US-Notenbank Fed stemmt sich gegen Trump

FILE PHOTO: FILE PHOTO: The Federal Reserve building is pictured in Washington, DC
FILE PHOTO: FILE PHOTO: The Federal Reserve building is pictured in Washington, DCREUTERS
  • Drucken

Trotz Kritik des US-Präsidenten erhöht die US-Notenbank die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr. Für 2019 kündigt Fed-Präsident Powell eine moderatere Vorgangsweise an.

Washington. So schnell lässt sich Jerome Powell, der Boss der US-Notenbank Fed nicht einschüchtern. Auch wenn die Rüge vom ersten Mann im Weißen Haus kommt. US-Präsident Donald Trump hat – wie schon vor Monaten bei der letzten Zinserhöhung – auch jetzt vor der aktuellen zweitägigen Zinssitzung die Fed gewarnt, „nicht noch einen weiteren Fehler'' zu machen. „Ich hoffe, dass die Leute drüben bei der Fed das Wall Street Journal lesen werden“, twitterte Trump am Dienstag. Die Zeitung forderte die Zentralbank auf, inmitten nicht vorhandener Inflation und einer möglichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA auf eine weitere Zinserhöhung zu verzichten.

Mitnichten: am Mittwochabend stand fest, dass die Fed den Leitzins doch weiter in die Höhe schraubt. Es ist das neunte Mal seit Beginn der Zinswende Ende 2015, heuer ist es bereits der vierte Zinsschritt. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld steigt um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, gaben die Währungshüter bekannt. Sie zollen damit der boomenden US-Wirtschaft Rechnung.

Obwohl Ökonomen und Analysten den Zinsschritt erwartet hatten, ist die Vorgangsweise außergewöhnlich. Denn es ist das erste Mal seit 1994, dass es mitten in einer derart angespannten Börsensituation zu einer Zinserhöhung kommt. Der S&P 500 ist derzeit niedriger als vor drei, sechs und zwölf Monaten. Der Dow Jones Industrial Average verlor seit Anfang Oktober rund zwölf Prozent. In einem solchen Umfeld fanden nur zwei von 76 Zinserhöhungen seit 1980 statt. Wollte Powell also Trump auch signalisieren, er lasse sich bei der Geldpolitik nicht durch Zurufe unter Druck setzen?

Nächstes Jahr nimmt die Fed ohnedies den Fuß vom Gas: Es sollen nur noch zwei Anhebungen folgen. Im September hatte die Fed noch drei Erhöhungen signalisiert.

Überhitzung vermeiden

Laut Ökonomen gab es jedoch gute Argumente für die erneute Straffung: „Mit dem Zinsschritt will die US-Notenbank eine Überhitzung der Wirtschaft vermeiden – auch vor dem Hintergrund der drastischen Steuersenkungen der Regierung“, sagte Ökonom Sven Lehmann vom Vermögensverwalter HQ Trust. Auch Fed-Beobachter Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hält den Schritt als Teil „einer konsequenten Abkehr von einer Geldpolitik der Krisenära“ für angebracht: „Es ist richtig, dass die Fed auf Normalisierungskurs bleibt und sich weder von der Polemik aus dem Weißen Haus oder schlechteren Konjunkturdaten davon abhalten lässt.“
Powell hatte jüngst betont, die Fed nähere sich jetzt einem Zinsniveau, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde. Daher sei nun ein behutsames Vortasten ratsam.

„Für die Aktienmärkte wäre ein solches Szenario positiv“, kommentierte auch Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Für Nathan Sheets von PGIM Asset Managements stellt sich die große Frage, wie es 2019 weitergeht. „Die Notenbank ist zwar etwas weniger optimistisch als noch im September. Doch sie verströmt weit mehr Zuversicht als die Finanzmärkte. Angesichts der soliden Konjunktur und dem anhaltenden Stimulus durch die Steuerreform dürften mindestens zwei Zinserhöhungen im nächsten Jahr angebracht sein – womöglich sogar drei.“ Die Kritik Trumps werde die Fed wohl nicht wesentlich vom selbst gesteckten Kurs abbringen.

Die Wall Street reagierte mit Kursabschlägen auf die Entscheidung (eid/ag)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.