Geheime Millionen mit Crypto-Währung

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SINGAPORE-INTERPOL-INTERNET-CRIMEAPA/AFP/ROSLAN RAHMAN
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Ein unbekannter Crypto-Währungshändler hat 55 Millionen Dollar an Vermögen auf Papier in etwas mehr als einem Monat zu 283 Millionen Dollar gemacht. Die dunkle Welt des virtuellen Geldes ist voll von Überraschungen.

Den einzigen Hinweis auf die Person oder die Personen hinter der virtuellen Geldbörse (Wallet) mit der Identifizierungsnummer 0x00A651D43B6e209F5Ada45A35F92EFC0De3A5184 gab es am 11. Juni bei Instagram. Damals erschien eine Mitteilung auf Indonesisch, in welcher der oder die Autoren damit angaben, einen Gewinn von 413 Prozent mit Ether erzielt zu haben - dem digitalen Geld der Ethereum-Blockchain.

Versteckte Identitäten sind populär in der Welt des virtuellen Geldes. Kryptisch halt. Im Juni war der gesamte Wert von Crypto-Währungen wie Bitcoin und Ether auf mehr als 100 Milliarden Dollar geklettert. Damit bewegten sie sich auf den Marktwert von McDonald’s zu. Vor diesem Hintergrund sagen jetzt einige Aufseher, dass es vielleicht an der Zeit ist, die Geldbörsen-IDs mit echten menschlichen Namen zu verlinken.

Nichts Illegales

Vor ein paar Jahren nutzte Ross Ulbricht, der seinerzeit den Namen Dread Pirate Roberts nutzte, Bitcoin, um Geld zu waschen und für Drogengeschäfte. Deshalb wurde er zu einer lebenslangen Haft in den USA verurteilt. Das bedeutet nicht, dass 0x00A651D43B6e209F5Ada45A35F92EFC0De3A5184 etwas Illegales macht. Doch die Verschwiegenheit und Undurchsichtigkeit des gesamten Marktes könnte dazu führen, dass plötzliche Preisbewegungen zunehmen. Der Wert von Ether war beispielsweise von acht Dollar pro Einheit zu Beginn des Jahres auf 400 Dollar im Juni geklettert - bis er zuletzt bei ungefähr 250 Dollar lag. Auch der Wert von Bitcoin ist zuletzt stark gefallen. 

Der Mangel an Transparenz hindert die Online-Währungen möglicherweise auch daran, die Massen zu erreichen, heißt es in Unterlagen zu einem Gesetzentwurf des Europäischen Parlaments aus dem März. "Eine der wichtigeren Eigenschaften ist, dass es keine Identitäten gibt, die damit verknüpft sind", sagt Spencer Bogart, Analyse-Chef bei Blockchain Capital. "Diese Finanz-Privatsphäre ist eine wichtige Charakteristik." Die Blockchain hat das Potenzial, die Geschäfts- und Finanzwelt deutlich zu verändern. Sie ermöglicht umgehende Ausführungen von Aktivitäten wie Bank-Überweisungen und Handel von Wertpapieren. Firmen wie JPMorgan Chase, BP, Microsoft und ING Groep experimentieren bereits damit.

Zu wenig Transparenz

Aktuell gibt es Ether im Volumen von rund 23 Milliarden Dollar. Das bedeutet, dass dutzende elektronische Geldbörsen neunstelligen Positionen angehäuft haben. Viele könnten sich im Besitz von einzelnen Personen befinden, geht aus einer Bloomberg-Analyse hervor. Einzelpersonen können zudem mehrere Geldbörsen gleichzeitig besitzen. Kandidaten für Crypto-Milliardäre sind wahrscheinlich der Hedgefonds-Manager Michael Novogratz sowie Joseph Lubin, Gründer von ConsenSys, einem Blockchain-Studio, das an Ethereum arbeitet.

Novogratz, einst Manager bei Fortress Investment Group und Goldman Sachs, hat vergangenen Monat gesagt, dass er zehn Prozent seines Vermögens in virtuelle Währungen investiert hat. Das entspricht einem Volumen von mindestens 90 Millionen Dollar, basierend auf seinem Nettovermögen von 925 Millionen Dollar laut Bloomberg dem Billionaires Index. Lubin, einst Chief Operating Officer der Ethereum Switzerland GmbH, von der die Software entwickelt wurde, könnte hunderte Millionen Dollar in Ether halten, wie verschiedene Investoren berichten. Der kanadische Geschäftsmann reagiert nicht auf Anfragen. Auch 0x00A651D43B6e209F5Ada45A35F92EFC0De3A5184 war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Crypto-Währungen könnten eine fünf Billionen Dollar schwere Branche werden, aber sie müssen solide Geschäftsprinzipien entwickeln, um die Aufsichtsbehörden zu befriedigen und Legitimität zu erhalten, sagte Novogratz Ende Juni bei einer Konferenz in New York.   

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