Der gebürtige Linzer Paul Achleitner kassiert mit insgesamt drei Aufsichtsratsposten in Dax-Konzernen 1,18 Millionen Euro.
Die Deutsche Bank zahlt ihrem Aufsichtsratschef Paul Achleitner so viel wie kein anderes Unternehmen im deutschen Leitindex Dax seinem Chefkontrolleur. Mit 800.000 Euro liegt der ehemalige Investmentbanker an der Spitze der Rangliste für das Jahr 2017, die die Vergütungsberatung hkp am Donnerstag in Frankfurt vorstellte.
Der bestbezahlte Aufsichtsrat im Dax ist aber Achleitners ehemaliger Allianz-Kollege Michael Diekmann. Er strich für die Mitgliedschaft in fünf Dax-Aufsichtsgremien insgesamt 1,33 Millionen Euro ein. Bei der Allianz wurde Diekmann zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Vorstandschef im Mai 2017 Vorsitzender des Aufsichtsrats, den Posten beim Gasekonzern Linde gab er gleichzeitig ab. Der 63-Jährige sitzt auch in den Aufsichtsräten von Siemens, BASF und Fresenius.
Der gebürtige Linzer Achleitner kommt mit insgesamt drei Aufsichtsratsposten im Dax auf 1,18 Millionen Euro. Damit können nicht einmal die fünf ehemaligen Manager mithalten, die jeweils zwei Aufsichtsräte führen: Karl-Ludwig Kley (Lufthansa, E.ON), Wolfgang Reitzle (Continental, Linde), Gerd Krick (Fresenius, Fresenius Medical Care), Ulrich Lehner (Deutsche Telekom, Thyssenkrupp) und Werner Brandt (RWE, ProSiebenSat.1). Mit 212.000 Euro hält Thyssenkrupp seinen Aufsichtsratschef Lehner am knappsten, im Schnitt lagen die Vergütungen der Dax-Aufsichtsratschefs 2017 mit 408.000 Euro um knapp sechs Prozent höher als ein Jahr zuvor.
hkp-Experte Joachim Kayser hält die Aufsichtsratschefs in Deutschland für zu schlecht bezahlt. Dass sie im Schnitt 14-mal weniger verdienen als die Dax-Vorstandschefs, "passt eigentlich nicht zur heutigen Situation", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Noch vor einem Jahrzehnt seien Aufsichtsratsposten ein Nebenjob für aktive Top-Manager gewesen. "Heute sind das alles Profis, von denen immer mehr ein eigenes Büro im Unternehmen haben." Auch von großen Investoren würden die Aufsichtsratschefs immer mehr beansprucht. Vom Arbeitsaufwand her hält Kayser ein Drittel des Gehalts eines Vorstandschefs für gerechtfertigt.
Doch selbst Achleitner kam 2017 nur auf knapp ein Viertel der Vergütung des - inzwischen geschassten - Vorstandschefs John Cryan. Bei HeidelbergCement und SAP verdient der Vorstandschef sogar 30-mal mehr als sein Oberaufseher. Dabei sind die Aufsichtsrats-Vergütungen immer weniger an den Erfolg des Unternehmens geknüpft. Bei zwei Drittel der Dax-Unternehmen bekommen die Gremienmitglieder keine Boni, der Rest zahlt nur Langfrist-Boni. "Damit entkoppelt man sie von den Interessen der Aktionäre", kritisiert Kayser. "Vor allem in Krisenzeiten kann sich das rächen."
Die Vorstandschefs der größten ATX-Konzerne haben 2017 im Schnitt 1,84 Mio Euro verdient. Abgesehen von Ausreißern sei die durchschnittliche Vergütung bei ATX-Firmen "durchaus angemessen" und vergleichbar mit jener im deutschen MDAX/SDAX, sagt Michael Kramarsch, dessen Unternehmensberatung hkp die Studie erstellt hat. DiePresse.com präsentiert das Ranking. Die Gehälter setzen sich aus fixen und variablen Bestandteilen zusammen. Abfertigungen wurden nicht berücksichtigt. EPA
Ernst Vejdovszky s Immo-Vorstandschef Vergütung: 587.000 Euro REUTERS
Frank Nickel Vorstandschef der CA Immo Nickel hat die CA Immo verlassen, Andreas Quint wurde zu seinem Nachfolger bestellt. Vergütung: 800.000 Euro REUTERS
Elisabeth Stadler Vorstandschefin der Vienna Insurance Group Vergütung: 1,0 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Daniel Riedl Buwog-Vorstandschef Vergütung: 1,02 Millionen Euro
Andreas Brandstetter Vorstandschef der Uniqa Vergütung: 1,12 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Gerald Grohmann Vorstandschef bei Schoeller-Bleckmann Vergütung: 1,15 Millionen Euro Clemens Fabry
Ulrich Schumacher Zumtobel-Vorstandschef* Vergütung: 1,19 Millionen Euro * Schumacher wurde mit 1.2.2018 von Alfred Felder abgelöst. imago/Sven Simon
Oliver Schumy Immofinanz-Vorstandschef Vergütung: 1,20 Millionen Euro (c) Reuters
Wolfgang Anzengruber Verbund-Vorstandschef Vergütung: 1,33 Millionen Euro APA/HELMUT FOHRINGER
Johann Marihart Vorstandschef der Agrana Vergütung: 1,36 Millionen Euro APA/HERBERT PFARRHOFER
Alejandro Plater Vorstandschef von Telekom Austria* Vergütung: 1,58 Millionen Euro *Plater wird per 1.9.2018 als CEO abgelöst. REUTERS
Stefan Doboczky Vorstandschef bei Lenzing Vergütung: 2,38 Millionen Euro APA/ROLAND SCHLAGER
Gerhard Pölzl Vorstandschef der Österreichischen Post Vergütung: 2,48 Millionen Euro APA/HELMUT FOHRINGER
Heimo Scheuch Wienerberger-Vorstandschef Vergütung: 2,86 Millionen Euro APA/GEORG HOCHMUTH
Andreas Treichl Vorstandschef der Erste Group Vergütung: 3,03 Millionen Euro Die Presse (Clemens Fabry)
Wolfgang Eder Voestalpine-Vorstandschef Vergütung: 3,13 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Rainer Seele OMV-Vorstandschef Vergütung: 3,38 Millionen Euro (c) REUTERS
Wolfgang Leitner Andritz-Vorstandschef Vergütung: 3,49 Millionen Euro APA/HANS PUNZ
Anas Abuzaakouk Vorstandschef der Bawag Vergütung: 14,12 Millionen Euro* *Sonderprämie für Jahre vor Börsegang (c) REUTERS
Karl Sevelda*Ex-Vorstandschef der RBI Vergütung: 3,5 Millionen Euro** * Sevelda trat Mitte März 2017 zurück. Ihm folgte Johann Strobl an die Spitze der RBI. **Sevelda erhielt zu seiner Fixvergütung von 204.000 Euro eine Abfindung über 3,3 Millionen Euro. In Summe war das die zweithächste Entlohnung der ATX-Chefs. (c) REUTERS
Gagenkaiser: Die Top-Verdiener unter den ATX-Bossen
Nur viermal im Jahr an den Sitzungen teilzunehmen und dazwischen nichts zu tun, ist zu wenig. Das Problem: Vielen Aufsichtsräten scheint das nicht bewusst zu sein.
Dem über 200 Jahre alten Traditionskonzern Thyssenkrupp geht mit Aufsichtsratschef Ulrich Lehner ein weiterer Top-Manager alter Schule im Streit gegen aufmüpfige Investoren verloren.
Die Chefin der Krupp-Stiftung sprach mit dem Mehrheitsaktionär des Aufzugherstellers Kone über eine mögliche Fusion. Die Konzernführung hatte sich zuletzt ablehnend geäußert, Analysten halten eine derartige Kooperation aber für sinnvoll.
Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Lehner wirft einzelnen Aktionären im Streit um den Kurswechsel "Psychoterror" vor. Den US-Hedgefonds geht der Umbau des Konzerns zu langsam.
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