Nervöse Blicke auf das Angstbarometer

Nervöse Blicke
Nervöse BlickeAPA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Donald Trump hat den Volatilitätsindex wieder angetrieben. Dieser ist kein Alleswisser, aber er zeugt von Nervosität.

Das Blöde ist, dass seine Glaubwürdigkeit seit dem Mini-Crash von Anfang Februar angekratzt ist. Oder besser gesagt einen weiteren Kratzer bekam. Denn auch zuvor schon waren immer wieder Vorwürfe gegen die Terminbörse in Chicago aufgetaucht, der VIX-Index, der auf Basis von Optionspreisen für die im Aktienindex S&P 500 zusammengefassten Aktien von US–Firmen die erwarteten Kursschwankungen in den kommenden 30 Tagen errechnet und daher als Volatilitäts- oder Angstbarometer angesehen wird, könnte auch Manipulationen unterworfen werden. Die Terminbörse hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen – so auch die jüngsten für Anfang Februar, als der VIX im Tagesverlauf auf bis zu 50 Punkte hochgeschnellt war (der prozentuell steilste Anstieg seiner Geschichte). Zuvor war er über ein Jahr lang weit unter 20 Zählern geblieben. An diesem Donnerstag nun hat er sich wieder stärker bewegt: Um 25 Prozent sprang der VIX auf ein Zweiwochenhoch von 25 Punkten, als US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte einen Abverkauf an den Aktienmärkten auslöste. Am Freitag stieg er kurz auf 26 Punkte, um dann auf unter 20 zu fallen.

Der VIX (kurz für CBOE Volatility Index) verhält sich im Großen und Ganzen indirekt proportional zu den Aktienkursen: Steigt er, erwarten die Marktteilnehmer starke Kursschwankungen, und die Aktien fallen – und zwar weltweit, weil der US-Markt nun einmal globalen Einfluss hat. Vor allem, wenn der VIX über seinen langjährigen Schnitt von 20 Punkten klettert, findet er besondere Beachtung.

Hoch liegt das Barometer am Ende der Woche also nicht. Aber die Nervosität ist seit Donnerstag eben wieder augenscheinlich.

Dennoch muss man den VIX-Index – und zwar unabhängig von Manipulationsvorwürfen – auf seine Aussagekraft hin auch kritisch überprüfen. Seine Punktezahl ist nämlich nicht nur ein Gradmesser der Stimmung auf dem Markt, sie beeinflusst diesen auch mit.

Vor allem steht in Frage, wie sehr der Index als Frühindikator für künftige Entwicklungen auf den Aktienmärkten taugt. Hier nämlich haben Untersuchungen in den vergangenen Jahrzehnten kein eindeutiges Bild ergeben. Manchmal ja, manchmal nein. Heißt, auch wenn die Nervosität aktuell wieder kurz nach oben ging, muss das nicht bedeuten, dass die jahrelange Hausse an den globalen Börsen nun zu Ende ist. Eines aber zeigt der VIX derzeit allemal: Auf schnelle Ausschläge muss man momentan stets gefasst sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2018)

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