Wie eine US-Staatsagentur 500 Millionen Dollar fürs Nichtstun verschleuderte

A trader walks the floor of the New York Stock Exchange in New York
A trader walks the floor of the New York Stock Exchange in New YorkREUTERS
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Das Office of Financial Research war geschaffen worden, um eine Wiederholung der Finanzkrise zu vermeiden. Kurios, welche Tätigkeiten sie daran hinderten.

Viel Geld ist noch keine Garantie, dass ein Vorhaben gelingt. Das jedenfalls zeigt das Schicksal des Office of Financial Research (OFR). Im Jahr 2010, also kurz nach Ausbruch der Finanzkrise, wurde die neue Staatsagentur vom Kongress geschaffen, um die Behörden vor Wirtschafts- und Marktrisiken zu warnen. Wie nun aber ein Bericht des „Wall Street Journal“ zeigt, ist außer Spesen nichts gewesen. 500 Millionen Dollar (405 Mio. Euro) hat die Agentur verbraten, ohne etwas Wichtiges zustande gebracht zu haben, schreibt die Zeitung.

In Wahrheit nämlich war sie mit vielen anderen Hürden der Bürokratie beschäftigt, ohne zum Kerngeschäft zu kommen. So habe das OFR es nicht geschafft, einen Platz in Washington zu finden, weshalb seine Projekte verschoben oder reduziert wurden. Mitarbeiter hatten mit anderen Regulierungsbehörden zu kämpfen und wurden durch Konflikte mit den Republikanern aufgerieben.

Eine der Hauptaufgaben von OFR war die Standardisierung und Speicherung von Daten zum Handel auf den Finanzmärkten und zur Kreditvergabe. Dies würde dazu beitragen, die systemischen Risiken zu identifizieren, die 2008 zur Krise geführt haben. Außerdem hofften die Unterstützer der Agentur, dass sie in Zeiten hoher Volatilität an den Finanzmärkten eine maßgebliche Meinung vertreten würden. Die Institution des ORF "war eine gute Gelegenheit, die Regulierung zu erleichtern und gleichzeitig die Überwachung der finanziellen Risiken zu verbessern, aber es wurde verpasst", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Allan Mendelovitz, der an der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs beteiligt war.

Dokument um zwei Drittel gekürzt

Die erste wichtige Aufgabe, die OFR im Frühjahr 2012 erhielt, war die Aufforderung der Aufsichtsbehörden, die Risiken im Bereich Asset Management zu analysieren. Im Sommer 2013 war das Projekt noch lange nicht beendet. Als das OFR etwa 2013 der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eine Analyse über die Risiken im Bereich Asset Management vorlegte, fanden die langen Beschreibungen keinen Gefallen, sodass das Dokument um zwei Drittel gekürzt wurde.

Lobbyisten wiederum, die die Interessen einer der größten Verwaltungsgesellschaften vertraten, beschwerten sich bei Kongressabgeordneten, dass das OFR die Fakten nicht überprüft. Sie wiesen darauf hin, dass der Dienst bei der Bewertung von Vermögenswerten von Fidelity einen Fehlbetrag von 200 Milliarden Dollar aufwies.

Außerdem hat OFR ein System zur Speicherung und Analyse großer Mengen von Finanzdaten entwickelt. Aber das Problem bestand darin, aktuelle Informationen zu erhalten. Andere Agenturen seien den OFR-Anfragen nur langsam nachgekommen, und die Daten über die Finanztransaktionen, die sie erwarben, seien bei weitem nicht vollständig, so das Service-Personal.

Die Administration von Präsident Donald Trump versucht nun, die Finanzregulierung zu mildern. Im November teilte das Finanzministerium dem OFR mit, dass das Budget für den Dienst um ein Viertel (von 201 Millionen im Jahr 2017 auf 76 Millionen Dollar im Jahr 2018) und die Zahl der Beschäftigten um mehr als ein Drittel gekürzt werde.

"Wir bauen eine kompaktere und effizientere Organisation auf", sagte ein Vertreter des Finanzministeriums.

(est)

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