Österreicher kennen sich mit Fonds nicht aus

Die Österreicher sind Nachzügler beim Fondssparen. Kapital wäre vorhanden.

Voriges Jahr haben die Österreicher dreimal so viel Geld auf Konten für täglich fälliges Geld fließen lassen wie in Fonds. Dass jahrelang unproduktive Sparbücher Vorsorgeprodukte immer noch ausstechen, liegt in den Augen von Fondsexperten primär daran, dass es bei Anlegern am Wissen hapert. Das ergab auch eine Umfrage.

Die Ergebnisse: Sieben von zehn Österreichern haben ein Sparbuch, 54 Prozent einen Bausparvertrag, jeder Zweite eine Lebensversicherung, aber nur jeder Fünfte hat Geld in Investmentfonds stecken. Einer Integral-Umfrage (online, 500 Befragte zwischen 16 und 69 Jahren) im Auftrag der Fondsverbände zufolge hielt 69 Prozent der Befragten mangelndes Wissen über das Wesen von Fonds vom Kauf von Fondsanteilen ab. Es mangelte also nicht primär am Geld. "Zu wenig Kapital" sprach für 45 Prozent gegen einen Fondskauf, gefolgt von "zu hohem Risiko" (41 Prozent).

Die beste Absicherung sei eine breite Streuung, hält die Fondsbranche dagegen. Und man müsse auch nicht reich sein, um in Fonds zu investieren, erklärten die Chefs der beiden Fondsverbände, Heinz Bednar (VÖIG) und Berndt May (VAIÖ), am Mittwoch in Wien. Freilich gebe es eine Korrelation zwischen Einkommen und Ausbildung. Der typische Fondskunde in Österreich ist heute zwischen 30 und 49, hat Matura und verdient eher gut. Frauen als Fondskäuferinnen holten zuletzt auf. Den generellen Info-Rückstand in der Bevölkerung müssen Fonds und Banken selbst beseitigen. Von der Regierung erhofft man sich steuerliche Stimulanz.

Der Fondsbranche schwebt ein "Pensionsdepot" oder "Vorsorgedepot" nach Schweizer Muster vor, das weitaus breiter angelegt sein müsse als die jetzige Zukunftsvorsorge. Wieviel neue staatliche Incentives kosten würden, wurde nicht gesagt. Es gehe jedenfalls um eine Steuerbefreiung in der Ansparphase. Das seien keine Budgetausgaben, sondern ein Einnahmenverzicht, wobei es die Einnahmen ohne das erhoffte neue Produkt aber nicht gebe, argumentiert May. Ein Vorsorgedepot ohne Kapitalgarantie bräuchte auch keine Prämie. Reformen in diese Richtung stünden aber wohl alle unter der Überschrift Einkommensteuergesetz 2020, vermuten die Fondsexperten.

Gemische Fonds gefragt

In Österreich ist heuer im ersten Quartal das Fondsvolumen trotz Nettozuflüssen im Vergleich zum Jahresende 2017 um 2,43 Milliarden Euro auf 173 Milliarden Euro gesunken - man liegt aber weiter auf relativ hohem Niveau. In Summe gab es in Österreich von 2011 an jedes Jahr Zuwächse. Die heurigen leichten Rückgänge waren politischen Faktoren und Unsicherheiten geschuldet - wie etwa den US-Ankündigungen neuer Zollbarrieren. Am stärksten zugelegt haben gemischte Fonds. Die liegen in Österreich mittlerweile mit 42,4 Prozent vor den Rentenfonds (40,1 Prozent). Vor fünf Jahren stellten Anleihefonds in Österreich noch mehr als 45 Prozent des Marktes. 16,5 Prozent sind Aktienfonds. Wichtiger geworden sind auch die Immobilienfonds. Geldmarktfonds hingegen spielen hierzulande keine Rolle.

Weltweit haben es die Investmentfonds Ende 2017 mit 44 Billionen Euro (Vorjahr: 41 Billionen) auf einen neuen Rekordwert gebracht. Es waren die größten Zuflüsse, die jemals erzielt wurden. Rund 42 Prozent des Gelds liegen in Aktienfonds, ein Fünftel in Rentenfonds. 53 Prozent der weltweiten Fondsvolumina entfallen auf den amerikanischen Raum (inklusive Kanada, Brasilien, Argentinien), ein Drittel auf Europa. Luxemburg und Irland haben besonders viele Fonds angezogen. Nach Stücken führt Europa, hier ist die Zahl der Fonds doppelt so hoch wie in Übersee (Americas, Asien). Weil aber auch in Europa die Fondsbranche einem Konzentrationsprozess folgt, werden auch hier die Fonds größer. Am 19. April ist Weltfondstag.

(APA)

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