Aktien statt Sparbücher

Wiener-Börse-Chef Boschan will KESt-Befreiung für Einkommensschwächere.
Wiener-Börse-Chef Boschan will KESt-Befreiung für Einkommensschwächere. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wiener Börsenchef Christoph Boschan will eine KEst-Befreiung für Geringverdiener. Dies sei eine Form von Umverteilung.

Wien. Gerade einmal 400.000 Menschen in Österreich haben Aktien, erzählt Christoph Boschan. Und das gefällt dem Chef der Wiener Börse natürlich ganz und gar nicht. Er wünscht sich ein „kapitalmarktfreundliches Klima“ in dem Land. Denn Österreich sei im internationalen Vergleich was das Geldanlageverhalten betrifft, ziemlich weit ins Hintertreffen geraten. Zwar horten die Österreicher mehr als 600 Milliarden Euro an Geldvermögen, doch 41 Prozent davon sind Bargeld oder Spareinlagen. Nur zwei Prozent besitzen Aktien.

Im Rahmen des Santander-Aperitifs ließ Boschan Dienstagabend mit einer Forderung an die kommende Bundesregierung aufhorchen. „Menschen mit einem Haushaltseinkommen unter 60.000 Euro pro Jahr sollen von der Kapitalertragsteuer befreit werden“, sagte er. Das sei auch eine Form der Umverteilung. Und möglicherweise würde diese Steuerbegünstigung Menschen dazu bringen, ihr Erspartes nicht nur aufs Sparbuch zu legen, sondern in Aktien zu investieren.

Ob Bürger mit geringem Einkommen nicht eher darüber nachdenken, wie sie ihre Miete bezahlen als über Anlageformen? Es gebe genügend Menschen, die monatlich 25 bis 50 Euro zur Seite legen. Aktien liefern im Schnitt fünf bis sechs Prozent Rendite pro Jahr. Bei monatlich 25 Euro wären das in 40 Jahren mehr als 80.000 Euro, rechnet Boschan vor.

Senkung der KEst gefordert

Dass in Österreich im Zuge der vergangenen Steuerreform die Kapitalertragsteuer (KEst) auf Aktien von 25 auf 27,5 Prozent angehoben wurde, sei ein Fehler gewesen, sagt der Börsenchef. Er wünscht sich eine Reparatur des Gesetzes und eine Senkung auf den alten Wert. Auch sollten Menschen, die Aktien über einen längeren Zeitraum halten, wieder steuerlich begünstigt werden.

Schon vor dem Wiener Börsenchef gab es einige Vorschläge zur Attraktivierung des heimischen Finanzplatzes. So will etwa der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck eine „staatliche Initialzündung“. Er forderte für Kleinaktionäre sogar eine Staatshaftung, wie sie derzeit für Spareinlagen bis 100.000 Euro gilt. Bei Investments bis zu 50.000 Euro solle der Staat einen Teil des Ausfallrisikos von bis zu 15.000 Euro übernehmen, sagte Ruck. Auch Ruck fordert eine Senkung des Kapitalertragsteuer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2017)

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