Geldsegen für Ölkonzerne

Das Gesamtjahr erwies sich für Rosneft als goldig.
Das Gesamtjahr erwies sich für Rosneft als goldig. (c) REUTERS (Ilya Naymushin)
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Trotz Ölpreisverfalls im vierten Quartal verdienten die Branchenkonzerne 2018 wieder richtig Geld. Etwa BP und die russische Rosneft.

Wien. Die Preisentwicklung an den Ölmärkten war in den vergangenen Monaten wieder alles andere als stabil. Zwar ist der Preisverfall Ende des Vorjahres nicht mit dem epochalen Absturz um 75 Prozent zwischen 2014 und 2015 vergleichbar. Mit zeitweise einem Drittel Abwertung aber knabberte er doch am ansonsten satten Gewinn mancher Unternehmen der Branche.

Nicht so beim britischen Ölriesen BP (British Petroleum). Ihm kam selbst im schwierigen vierten Quartal seine milliardenschwere Übernahme der Öl- und Gassparte von BHP Billiton in den USA zugute, sodass er den Vierteljahresgewinn um über 60 Prozent auf 3,48 Milliarden Dollar (3,04 Milliarden Euro) steigern konnte, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Für das gesamte Jahr steht damit ein Überschuss von 12,7 Mrd. Dollar zu Buche – mehr als doppelt so viel wie noch ein Jahr zuvor.

Wie alle Konzerne profitierte auch BP maximal davon, dass der Preis für ein Barrel der für Europa maßgeblichen Nordseesorte Brent zwischen Jänner und Oktober 2018 um mehr als ein Viertel angezogen hat. Dazu kam, dass die Konzerne aufgrund der negativen Erfahrungen in den vorangehenden Jahren ihre Kosten signifikant senkten.

Der größte Deal seit 20 Jahren

Die Briten hatten im Sommer 2018 für umgerechnet neun Milliarden Euro die Schieferöl- und Gasaktivitäten des Bergbauriesen BHP Billiton in den USA übernommen – der größte Deal für BP seit fast 20 Jahren. Das Unternehmen erhielt damit unter anderem Zugang zu ertragreichen Vorkommen in New Mexico und Texas, und es hat damit seine Öl- und Gasressourcen an Land in den USA um 57 Prozent erhöht. Die Transaktion werde sich positiv auf den Gewinn je Aktie auswirken, erklärte BP damals.

Nun will BP, wie mitgeteilt wurde, in den kommenden Jahren Vermögenswerte in Höhe von zehn Milliarden Dollar losschlagen, um den Kauf vom Sommer zu bezahlen. Außerdem plane der Vorstand, heuer 15 bis 17 Milliarden Dollar zu investieren, nach 15,1 Milliarden im Vorjahr, wie Finanzvorstand Brian Gilvary gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

In London waren die BP-Aktien am Dienstag stark nachgefragt. Die Papiere kletterten um 4,7 Prozent und steuerten damit auf den größten Tagesgewinn seit September 2016 zu.

Kein Problem in Venezuela

Im Unterschied zu BP hat Rosneft im Schlussquartal zwar mehr Federn lassen müssen. Das Gesamtjahr erwies sich aber dennoch als goldig. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 549 Milliarden Rubel (7,3 Mrd. Euro), während es ein Jahr zuvor noch 222 Mrd. Rubel gewesen waren. Damit hat Rosneft den Rekord aus dem Jahr 2013 eingestellt. Damals freilich hatte der Ölpreis noch bei über 100 Dollar je Barrel gelegen.
Der Umsatz bei den Russen stieg um 37 Prozent auf 8,2 Billionen Rubel, das EBITDA um 48,6 Prozent auf 2,08 Billionen Rubel.

Rosneft kommt, wie allen russischen Konzernen, der schwache Rubel zugute, der die Ausgaben im Inland signifikant verbilligt.

Überrascht hat Rosneft gestern mit der Mitteilung, dass das krisengeschüttelte Venezuela, wo das Unternehmen stark engagiert ist, seine Schulden rechtzeitig begleiche. Die staatliche Rosneft hatte dem venezolanischen Ölkonzern PDVSA rund sechs Mrd. Dollar geliehen und in die Ölförderung und -produktion investiert. Erst im Dezember hatte Maduro neue russische Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Dollar verkündet. Wie Rosneft gestern mitteilte, hat Venezuela seine Schulden bei dem Konzern im Vorjahr von 4,6 auf 2,3 Mrd. Dollar reduziert.

Möglicher Aktienrückkauf

Rosneft, an der im Übrigen BP mit knapp 20 Prozent beteiligt ist, hat 2017 beschlossen, wie vom Staat gefordert 50 Prozent des Gewinns als Dividende auszuzahlen. Demnach dürfte für 2018 die Rekordsumme von 274 Mrd. Rubel ausgeschüttet werden. Außerdem stellte ein Rosneft-Vertreter gestern einen Aktienrückkauf in Aussicht. Eine endgültige Entscheidung sei freilich noch nicht getroffen. Die Rosneft-Aktie stieg gestern im Tagesverlauf um knapp vier Prozent.

Rosneft deckt 40 Prozent der russischen Ölförderung ab und gilt als einer der größten Steuerzahler des Landes. (ag./est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2019)

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