Allianz: Italiens Schulden bei hohen Zinsen nicht mehr finanzierbar

Dass die Budgetpläne der italienischen Regierung für Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgen, kann man bei der Allianz Invest KAG gut nachvollziehen.

Dass die Budgetpläne der italienischen Regierung für Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgen, kann man bei der Allianz Invest KAG gut nachvollziehen. "Griechenland hat man mit massiven Unterstützungsproblemen noch retten können, aber Italien könnte man in der Form nicht retten", sagte der Geschäftsführer Allianz Invest KAG, Christian Ramberger,  am Dienstag in Wien vor Journalisten.

Die Staatsverschuldung sei zu hoch, Italien müsse den Kopf letztlich selbst aus der Schlinge ziehen. "Das Problem ist, dass die Wirtschaftsentwicklung seit einem Jahrzehnt schwach ist und die Staatsverschuldung hoch", sagte Ramberger. Die Schulden seien zuletzt zwar nicht mehr stark gestiegen, aber absolut seien sie eben hoch. In den vergangenen Jahren hätte sich der Staat "extrem günstig" refinanzieren können. Sollten die Zinsen aber "ganz andere Höhen erklimmen, wird es für Italien nicht mehr finanzierbar sein".

Italien werde nach dem geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) die drittgrößte Volkswirtschaft der EU sein und sei global gesehen der drittgrößte Markt für Staatsanleihen. Speziell italienische Bankaktien seien unter Druck geraten, nachdem das neue italienische Budget angekündigt wurde. Ramberger wies zudem darauf hin, dass die italienischen Banken noch immer eine große Zahl an faulen Krediten in ihren Bilanzen haben. "Insofern ist Italien, wenn auch nicht global, so aber doch für die Aktienmärkte der Eurozone ein Risikofaktor", so Ramberger. Vorsicht sei daher auf jeden Fall geboten, ergänzte Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz-Gruppe in Österreich. Aber erst wenn das Budget in Brüssel eingereicht sei und die Diskussionen beginnen, könne man genauer sehen, in welche Richtung es gehe.

Lieber Aktien als Anleihen

Neben den italienischen Budgetplänen sehen die Allianz-Experten weitere Risikofaktoren für europäische Aktien - etwa den Brexit, den drohenden Handelskrieg und eine Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums. Auch hätten sich die Gewinne der Unternehmen in diesem Jahr schlechter entwickelt als erwartet. Mit dem schwächeren Euro und zuletzt wieder stabilen Konjunkturdaten gebe es aber auch positive Aspekte. Insgesamt gelangt die Allianz Invest für das Schlussquartal 2018 daher zu einer neutralen Haltung gegenüber europäischen Aktien.

Empfehlenswerter ist aus der Experten angesichts der Hochkonjunktur und positiver Unternehmensergebnisse ein Investment in US-Aktien: "Natürlich ist der Markt teuer, aber das war er historisch immer schon, und die Gewinndynamik ist weiterhin gegeben", sagte Bruckner. Auch bei japanischen Aktien ist die Allianz Invest übergewichtet. Bei Titeln aus Schwellenländern sehe es hingegen deutlich schlechter aus, entsprechend seien Investments in Aktien von "Emerging Markets" untergewichtet.

Insgesamt beurteilt die Allianz die Aussichten für Aktien weiter positiv und bevorzugt sie gegenüber Anleihen. Bei den festverzinslichen Wertpapieren rät sie zu einer leichten Übergewichtung von Schwellenländern, während US-Papiere und Unternehmensanleihen ihrer Ansicht nach weniger Raum einnehmen sollten. Für Staatspapiere aus dem Euroraum sind die Allianz-Experten neutral eingestellt.

(APA)

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