„RHI neu“ tut die Londoner Börse gut

RHI-Magnesita-Chef Stefan Borgas setzt auf Größe und Marktdominanz.
RHI-Magnesita-Chef Stefan Borgas setzt auf Größe und Marktdominanz.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Fusion. Auch der Dritte Markt in Wien profitiert von der höheren Liquidität der Aktie. 2018 steht im Zeichen der Integration der Feuerfest-Unternehmen, die 70 Mio. Euro Synergien bringen soll.

Wien. Die alte RHI ist tot, es lebe die RHI neu: Nach der Ende Oktober vollzogenen Fusion mit der brasilianischen Magnesita und dem Erstlisting an der Londoner Börse konzentriert sich der Weltmarktführer bei Feuerfestprodukten darauf, die RHI Magnesita, wie sie nun heißt, neu auszurichten. Um die Wettbewerbsfähigkeit und den Marktanteil von 14 Prozent zu erhöhen, verfolgt Konzernchef Stefan Borgas mehrere Stoßrichtungen: Wachstum auf Märkten wie China, Russland und Südkorea, wo die RHI bisher wenig vertreten ist (in Nord- und Südamerika sowie Europa führt sie). Technologien sollen effektiver eingesetzt und der Rohstoffanteil aus eigenen Minen erhöht werden.

Denn: „Der Feuerfestmarkt ist in den vergangenen zehn Jahren nicht gewachsen und wird auch künftig nicht wachsen“, ist Borgas realistisch. Vor allem in China hat der Konzern, der 120.000 verschiedene keramische Werkstoffe für feuerfeste Verkleidungen für Öfen in der Stahl-, Zement- und Glasindustrie produziert, viel vor. Dort wurden über die vergangenen Jahre rund 1000 total veraltete Werke geschlossen, um die Umweltschutzbestimmungen umzusetzen. Der doppelt positive Effekt: „Das sinkende Angebot hat die Preise steigen lassen, wir wollen diese Aufschläge auch an die Kunden weitergeben“, sagte Borgas am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Zudem dürften aus dieser Konsolidierung nur ein, zwei große Unternehmen hervorgehen. „Dabei möchten wir gerne Partner sein und unser Know-how einbringen“, betonte Borgas.

2018 steht jedoch ganz die Integration der beiden Unternehmen im Vordergrund, die mit 14.000 Beschäftigten in 35 Produktionsstätten rund 2,5 Mrd. Euro Umsatz machen und ein operatives Ergebnis (Ebita) von 260 Mio. Euro erwirtschaften. „Nächstes Jahr entscheidet sich, ob der Merger erfolgreich ist“, so Borgas. Dabei fallen auch ordentlich Späne: Bis zum ersten Quartal 2019 werden global 750 Jobs abgebaut, in erster Linie in der Verwaltung. So werden zwei Headquarter (São Paulo und Hilden) geschlossen. In den Folgejahren dürften noch einmal so viele Arbeitsplätze wegfallen, wenn Produktionen gestrafft werden. Österreich mit 1800 bis 2000 Beschäftigten ist nicht betroffen, hier gibt es bis 2020 eine Arbeitsplatzgarantie. „Wir suchen hierzulande dringend Fachkräfte, eine intelligente Einwanderungspolitik würde uns dabei helfen“, betonte Borgas in Richtung der neuen Regierung.

Insgesamt soll die Fusion ab 2020 Synergien im Volumen von 70 Mio. Euro bringen. Im Vordergrund stehen Vertrieb und Administration, die Straffung des Einkaufs und der Lieferketten.

Deutlicher Kursanstieg

Ein positiver Effekt ist schon sichtbar: Die anfangs stark kritisierte Übersiedlung an die Londoner Börse hat der Aktie Schub verliehen: Das Handelsvolumen habe sich verdreifacht, das Papier ist bereits in den FTSE 250 aufgenommen. Der Kurs legte von 32,50 auf 40 Pfund zu. Aber auch die Wiener Börse, wo die RHI auf dem Dritten Markt notiert, profitiert: „Auf die RHI-Aktie entfiel mehr als die Hälfte des Umsatzes mit den wichtigsten ausländischen Aktien“, bilanziert Börse-Chef Christoph Boschan. „Insgesamt entfallen 40 Prozent des weltweiten Handels mit Magnesita-Papieren auf den Dritten Markt.“

Generell setzt Boschan auf den Dritten Markt. Er soll zur KMU-Börse werden. Dazu müssten auch heimische Firmen zugelassen werden. Die Hürde: Österreich lässt auf dem Dritten Markt für österreichische Unternehmen nur Namensaktien und keine Inhaberaktien zu.

Rund sechs Firmen aus Italien, der Schweiz und Deutschland sind heuer nach Wien gekommen. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.