Die Krux mit den Negativzinsen

Einige Banken aus Deutschland und der Schweiz wollen Sparer stärker zur Kasse bitten.
Einige Banken aus Deutschland und der Schweiz wollen Sparer stärker zur Kasse bitten. (c) Michaela Bruckberger
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Einige Banken aus Deutschland und der Schweiz wollen Sparer stärker zur Kasse bitten. Andere denken bereits um.

Einige kleinere Banken in Deutschland und der Schweiz ringen um die passende Antwort auf die negativen Einlagensätze der Zentralbanken. Dieser Tage haben mehrere Institute neue Strategien publik gemacht. So wird die Schweizer Postfinance AG zum 1. Oktober den Schwellenwert, ab dem private Kunden eine Guthabengebühr von einem Prozent bezahlen müssen, von einer Millionen Franken auf 500.000 Franken senken. „Auch wenn wir faktisch keine Zinsen mehr bezahlen, sind uns in den vergangenen zwölf Monaten über dreieinhalb Milliarden Franken an Kundengeldern zusätzlich zugeflossen“, sagt Postfinance-Sprecher Reto Kormann. „Um den starken Neugeldzufluss zu stoppen und sogar einen Abfluss von Kundengeldern zu erwirken, müssen wir deshalb unser Regime bei der Guthabengebühr verschärfen.“

Auch die Hamburger Sparkasse AG (Haspa), die einen Strafzins einführen will, begründet ihre Entscheidung mit hohen Kosten für liquide Mittel. „Wenn Kunden größere Mengen Bargeld auf Girokonten verwahren, kostet dies die Haspa Tag für Tag sehr viel Geld“, sagte Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Ab September fällt bei dem Hamburger Institut für private Guthaben ab 500.000 Euro ein Strafzins von 0,4 Prozent an.


Kunden schichteten Geld um. Indes hat sich die Hamburger Volksbank eG entschieden, ihren Anfang 2017 eingeführten Strafzins von 0,2 Prozent für private Guthaben ab 500.000 Euro auf Tagesgeldkonten aufzuheben. Betroffene Kunden hätten ihr Geld mit der Zeit umgeschichtet, sagt Sprecherin Heidi Melis. „Am Ende gab es nur noch sehr wenige Kunden mit Guthaben über 500.000 Euro. Daraufhin haben wir uns entschlossen, den Strafzins wieder zu streichen.“

Viele Banken müssen für das Parken von Geld bei den Zentralbanken Geld bezahlen. Bei der EZB liegt der Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent, bei der Schweizerischen Nationalbank bei minus 0,75 Prozent. Während die Weitergabe der Kosten an Firmenkunden in Form von Strafzinsen nichts Ungewöhnliches ist, zählt ein solcher Schritt bei privaten Kunden eher zu den Ausnahmen. In Österreich gibt es keine Negativzinsen für Sparbücher und Sparkonten von Konsumenten, das hat ein OGH-Urteil ausgeschlossen. (Doch berechnet etwa der Onlinebroker Flatex Minuszinsen für Gelder auf Verrechnungskonten.) Real (abzüglich Inflation) verlieren jedoch die meisten Sparer Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2018)

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