Ein lammfrommer Elon Musk und neue Hoffnung für Tesla

Im Mai präsentierte Tesla-Chef Elon Musk den Roadster 2.
Im Mai präsentierte Tesla-Chef Elon Musk den Roadster 2.REUTERS
  • Drucken

Tesla steuert noch tiefer in die roten Zahlen, muss dafür aber weniger frisches Geld aufnehmen als befürchtet. Die Aktie steigt um elf Prozent. Elon Musk nutzte die Quartalsbilanz, um sich zu entschuldigen.

Bei der Präsentation der Quartalszahlen von Tesla war auf einmal alles anders: Tesla-Chef Elon Musk gab sich zurückhaltend und entschuldigte sich bei den Analysten mehrfach für sein Verhalten der letzten Monate. Zuletzt hatte er ihnen bei Kritik noch entnervt erklärt, auf  "langweilige" Fragen nicht länger antworten zu wollen.

Möglicher Grund für die Entspannung: Sein Elektroautokonzern verbrennt zwar weiter kräftig Geld (718 Millionen Dollar Rekordverlust im zweiten Quartal), allerdings nicht so viel, wie die Analysten befürchtet hatten. Die Aktie sprang nachbörslich um elf Prozent in die Höhe. Tesla nährte Hoffnungen, dass er bald in die Gewinnzone fahren könnte. Bis Ende August werde man voraussichtlich 6000 Fahrzeuge vom Typ Model 3 in der Woche montieren, teilte das US-Unternehmen am Mittwoch mit. Ziel sei weiter, so schnell wie möglich auf 10.000 zu kommen..

Kein frisches Cash notwendig

Konzernchef Elon Musk steht wegen der Produktionszahlen des Models 3 unter großem Druck. Bei dem Projekt hat es seit dem vergangenen Jahr immer wieder Rückschläge gegeben. Tesla räumte ein, dass das Produktionsziel von 10.000 Fahrzeugen pro Woche möglicherweise nicht vor dem kommenden Jahr erreicht werden könnte. Bei Analysten kam das gut an: "Wir mögen den zurückhaltenden Ton im Ausblick des Unternehmens, vor allem, dass unnötige überzogene neue Ziele fehlen", sagte CFRA-Analyst Efraim Levy. "Vielleicht spiegelt das einen vorsichtigeren Elon Musk wieder."

Im abgelaufenen zweiten Quartal war der Verlust mehr als doppelt so hoch wie vor Jahresfrist. Der Umsatz stieg zugleich auf vier Milliarden Dollar von 2,79 Milliarden Dollar. Tesla schraubte seine Investitionen herunter und baute Personal ab. Zum Ende des Quartals hatte das Unternehmen noch 2,78 Milliarden Dollar an Barreserven. Einige Analysten hatten die Frage aufgeworfen, ob der Elektroautopionier frisches Geld aufnehmen muss. Musk erklärte dagegen, er gehe davon aus, dass das Unternehmen von nun an profitabel ist. Er habe keine Pläne, frisches Geld aufzunehmen. "Wir haben 15 Jahre gebraucht, um unser ursprüngliches Ziel zu erreichen, ein erschwingliches, langstreckentaugliches Elektroauto zu bauen, das auch hochprofitabel ist", sagte Musk. "Im zweiten Semester erwarten wir, zum ersten Mal in unserer Geschichte nachhaltig profitabel zu wirtschaften und einen positiven Cashflow zu erarbeiten".

Gerangel um neues Tesla-Werk in Europa

Zugleich legte das Unternehmen Details zu seiner Expansionsstrategie vor. Noch in diesem Jahr werde wahrscheinlich der Standort für eine europäische Fabrik bekanntgegeben. Neben dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bringt sich dabei auch Bayern ins Spiel. Als möglichen Standort nannte die bayerische Staatsregierung in der "Süddeutschen Zeitung" das nordbayerische Hof. Auch die Niederlande werben um Tesla. Im kommenden Jahr soll zudem ein Werk in China auf den Weg gebracht werden. Die dafür nötigen etwa zwei Milliarden Dollar will Tesla vor Ort aufnehmen. In dem Werk in Shanghai sollen sowohl Fahrzeuge als auch Batterien produziert werden. (mac)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

The Tesla factory is seen in Fremont
Unternehmen

Auch Bayern will eine Tesla-Fabrik

Es gebe bereits entsprechende Kontakte, sagte der bayrische Minister Pschierer. Der Standort könnte in der Region um Hof in Nordbayern entstehen.
FILE PHOTO: Tesla workers examine a Model S used for training and tool calibration at the company's factory in Fremont
Unternehmen

Verhandelt Tesla über großes Werk in Europa?

Einem Bericht zufolge überlegt das US-Tech-Konzern einen Standort in Deutschland oder den Niederlanden. Aktuell baut Tesla vorwiegend in Kalifornien.
FILES-US-IT-LIFESTYLE-AUTO-TESLA-STOCKS
Unternehmen

Tesla fordert Geld von Zulieferern zurück

Der Elektroautobauer sieht in der Zahlung eine "Investition", die beiden Geschäftspartnern hilft, zitiert das "Wall Street Journal" aus dem Brief an die Autozulieferer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.