„Korrektur dauert länger als erwartet“

Dass die Österreicher Aktienmuffel seien, wollen Gabriel Brenna (l.) und Bernhard Ramsauer nicht so stehen lassen.
Dass die Österreicher Aktienmuffel seien, wollen Gabriel Brenna (l.) und Bernhard Ramsauer nicht so stehen lassen.(c) Mirjam Reither
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Über kurzfristiges Denken auf den Aktienmärkten und Wachstum in der Vermögensverwaltung sprechen die Privatbankexperten Bernhard Ramsauer und Gabriel Brenna.

Die Presse: Die Zeiten stetiger Kursgewinne auf den Aktienmärkten sind zumindest vorerst vorbei. Droht der große Börseneinbruch?

Bernhard Ramsauer: Grundsätzlich rechnen wir heuer mit weiter steigenden Aktienkursen, aber auch mit größeren Schwankungen. Dabei hat die jüngste Korrektur länger angedauert als erwartet. Das hängt aber auch mit den Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump zusammen, denn die Anleger beunruhigt ein möglicher Handelskrieg. Die Fundamentaldaten sind aber intakt, das Wirtschaftswachstum hält an. Deshalb rate ich Anlegern, derzeit nicht zu verkaufen, sondern langfristig zu denken.

Gabriel Brenna: In den vergangenen Jahren kannten die Börsen praktisch nur eine Richtung, nämlich nach oben. Und deshalb haben immer mehr Anleger auf ganze Indexentwicklungen gesetzt. Künftig wird es jedoch schwieriger werden, dem Herdentrieb an den Börsen zu folgen. Und genau dann kann eine professionelle Vermögensverwaltung umso mehr punkten.

Dabei gelten die Österreicher eigentlich als Aktienmuffel. Weshalb sollte man als heimischer Anleger gerade jetzt in diesem Punkt umdenken?

Brenna: Das sehen wir zumindest bei unseren Anlegern bei der LLB Österreich so nicht. Die Risikobereitschaft bei den Vermögensverwaltungsmandaten in unserem Haus ist zwar sehr unterschiedlich ausgeprägt, im Schnitt kann aber von Aktienmuffeln keine Rede sein.

Ramsauer: Selbst in den konservativen Portfolios bei der Semper Constantia liegt die durchschnittliche Aktienquote bei rund 25 Prozent. Noch vor wenigen Jahren waren es gut zehn Prozent. Die Anleger haben verstanden, dass sie angesichts der tiefen Zinsen mehr Risiko eingehen sollten, um ein wenig mehr Ertrag zu lukrieren. Aber im internationalen Vergleich fällt die Aktienquote tatsächlich geringer aus, sie ist dafür regional breiter gestreut als etwa bei deutschen oder Schweizer Investoren.

Die Alternativen abseits der Aktienmärkte bleiben jedoch dünn gesät. Wo werden Sie noch fündig?

Ramsauer: Im Rentenbereich bleiben beispielsweise Anleihen aus den Schwellenländern eine interessante Beimischung. Dort ist in einigen Regionen der Zinszyklus in einem anderen Stadium, weshalb die Anleihekurse noch steigen könnten. Auch Immobilieninvestments sind eine Alternative.

Wozu oftmals Vorsorgewohnungen zählen. Sie wurden in den vergangenen Jahren in großem Stil in Wien verkauft. Sind die Sorgen rund um eine Blasenbildung berechtigt?

Ramsauer: Hier geht es vor allem um kleine Wohneinheiten bevorzugt zwischen 30 und 50 Quadratmetern, mit einer Monatsmiete von 350 bis 550Euro. Und das meist in einigen Wiener Außenbezirken. Sie sind leistbar, die Nachfrage danach bleibt hoch.

Wie sehr lasten steigende Zinsen grundsätzlich auf einem Immobilieninvestment?

Ramsauer: Da muss man stark differenzieren. In unseren offenen Immobilienfonds – etwa dem Semper Real Estate – investieren wir in Gewerbeimmobilien in Deutschland und in Österreich. Die Mietrendite liegt bei rund 6,5 Prozent, die Restlaufzeit der Mietverträge beträgt knapp sieben Jahre. Wir sind gut aufgestellt, selbst wenn die Zinsen ein wenig steigen.

Werden die Semper-Constantia-Fonds nach der Fusion mit der LLB Österreich erhalten bleiben?

Brenna: Da planen wir aus heutiger Sicht keine größeren Änderungen. Im Immobilienbereich sind die Semper-Constantia-Fonds eine gute Ergänzung für unsere Palette. Offen bleibt, ob sie umbenannt werden. Und falls es passt, könnten wir durchaus auch eine weitere Fondsgesellschaft oder Privatbank in Österreich übernehmen, da unsere Wachstumsstrategie auch weiterhin Zukäufe umfasst.

Stichwort Wachstum: Werden es kleinere Institute künftig noch schwerer haben, sich auf dem Markt durchzusetzen?

Brenna: Wir sind mit dem Kauf der Semper Constantia nach der Fusion dann die größte Privatbank in Österreich, mit einem verwalteten Vermögen von rund 20 Milliarden Euro. Aber für kleine Häuser wird es in der Tat schwieriger werden. Die Gewinnmargen bleiben unter Druck, während die Kosten steigen. Da gibt es einfach einen Sockel.

Da die Börsen von Karfreitag bis Ostermontag geschlossen bleiben, gibt es heute und am kommenden Dienstag keine Kurse.

ZU DEN PERSONEN

Die Liechtensteinische Landesbank übernimmt vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen kommenden Juli die Semper Constantia. Im September soll Letztere mit der LLB Österreich fusioniert werden.

Gabriel Brenna, Aufsichtsratsvorsitzender der LLB Österreich, wird diese Funktion auch danach innehaben. Semper-Constantia-Chef Bernhard Ramsauer wird CEO und soll im Frühjahr 2019 in den Aufsichtsrat wechseln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2018)

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