E-Mobilität und Öl leben parallel

Die Nachfrage nach Öl steigt, die nach Dienstleistungen von Ölfeldausrüstern auch.
Die Nachfrage nach Öl steigt, die nach Dienstleistungen von Ölfeldausrüstern auch.(c) REUTERS (STAFF)
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Die Börse liebt derzeit die Rekordjagd. Der Herbst hat vor allem mit Euphorie bei der E-Mobilität begonnen. Wer den Einstieg verschlafen hat, ist derweil beim Öl gut aufgehoben.

Die Macht der Gewohnheit ist keine, der man sich bereitwillig unterwerfen sollte. Um sich greift sie ohnehin. Auch an der Börse. Dort nämlich ist in letzter Zeit ein Tag ohne neue Rekordhochs fast schon ein verlorener. Markiert wurden neue Höchststände auch in der abgelaufenen Woche wieder am laufenden Band. Etwa beim deutschen Dax, der, getragen vom gerechtfertigten Konjunkturoptimismus, am Freitag nur deshalb für Gesprächsstoff sorgte, weil er die nächste, psychologisch wichtige Marke bei 13.000 Punkten nicht gleich im ersten Anlauf nehmen wollte.

Der US-amerikanische Dow Jones wiederum hat nach seinem vorausgehenden Höhenflug dann am Freitag nur unmerklich Punkte abgegeben. Es hätten mehr sein können. Und zwar gar nicht, weil die Arbeitsmarktdaten für September einen wirbelsturmbedingten Stellenabbau auswiesen, sondern weil die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Wert seit 2001 gesunken ist und Stundenlöhne stärker als erwartet gestiegen sind, weshalb mit einer raschen Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed gerechnet wird.

Tatsächlich beginnt sich der Markt vermehrt auf einen solchen Zinsschritt im Dezember einzustellen. Mit etwas Nervosität – die meisten Börsen drehten am Freitagabend leicht ins Minus.

Ein weiterer Zinsschritt würde – im Verein mit der US-Steuerreform – den Dollar stärken und so auch die europäischen Exporte stützen. Und weil in Europa selbst der Beginn vom Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik erst 2018 kommt, haben Anleger hier von dieser Seite bis Jahresende keinen Gegenwind zu fürchten. Auch die Konjunktur stimmt optimistisch. Und im Unterschied zu den USA sind die Kurse noch nicht so luftig unterwegs.

Das letzte Jahresquartal kann also durchaus mit der Zuversicht weiterlaufen, mit der die Herbstsaison im September gestartet ist. Was die einzelnen Branchen betrifft, so kann derzeit nicht unerwähnt bleiben, dass die Titel der hier wiederholt empfohlenen Elektromobilität gerade die ersten mächtigen Luftsprünge vollziehen. Vor allem die chinesischen Autobauer wie BYD oder Geely, aber etwa auch Orocobre, der australische Produzent des für Akkus nötigen Lithium haben in den vergangenen Wochen derart abgehoben, dass für einen Einstieg vorerst ein Rücksetzer abgewartet werden soll. Langfristig wird sich an ihrer Attraktivität und am Aufwärtstrend nichts ändern.

Es mag widersprüchlich erscheinen, aber parallel zur E-Mobilität steigt derzeit auch die Nachfrage nach Öl. Der Ölpreis hat binnen dreier Monate trotz nun leichter Korrektur um über 16 Prozent zugelegt. Das kommt unter anderem der einheimischen OMV (ISIN: AT0000743059) zugute, deren Aktie 48 Euro kostet. Barclays, eine alte OMV-Optimistin, hat am Montag die Empfehlung „Übergewichten“ bestätigt und das Kursziel von 54 auf 56 Euro angehoben.

Nicht nur die Ölförderer haben nun bessere Aussichten, auch die Ölfeldausrüster, da sowohl die traditionellen Produzenten aufgrund des lang niedrigen Preises Aufholbedarf bei Investitionen haben als auch die US–Schieferölförderer eifrig weiter bohren. Das Nordamerika-Geschäft hat die großen Ausrüster, Halliburton (ISIN: US4062161017) und Schlumberger (ISIN: AN8068571086), aber auch deren österreichischen Zulieferer SBO (ISIN: AT0000946652) zurück in die schwarzen Zahlen gebracht. SBO hat von Credit Suisse eben ein auf 72 Euro erhöhtes Kursziel mit Outperform-Rat erhalten, aber zuletzt schon stark auf 68,45 Euro zugelegt. Attraktiver bewertet ist Halliburton. 38 Analysten bei Thomson Reuters geben ihm im Konsens 23 Prozent Potenzial und den Vorzug vor Schlumberger.

Eine schöne Erholung zeigt derzeit das Papier von Cheniere Energy (ISIN: US16411R2085), der einzige und junge Exporteur von US-Flüssiggas. Er will ja in Europa den Russen das Geschäft streitig machen. Auch wenn das nicht gelingt, hat er große Perspektiven. Die Aktie ist aber volatil, Geld ist nur mit einem langen Atem zu machen.

Wer es ohne Kohlenwasserstoffe vermehren will, kann zur Bank of America (ISIN: US0605051046) greifen. Seit unserer letzten Empfehlung im Juli hat die Aktie knapp zehn Prozent zugelegt. Richtig anzuziehen scheint sie aber erst jetzt. Gut tut ihr auch, dass ihr Hauptaktionär, der Starinvestor Warren Buffett, vorige Woche erklärte, er werde die Aktie „lange, lange, lange Zeit halten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2017)

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