Daimler-Gewinn schrumpft - Pkw-Absatz im Sinkflug

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Mercedes-SternAPA/dpa/Sebastian Gollnow
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Der Nettogewinn ist um ein Fünftel geschrumpft. "Die Automobilindustrie und damit auch Daimler befinden sich weiterhin in einem sehr herausfordernden Umfeld", erklärte Vorstandschef Zetsche.

Daimler hofft, die Talfahrt seiner Pkw-Sparte Mercedes-Benz im vierten Quartal zu stoppen. Der Bestand an unverkauften Fahrzeugen sei gestiegen, doch werde sich das im Schlussquartal wieder normalisieren, erklärte der Autobauer am Donnerstag. Ein Absatz- und Gewinnrückgang im Pkw-Geschäft riss den Konzerngewinn im dritten Quartal um gut ein Fünftel nach unten auf 1,76 Milliarden Euro.

Dies liege vor allem an "externen Einflussfaktoren" - die Nachfrage der Kunden sei nach wie vor hoch, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Im Gesamtjahr soll der Pkw-Absatz auf dem Rekordniveau des Vorjahres liegen.

Allerdings wird das seinen Preis haben: Denn derzeit geben die Autobauer hohe Rabatte, wie BMW kürzlich anlässlich seiner Gewinnwarnung erklärte. Zum einen liegt das an der Umstellung auf das neue Abgasmessverfahren WLTP ab September. Die noch nach alter Vorschrift zertifizierten Fahrzeuge werden günstig angeboten, so etwa von Audi. Zum anderen haben sich die deutschen Hersteller gerade zu neuen Umtauschprämien für ältere Diesel-Autos verpflichtet, um Fahrverbote in den Städten zu verhindern. Auch Daimler-Finanzchef Bodo Uebber räumte daher ein, es gebe eine "schwächere Preisdurchsetzung".

Der Preiskampf werde anhalten und bei Daimler die Profitabilität im vierten Quartal dämpfen, schrieben die Analysten vom Investmentberater Evercore ISI. Die Rendite entfernt sich immer weiter von der mittelfristigen Zielmarke für das Pkw-Geschäft von zehn Prozent - über neun Monate lag sie bei 7,9 Prozent. Daimler hatte schon im vergangenen Jahr vor Margendruck gewarnt und das mit den hohen Investitionen in die Elektroautooffensive begründet.

Bei dem Stuttgarter Autobauer brach im abgelaufenen Quartal das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als ein Viertel auf knapp 2,5 Mrd. Euro ein. Mercedes-Benz Cars verdiente bei einem Absatzrückgang um sechs Prozent sogar 35 Prozent weniger. Der Konzernumsatz lag mit 40,2 Mrd. Euro ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Marke mit dem Stern hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen: unter anderem mit höheren Importzöllen am wichtigsten Einzelmarkt China wegen des Handelsstreits mit den USA, steigenden Kosten für Diesel-Rückrufe, Belastungen durch die Umstellung auf das neue Abgasmessverfahren WLTP und Folgen von langwierigen Rechtsstreitigkeiten. Das Lkw-Geschäft läuft unterdessen rund. Bei einem Absatzplus von acht Prozent steigerte Daimler Trucks den operativen Quartalsgewinn um 38 Prozent auf 850 Mio. Euro. Die Rendite lag mit 8,5 Prozent rund zwei Prozentpunkte über der des Pkw-Geschäfts.

Daimler musste erneut das Gewinnziel kappen

Der DAX-Konzern hatte bereits vergangene Woche bekannt gegeben, dass der operative Gewinn - vor allem in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz - im dritten Quartal einbrach. Daimler musste deshalb zum zweiten Mal binnen vier Monaten sein Gewinnziel kappen. Das operative Konzernergebnis soll 2018 gegenüber dem Vorjahresgewinn von 14,3 Mrd. Euro jetzt deutlich und damit um mehr als zehn Prozent sinken. Auslöser der Gewinnwarnung waren vor allem Kosten von Verfahren im Zusammenhang mit dem Dieselskandal. Finanzchef Bodo Uebber erklärte, hier falle ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag an.

"Die Automobilindustrie und damit auch Daimler befinden sich weiterhin in einem sehr herausfordernden Umfeld", erklärte Vorstandschef Zetsche. Die Gewinnprognosen in der Autoindustrie werden gerade reihenweise gekappt. Auch BMW rechnet mit weniger Gewinn, und Audi warnte bereits, seine Jahresziele nicht zu erreichen.

Zetsche wird sich im nächsten Frühjahr mit einer trüben Bilanz verabschieden, die die vorangegangene glanzvolle Jahre überschattet. Er übergibt zur nächsten Hauptversammlung das Zepter an den jetzigen Entwicklungschef Ola Källenius. Kurz darauf entschied sich Finanzchef Uebber überraschend, den Stuttgarter Konzern nach eineinhalb Jahrzehnten im Vorstand mit Ablauf seines Vertrages Ende 2019 zu verlassen. Analysten hatten den 59-Jährigen als Kandidaten gehandelt für den Chefposten der Daimler AG im Zuge des Umbaus zu einer Dachgesellschaft mit drei selbstständigen Töchtern im kommenden Jahr. Uebber selbst erklärte, der Konzernumbau sei der richtige Zeitpunkt, seine Aufgaben in jüngere Hände zu legen. "Das sichert eine kontinuierliche Führung und langfristig eine stabile Entwicklung", sagte er.

(APA/Reuters)

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