Marktmanipulation bei Wirecard-Kursabsturz?

Der Absturz der Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard ruft die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan.

Der Absturz der Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard ruft die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan. Die Behörde untersuche, ob es sich dabei um eine mögliche Marktmanipulation gehandelt haben könnte, sagte eine Bafin-Sprecherin am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wirecard-Aktie war am Mittwoch nach erneuten Betrugsvorwürfen um bis zu 24,7 Prozent auf 126 Euro eingebrochen.

Die "Financial Times" hatte berichtet, ein Wirecard-Manager in Singapur sei im vergangenen Jahr verdächtigt worden, gegen örtliche Gesetze verstoßen zu haben. In einer firmeninternen Präsentation sei von Dokumentenfälschung und Geldwäsche die Rede. Der Manager arbeite weiterhin bei Wirecard. Der Dax-Konzern wies den Bericht als "falsch, ungenau, irreführend und diffamierend" zurück. Er entbehre jeder Substanz. Das Unternehmen aus Aschheim bei München war in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Betrugsvorwürfen, die aber stets im Sande verliefen.

Von Kursabstürzen nach ähnlichen Veröffentlichungen profitierten in der Vergangenheit Investoren, die erst geliehene Aktien verkauft hatten und diese dann billiger zurückkaufen konnten, um die Papiere schließlich an ihre Inhaber zurückzugeben. Diese so genannten Leerverkäufe sind zwar legal und an der Börse üblich. Wegen der vorherigen Anschuldigungen ermittelten aber die Bafin und die Staatsanwaltschaft wegen Markmanipulation. Vor einigen Jahren wurden deswegen Führungskräfte der Aktionärsvereinigung SdK verurteilt. Gegen den Herausgeber eines Börsenbriefs ist in München ein Strafbefehlsverfahren anhängig.

Am Donnerstag erholte sich die Wirecard-Aktien etwas von den Kursverlusten am Vortag. Die Papiere legten bis zu 5,2 Prozent auf 152,70 Euro zu und waren größter Dax-Gewinner. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sahen in dem Kursabsturz eine Kaufgelegenheit. Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass die Führungsriege von Wirecard die in dem Artikel beschriebenen Praktiken dulden würde. "Wichtig ist auch, dass Wirecard in den vergangenen Jahren wiederholt von Leerverkäufer-Attacken betroffen gewesen ist und im Zuge dieser Vorwürfe Transparenz geschaffen hat, zum Beispiel, indem die Bücher für externe Prüfer geöffnet wurden", erklärten die Analysten.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: The headquarters of Wirecard AG, an independent provider of outsourcing and white label solutions for electronic payment transactions is seen in Aschheim
International

Anzeige eines Wirecard-Anlegers: Staatsanwalt ermittelt gegen "FT"-Journalisten

Die deutsche Bafin hat zudem neue Spekulationen auf fallende Aktienkurse bei Wirecard untersagt.
Geld & Finanzen

US-Sammelkläger nehmen Wirecard ins Visier

Nach Kursturbulenzen und Berichten über mögliche Bilanzierungsverstöße droht dem Zahlungsdienstleister Wirecard rechtlicher Ärger in den USA.
Wirecard kündigte an, die „Financial Times“ zu klagen.
Geld & Finanzen

Singapur: Wirecard-Büros durchsucht

Wirecard verklagt die „Financial Times“ nach Betrugsvorwürfen.
FILES-GERMANY-FRAUD-MARKET-WIRECARD
Geld & Finanzen

Angeblicher Bilanzskandal: Wirecard verklagt die "Financial Times"

Wirecard will "alle verfügbaren rechtlichen Mittel einsetzen, um das Unternehmen und insbesondere unsere Mitarbeiter und deren Persönlichkeitsrechte zu schützen".
International

Wirecard fällt erneut

Börse. „Financial Times“ lässt nicht locker und erneuert die Bilanzfälschungsvorwürfe, Wirecard dementiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.