Hedgefonds attackiert Aurelius - Aktie bricht ein

APA/dpa
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Die Münchener Beteiligungsgesellschaft Aurelius ist ins Visier des Hedgefonds Gotham City geraten.

Die Aurelius-Aktie sackte am Dienstag nach einem kritischen Kommentar des Hedgefonds Gotham City um bis zu 32 Prozent auf 44,10 Euro ab. Es war der größte Kurssturz in der Geschichte des Münchener Finanzinvestors, der in den vergangenen Jahren ein Portfolio mit fast drei Milliarden Euro Umsatz aufgebaut hat. Bis zum Mittag wurden 20-mal so viele Aktien der im wenig regulierten Freiverkehr notierten Firma gehandelt wie an einem durchschnittlichen Handelstag. An der Börse war Aurelius vor dem Kurseinbruch rund zwei Milliarden Euro wert.

Gotham City schrieb in einem im Internet veröffentlichten Bericht, die Aurelius-Aktie sei seiner Ansicht nach nicht mehr wert als 8,56 Euro. Der Hedgefonds wirft Aurelius unter anderem Ungereimtheiten bei der Bilanzierung vor. Bei Aurelius war trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme niemand erreichbar. Eine Sprecherin der BaFin erklärte, die Wertpapieraufsicht prüfe den Handel mit den Aktien routinemäßig.

Laut Bundesanzeiger hielt Gotham City am vergangenen Freitag (24. März) Leerverkaufs-Positionen im Volumen von 0,61 Prozent des Grundkapitals von Aurelius. Mit Leerverkäufen wetten Investoren auf fallende Kurse. Sie leihen sich bei solchen Geschäften Aktien, um diese zu verkaufen. Dabei hoffen sie, dass sie die Papiere bis zum Ende der Ausleihfrist billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen können.

Schon öfter sind deutsche Unternehmen ins Visier solcher Short-Seller geraten. Bei Wirecard war der Kurs im Februar 2016 massiv eingebrochen, nachdem die bis dahin unbekannte Firma Zatarra Research & Investigations auf ihrer Internetseite Betrugs- und Geldwäschevorwürfe erhoben hatte. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen dubioser Handelsaktivitäten in dem Fall. Beim Werbevermarkter Ströer hatte der US-Investor Muddy Waters vor knapp einem Jahr mit einer negativen Analyse einen Kurssturz ausgelöst.

Aurelius hat sich in den vergangenen Jahren vom Käufer angeschlagener oder insolventer Unternehmen zum Investor in Firmen mit bis zu 750 Millionen Euro Umsatz in ganz Europa entwickelt. Der größte Zukauf war jüngst die Europa-Sparte des US-Bürobedarfs-Händlers Office Depot. Zu den bekanntesten Beteiligungen gehören die Fernhochschule AKAD, die Nachhilfe-Organisation Studienkreis und der Segelyachtbauer HanseGroup. Die Beteiligung an der Reederei Peter Deilmann und am Kreuzfahrtschiff "MS Deutschland" - dem "Traumschiff" - hat Aurelius vor drei Jahren weiterverkauft. Vom börsennotierten Spirituosen- und Saft-Hersteller Berentzen hat sich Aurelius erst im vergangenen Jahr getrennt.

(Reuters)

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