Nach dem Morgenlauf beim Bäcker mit der Sportuhr zahlen

(c) Rottenberg
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Kontaktloses Bezahlen dringt immer mehr in unser Einkaufsverhalten ein. Nun haben der Sportuhren-Hersteller Garmin und die Erste Bank einen neuen Bezahldienst nach Österreich gebracht.

Auflegen statt einstecken wird an der Supermarktkasse immer beliebter. Derzeit werden in Österreich immerhin schon 54 Prozent aller Bezahlvorgänge kontaktlos abgewickelt. Laut Erste Bank gibt es 8,7 Millionen NFC-fähige Karten, das sind 92 Prozent aller Bankkarten im Lande. NFC steht für „Near Field Communication“ und ermöglicht das kontaktlose Bezahlen.

So kommt es auch, dass immer weniger auch Bargeld eingesteckt haben. Wenn dann aber so mancher Hobbyläufer schon vor dem Frühstück seine Runden im Park dreht und dann noch einen Abstecher zum Bäcker macht, hat er kaum ein paar Münzen oder gar eine Karte dabei - jedoch meistens eine Uhr. Für diese bewegungsfreudige Spezies, aber nicht nur für diese, gibt es jetzt gute Nachrichten - vorausgesetzt sie besitzen eine Garmin-Uhr. Dann kann man den neuen Bezahldienst Garmin Pay, den die Erste Bank und die Sparkassen anbieten, nutzen und kontaktlos mit der Uhr bezahlen. 20.000 Geräte, die die Anforderungen erfüllen, sind laut dem US-Unternehmen in Österreich bereits am Markt. Garmin ist mit 38 Prozent Anteil Marktführer in Österreich im Segment der Sport- und Fitnessuhren.

Schutz bei Diebstahl und Verlust

Zum Bezahlen mit der Garmin-App braucht man eine aktuelle Smartwatch, zum Beispiel Modelle der Serie Fenix 5 plus, eine Vivoactive 3/3M oder die Forerunner 645/m. Über die Garmin Connect App verbindet man die Uhr mit dem Smartphone und gibt einmalig die Kreditkartendaten ein. Nach der Verifizierung schützt ein selbst zu wählender 4-stelliger Code die Daten auf der Uhr.

Wird die Uhr vom Handgelenk abgenommen, muss der Code für einen Bezahlvorgang neu eingegeben werden. So haben Diebe keine Chance, heißt es seitens der beiden Unternehmen. Technisch betrachtet verwendet Garmin Pay bei jedem Bezahlvorgang verschlüsselte Transaktionscodes, die weder auf der Uhr noch auf Garmin-Servern gespeichert werden.

"Hoher technischer Aufwand"

Die kontaktlosen Transaktionen bei der Erste Bank und den Sparkassen sind  in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Aktuell entfallen etwa zwei Drittel  der digitalen Zahlungen auf Kleinbeträge unter dem NFC-Limit von 25 Euro. Einen Vorteil in der häufigen Verwendung von Kartenzahlungen sieht Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, neben dem Praktischen auch im besseren Überblick in der persönlichen Finanzsituation. Mit jeder elektronischen Zahlung wird die Übersicht beim Internetbanking umfangreicher.

Dass das Bezahlen mit der Uhr sich nicht noch schneller verbreitet, liege am „technischen Aufwand“ bei den Banken, erklärt Simone Weber, Marketing-Chefin von Garmin für die Dach-Region, im Gespräch mit der „Presse“. Die Schnittstelle wird von Garmin zur Verfügung gestellt, die Anbindung an Banksysteme muss das Institut übernehmen. Vom Beginn der Kooperation bis zum Livebetrieb hat es im konkreten Fall fast elf Monate gedauert. Der Start war ursprünglich für September geplant. Viele Banken, so weiß Weber aus ihren Gesprächen, zögern ob dieser Aufwendungen. Immerhin soll auch die S Visa Card Anfang 2019 für Garmin Pay freigeschaltet werden und ab Herbst wird auch die Debit Mastercard, die neue Bankomatkarte für das Bezahlen mit der Garmin-Uhr verfügbar sein.

Angebot für andere Banken soll kommen

Für alle Garmin-Besitzer, die bei einer anderen Bank ihr Bankkonto und eine Kreditkarte von Mastercard haben, soll es ebenfalls bald eine mobile Anwendung geben: 2019 wird Garmin Pay auch in Österreich mit dem deutschen mobilen Zahlungsdienstleister Vimpay kooperieren, so Weber. Zur Zeit ist Vimpay, eine Multibanking-App, nur beim deutschen Nachbarn verfügbar.

Insgesamt hinkt Österreich beim digitalen Bezahlen im europäischen Vergleich, vor allem mit den Skandinaviern, hinterher. Ein schnellerer Umbruch zu einer bargeldlosen Gesellschaft schaffe man nur mit politischem Druck, sagt Vorstand Schaufler. Er attestiert jedoch den Österreichern „einen gesunden Zugang zum Bargeld“.

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