Billiges Geld brachte wenig Rendite

Anleger konnten an der New Yorker Börse zuletzt prächtig verdienen.
Anleger konnten an der New Yorker Börse zuletzt prächtig verdienen.(c) REUTERS (LUCAS JACKSON)
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In den vergangenen sechs Jahren erzielten die Österreicher bei der Geldanlage eine reale Rendite von weniger als einem Prozent. Das ist der schlechteste Wert in der Eurozone.

Wien. Die Schweizer bleiben mit Abstand die reichsten Erdenbürger: Im Durchschnitt verfügt jeder Eidgenosse über ein Nettovermögen von 173.990 Euro, gefolgt von den US-Bürgern mit je 168.640 Euro pro Kopf. Die Österreicher besitzen im Schnitt 53.980 Euro und landen damit auf der Liste der 20 reichsten Länder der Welt unverändert auf Platz 17, einen Rang vor Deutschland, wie aus dem aktuellen Allianz-Vermögensreport hervorgeht.

Das Bruttogeldvermögen der Österreicher (also abzüglich der Schulden) stieg 2017 mit 3,3 Prozent nur geringfügig stärker als im Jahr davor. Gleichzeitig schwächte sich das Wachstum der Schulden auf zwei Prozent ab. Wegen des mäßigen Kreditwachstums beschleunigte sich das Wachstum des Nettogeldvermögens aller Österreicher um 3,8 Prozent.

„Post-Krisen-Ära zu Ende“

Das Jahr 2017 sei trotz zunehmender politischer Spannungen ein nahezu perfektes Jahr für die Anleger gewesen, so die Experten der Allianz. „Die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise fand ihren Höhepunkt in einem synchronen Aufschwung rund um den Globus, und die Finanzmärkte zeigten eine starke Entwicklung, allen voran die Aktienmärkte“, sagte Chefvolkswirt Michael Heise. Aber damit gehe die Post-Krisen-Ära unwiderruflich zu Ende. „Die Zeiten, in denen eine extrem expansive Geldpolitik für eine stetige und weitgehend schwankungsfreie Aufwärtsentwicklung an den Finanzmärkten sorgte, sind vorbei.“

Österreicher sparen weiter

Die Zeichen stünden auf Sturm, so Heise: Höhere Zinsen, Handelskonflikte und eine zunehmend populistische Politik verursachen Spannungen und Turbulenzen. „Die ersten Monate dieses Jahres haben darauf schon einen Vorgeschmack gegeben.“

Aus dem Report geht auch hervor, dass es im weltweiten Anlageverhalten 2017 zu einer bemerkenswerten Wende kam: Nachdem die Sparer Aktien und Investmentfonds in den Nachkrisenjahren weitgehend links liegen ließen, flossen im Vorjahr erstmals wieder frische Gelder in einem nennenswerten Umfang in Wertpapiere und Fonds. Mit knapp einem Fünftel lag ihr Anteil an der Neuanlage sogar höher als in den Jahren vor der Krise. Anders in Österreich, wo man weiterhin eisern am Sparbuch festhält: Knapp 80 Prozent des neu angelegten Gelds flossen hierzulande in Bankeinlagen.

Die Inflation konnte damit nicht mehr kompensiert werden, die reale Rendite des Geldvermögens fiel im Vorjahr auf 0,1 Prozent. Die Rückkehr der Inflation sei Gift für die „Sparbuch-Sparer“: „Die privaten Sparanstrengungen sind hierzulande praktisch im Sand verlaufen“, so Martin Bruckner von der Allianz-Gruppe in Österreich. Im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre erzielten die österreichischen Haushalte eine reale Rendite von weniger als einem Prozent – der mit Abstand schlechteste Wert im gesamten Euroraum, heißt es in der Studie. Österreich sei das einzige Industrieland, in dem Aktien und Investmentfonds im Vorjahr nicht boomten, hieß es in der Studie.

Niedrigste Schuldenquote

Österreichs Haushalte konnten aber auch als Schuldner von den niedrigen Zinsen kaum profitieren. Seit Beginn der geldpolitischen Lockerung steht ein Minus von 14 Mrd. Euro bei den Nettozinseinkommen zu Buche. Über alle Sektoren hinweg – also private Haushalte, Staat und Kapitalgesellschaften – reduziert sich das Minus auf drei Mrd. Euro. Mit 51,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt die Schuldenstandquote so niedrig wie in keinem anderen Industrieland der Welt. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2018)

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