Warum Familienfirmen besser performen

Das Medizintechnik-Unternehmen Sartorius zählt zu den deutschen Spitzenunternehmen.
Das Medizintechnik-Unternehmen Sartorius zählt zu den deutschen Spitzenunternehmen.(c) imago/Hubert Jelinek (imago stock&people)
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Aktienkäufer sollen laut einer Studie auf Familienfirmen setzen. Sie schlagen an der Börse nämlich den breiten Markt.

Wer an der Börse besser reüssieren will als der Durchschnitt, der sollte zu Unternehmen greifen, die sich in Familienhand befinden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die von der Schweizer Großbank Credit Suisse durchgeführt und zu Beginn der Vorwoche in London vorgestellt worden ist. Die Studienautoren haben darin auch nach den Ursachen des Vorsprungs und nach den stärksten Unternehmen gesucht.

Die einfachste zusammenfassende Erklärung ist, dass börsenotierte Familienunternehmen weltweit profitabler arbeiten als andere Firmen. Ihre Aktien hängen daher langfristig den breiten Markt ab.

Konkret erzielten Unternehmen in Familienhand ein höheres Umsatzwachstum bei einer niedrigeren Verschuldung, schreiben die Ökonomen in dem Papier, für das mehr als 1000 Unternehmen aus Europa, Asien und den USA über zehn Jahre analysiert wurden. Zudem bleibe bei ihnen mehr vom Umsatz als Betriebsgewinn (Ebitda) übrig, und die Rendite im operativen Geschäft sei höher. Die Unternehmen wurden gemessen an einer Kontrollgruppe von 7000 nicht familiengeführten Firmen.

Langfristige Orientierung. Familienunternehmen seien vorsichtiger und könnten sich vom kurzfristigen Denken an der Börse mit dem Fokus auf Quartalszahlen immerhin ein Stück weit lösen. „Sie sind langfristiger ausgerichtet, hängen weniger stark von Fremdfinanzierung ab und investieren mehr in Forschung und Entwicklung“, erklärte Studienautor Eugene Klerk. Familienunternehmen schnitten in jeder Region und jeder Branche besser ab als vergleichbare andere Firmen, und zwar unabhängig von der Größe.

Die Familienfirmen mit der besten Geschäftsentwicklung weltweit kommen demnach aus Deutschland, Italien, China und Indien. Beim Blick auf die Aktien legten im europäischen Vergleich die deutschen Familienfirmen im Schnitt am stärksten zu, gefolgt von niederländischen. In der Rangliste mit der besten Börsenentwicklung über drei, fünf und zehn Jahre belegen deutsche Unternehmen allein die obersten vier Plätze. An der Spitze steht der Softwarekonzern Nemetschek, gefolgt vom Medizintechnik-Unternehmen Sartorius, dem Leasing-Spezialisten Grenke und dem Autovermieter Sixt. Weit vorn liegen auch die großen Familienkonzerne Kering und Christian Dior aus Frankreich sowie der italienische Autobauer Fiat Chrysler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2018)

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