Bald Dollar-Manipulation durch USA?

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Donald Trump hat sich mehrfach über die Stärke des Dollar beklagt. An der Wall Street wird eine Dollar-Intervention daher nicht mehr zur Gänze ausgeschlossen.

Wien. Geht es nach Donald Trump, sind die USA ein Opfer, in vielfacher Hinsicht. Zuletzt waren sie das vor allem wegen Währungsmanipulationen durch andere, etwa durch die EU und China, findet der US-Präsident. Der Euro und der Yuan haben gegenüber dem Dollar tatsächlich abgewertet. Dies ist aber in erster Linie der wirtschaftlichen Stärke der USA geschuldet.

Einige Beobachter an der Wall Street sind nun der Ansicht, dass der US-Präsident eine Kampagne lostreten könnte, um den Dollar nachhaltig abzuwerten. Nach einer Flut von Tweets, in denen Trump beklagte, dass der Dollar Amerikas Wettbewerbsvorteil schwäche, schrieb Michael Feroli, Chefökonom von JP Morgan Chase, in einem Bericht, er könne nicht ausschließen, dass die Regierung auf den Devisenmärkten eingreifen werde. Deutsche Bank und Oppenheimer Fonds stießen ins gleiche Horn: Eine Dollar-Intervention sei nicht mehr weit hergeholt.

Auswirkungen schon spürbar

Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass Trumps anhaltende Auslassungen über den Dollar negative Auswirkungen auf die ausländische Nachfrage nach US-Vermögenswerten haben könnten. Während die Gesamtnachfrage bei Staatsanleihe-Auktionen heuer schwankt, sind die ausländischen Bestände an Treasuries auf ein 15-Jahres-Tief von 41 Prozent gesunken.

Doch welche Werkzeuge hätte Trump zur Verfügung, wenn er über das bloße Gerede hinausgehen wollte? Am unmittelbarsten wäre es für ihn, das US-Finanzministerium zu beauftragen, via Notenbank zu verkaufen und ausländische Währungen über seinen Exchange Stabilization Fund zu kaufen, sagt Viraj Patel, Devisenstratege bei der ING. Da der Fonds jedoch nur Dollar-Aktiva von 22 Mrd. Dollar hält, wären die Auswirkungen wahrscheinlich gering. Jeder größere Eingriff würde zudem die Zustimmung des Kongresses erfordern.

Allerdings, so sagt Patel, gebe es eine Lücke, die Trump ausnutzen könnte, um Beschränkungen zu umgehen. Er könnte die Devisenintervention zu einem „nationalen Notfall“, erklären. Dann könnte er die Fed zwingen, ihr eigenes Konto zu benutzen, um Dollars zu verkaufen. Das wäre zwar weit hergeholt, aber da sich Trump gern auf die nationale Sicherheit beruft, könne er die Möglichkeit nicht „vollständig ausschließen“.

Eine weniger extreme Option bestünde darin, neuen Handelsabkommen Währungsklauseln zu verpassen. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2018)

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