, dass die geldpolitische Straffung "relativ bald angemessen" sein könne.

Die Dollar-Stärke zwingt zunehmend Währungen aus Schwellenländern in die Knie. Trotz Eingriffen der jeweiligen Zentralbanken fielen die indische Rupie und die türkische Lira auf Rekordtiefs. "Wir haben keine Krise, aber eine Neubewertung aller Emerging-Markets-Währungen", sagte ein Devisenhändler.

Am deutschen Aktienmärkten blickten Investoren vor allem auf Thyssenkrupp, die nach der Vorlage ihrer Jahreszahlen eine Berg- und Tahlfahrt hinlegten und am Nachmittag 1,2 Prozent schwächer tendierten. Der Konzern verdiente im Geschäftsjahr 2015/16 weniger, stellte aber ein höheres Ergebnis für 2016/17 in Aussicht.

CTS Eventim fielen mit einem Kursminus von 1,1 Prozent ans MDax-Ende, nachdem der Konzern eine nur "modrate Geschäftsentwicklung" ankündigte.

An der Börse in London kletterten Domino's Pizza um 2,8 Prozent. Der größte britische Pizza-Lieferant will mehr neue Filialen eröffnen als bisher angekündigt.

(Reuters)

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