Teures Öl bringt Airlines in die Bredouille

Tanken wird immer teurer.
Tanken wird immer teurer. (c) FABRY Clemens
  • Drucken

Die in den vergangenen Jahren erwirtschafteten Profite schrumpfen, die Kurse fallen.

Wien. 147,40 Dollar: so viel, wie am 11. Juli2008 kostet ein Fass der Nordseesorte Brent derzeit nicht. Aber mit 75 Dollar ist der Ölpreis binnen eines Jahres um 45 Prozent gestiegen. Das trifft die gesamte Wirtschaft, aber die Luftfahrt besonders. Gut vier Jahre haben die Airlines weltweit von extrem niedrigen Spritpreisen rund um 20 Dollar je Barrel profitiert. Sie haben sich saniert, kräftig expandiert und ihre Profite ordentlich gesteigert.

Jetzt hat sich die Situation drastisch gedreht, und es hagelt Gewinnwarnungen: American Airlines hat am Donnerstag die Gewinnprognose schon zum zweiten Mal in diesem Jahr gekappt, auch ihr Konkurrent Delta revidierte die Aussichten. Die dritte große US-Airline, United, trotzt zwar dem Trend und hofft auf steigende Gewinne, sie stutzt jedoch ihren Kapazitätsausbau zusammen.

In Europa hat die IAG-Holding (British Airways, Iberia, Aer Lingus, Vueling, Level) angekündigt, ihre Expansion einzudampfen. Mit Spannung warten Analysten und Börsianer jetzt auf die Lufthansa, die am Dienstag ihre Halbjahreszahlen veröffentlicht. Im Frühjahr hat Airline-Boss Carsten Spohr angesichts von Kerosinmehrkosten von 700 Mio. Euro einen unter dem Vorjahreswert liegenden Gewinn in Aussicht gestellt.

Sein Erzfeind, Ryanair-Boss Michael O'Leary, der sich gerade mit einer Streikwelle herumschlägt, hält an seiner Gewinnprognose fest. Noch. Denn die größte europäische Billigairline erwartet Kerosinmehrkosten von 430 Mio. Euro. Das trifft die Tochter Laudamotion besonders hart, die im Gegensatz zu vielen Airlines gegen Ölpreisschwankungen nicht per Hedging abgesichert ist. Laudamotion dürfte heuer nicht 100, sondern 150 Mio. Euro Verlust machen, schätzt O'Leary derzeit.

Der Weltluftverband Iata hat schon zu Jahresbeginn prognostiziert, dass die Fluglinien heuer gut 40 Mrd. Dollar mehr für Kerosin zahlen werden. Dieser Wert dürfte sich angesichts der Ölpreisentwicklung sogar noch erhöhen. Was das bedeutet, hat O'Leary auf den Punkt gebracht: „Einige Airlines, die bei 40 Dollar schon nicht mit Gewinn arbeiten konnten, werden wohl bei anhaltend hohen Preisen den Winter kaum überleben.“ An wen er wohl denkt? An Norwegian, darüber ist die Branche sich einig. Die norwegische Billigairline schreibt horrende Verluste und hat daher im Gegensatz zu vielen Konkurrenten keinen Polster, um eine weitere Ölpreisverteuerung durchzustehen.

Die Kursentwicklung spiegelt die Misere wider: Die Lufthansa-Aktie verlor seit Jahresbeginn ein Viertel an Wert, Ryanair 13 Prozent. American Airlines büßten 20 Prozent ein. IAG gewann gegen den Trend 3,7 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.