Warum Chinas Bondmarkt boomt

An der Börse in Shanghai kommen ausländische Anleger künftig einfacher an Anleihen aus China.
An der Börse in Shanghai kommen ausländische Anleger künftig einfacher an Anleihen aus China.Bloomberg
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Mit den Kapitalmarktreformen wird ausländischen Investoren der Zugang zu Chinas Bondmarkt erleichtert. Diesen sollten Anleger trotz Handelskonflikts nicht unterschätzen.

Wien. Von einem sicheren Hafen kann bei vielen Anleihemärkten nicht mehr die Rede sein. In den USA hat die Zinswende bereits eingesetzt, in Europa rückt sie immer näher. Während neue Anleihen nach der Anhebung freilich höher verzinst werden, sind bestehende Anleihen noch mit einem niedrigeren Zinscoupon ausgestattet und verlieren deshalb an Wert.

Weshalb sollten Anleger ihre Augen nicht auf Alternativen wie zum Beispiel Chinas Bondmarkt werfen? Trotz der aktuellen Turbulenzen wegen des Handelsstreits mit den USA lockt der Markt langfristig mit Chancen, zumal Experten demnächst mit keinen Zinsanhebungen in China rechnen.

Obendrein werden Kapitalmarktreformen forciert, vor einem Jahr hat die Regierung etwa das „Bond-Connect“-Programm lanciert. Ausländischen Investoren wird damit der Zugang zu Chinas Anleihemarkt auf dem Festland stark erleichtert. Sie konnten bislang praktisch nur in Hongkong investieren. Dort umfasst der Markt aber nur 80Milliarden Dollar, während Chinas Festlandmarkt knapp zwölf Billionen Dollar erreicht hat „und damit der weltweit drittgrößte Bondmarkt ist“, unterstreicht Honyu Fung, Fondsmanager des China Short Duration Bond Fund von AXA Investment Managers.

Zuflüsse aus dem Ausland

Mit der Marktöffnung erwarten Experten jedenfalls reichlich Zuflüsse aus dem Ausland. Schließlich macht der Markt nur 94 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, „in zahlreichen Industrienationen ist der Prozentsatz weit höher“, sagt Honyu Fung und sieht den Markt damit solide aufgestellt. Gleichzeitig hat die chinesische Regierung Schritte gesetzt, um den wachsenden Schuldenstand im Land einzudämmen.

Dass auch die Zahlungsausfälle der Schuldner zunehmen dürften, sieht Honyu Fung sogar als gesunde Entwicklung. So würden Unternehmen von der Regierung nicht mehr um jeden Preis am Leben gehalten.

Doch was können Anleger im Reich der Mitte verdienen? Derzeit liegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei rund 3,60 Prozent. Zudem hat der chinesische Renminbi in den vergangenen Jahren stetig zugelegt, wobei es sich um ein kontrolliertes Wechselregime handelt. Freilich, der US-Handelskrieg hat zuletzt belastet, darin sehen Experten aber nur einen kurzfristigen Rücksetzer.

Schließlich hat die Regierung ihr Interesse an einer langfristigen Aufwertung stets betont. Und schon jetzt gewinnt der Renminbi an Bedeutung. Allein im November 2015 wurde er in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds aufgenommen, der eine wichtige Grundlage für viele Großanleger darstellt, um ihre Devisenreserven darin zu diversifizieren.

Internationale Indexanbieter werfen hingegen zunehmend ein Auge auf Chinas Festlandanleihen. Allein der US-Finanzdienstleister Bloomberg möchte voraussichtlich ab April 2019 entsprechende Wertpapiere schrittweise in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index aufnehmen. Auch in der Welt der Investmentfonds wächst das Interesse. Im Invesco Renminbi Fixed Income Fund wird in Anleihen aus dem Festland investiert, sobald die Finanzmarktaufsicht in Luxemburg (wo der Fonds seinen Sitz hat) dem „Bond-Connect“-Programm zustimmt.

Risiko Protektionismus

Beim Black Rock China Bond Fund sind bereits 35Prozent darin investiert, wobei gut 70 Prozent des Vermögens auf Unternehmensanleihen wie China Datang oder Shaoxing Water Group entfällt. Und der Allianz-Fonds veranlagt bereits zur Gänze in Chinas Festlandmarkt.

Dennoch sollte man die Risken nicht unterschätzen, etwa, dass sich Chinas Wachstum aufgrund des drohenden Handelskriegs signifikant verlangsamt. Auch könnte der wachsende Protektionismus die Finanzmärkte treffen – mit entsprechend turbulenten Auswirkungen auf Wertpapier- und Devisenkurse.

Hinweis: Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“ übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2018)

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