Was die EZB mit neuen langfristigen Geldsalven bezweckt

Die Europäische Zentralbank legt angesichts der jüngsten Konjunktureintrübung neue langfristige Geldspritzen für Geschäftsbanken auf. Es ist dies die dritte Runde solcher Kreditlinien - die TLTRO-III.

Ein Überblick über die zuletzt von der EZB vergebenen Langfristkredite und die Grundzüge der neuen.

WAS IST EIN TLTRO?

Das sperrige Kürzel "TLTRO" steht für "Targeted Longer-Term Refinancing Operation", bedeutete also gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte. Das sind Kredite für Geschäftsbanken mit einer Laufzeit von Jahren. Das Ziel der EZB bei diesen speziellen Liquiditätsspritzen ist es, die Kreditvergabe im Währungsraum zu befeuern. Sie sind daher so gestaltet, dass Banken Anreize erhalten, Darlehen an die Wirtschaft zu geben.

Die jüngste Serie dieser Geldsalven (TLTRO-II) war mit sehr günstigen Konditionen ausgestattet. So erhielten Institute die Gelder zum Nulltarif, denn bei ihnen wurde der Leitzins von 0,0 Prozent veranschlagt. Darüber hinaus winkt ihnen eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, wenn sie nachweislich mehr Kredite vergeben. Die Laufzeit betrug vier Jahre. Mit dieser Konstruktion sollte erreicht werden, dass das Geld tatsächlich auch in Form von Darlehen zur Stützung der Konjunktur in der Wirtschaft ankommt.

WIE UMFANGREICH WAREN DIE JÜNGSTEN GELDSPRITZEN?

Eine erste Serie von derartigen Geldspritzen (TLTRO-I) hatten die Währungshüter auf ihrer Zinssitzung im Juni 2014 auf den Weg gebracht. Eine zweite Serie von vier großen Langfristdarlehen (TLTRO-II) mit Laufzeit von vier Jahren wurde im März 2016 beschlossen. Das erste Kreditgeschäft dieser zweiten Serie, das im Juni 2016 abgewickelt wurde, hatte ein Volumen von 399 Milliarden Euro, das zweite und dritte lag deutlich darunter. Das vierte erreichte dann wieder einen Umfang von 233 Milliarden Euro. Die Gelder müssen in den Jahren 2020 und 2021 zurückgezahlt werden. Das Volumen ausstehender Langfristkredite lag zuletzt noch bei rund 720 Milliarden Euro.

WER HAT ZUGEGRIFFEN?

Vor allem Banken in Italien, Spanien und Frankreich: Auf italienische Geldhäuser entfielen zuletzt noch ausstehende Langfristkredite in Höhe von annähernd 240 Milliarden Euro, spanische Institute werden mit rund 167 Milliarden Euro aufgeführt, Banken aus Frankreich mit etwa 112 Milliarden Euro. Für Institute in Deutschland ergibt sich ein Kreditvolumen von etwa 88 Milliarden Euro. Nach einer früheren Analyse des spanischen Bankhauses BBVA steht für einen Großteil der TLTRO-II-Gelder die Rückzahlung im Juni 2020 an.

DIE NEUEN TLTROs

Die neuen Geldspritzen sollen eine Laufzeit von zwei Jahren haben und ab September 2019 ausgegeben werde. Sie sollen laut EZB-Chef Mario Draghi zur Aufrechterhaltung günstiger Kreditvergabekonditionen der Banken und zur reibungslosen Transmission der Geldpolitik dienen. Der Zinssatz ist über die Laufzeit der einzelnen Geschäfte an den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte gekoppelt.

WAS SOLL EINE NEUAUFLAGE BRINGEN?

Die EZB könnte Banken damit auch helfen, eine Mitte des Jahres drohende Klippe zu umschiffen. Denn dann fällt die Restlaufzeit bestimmter TLTRO-Darlehen unter ein Jahr. Institute können die Gelder dann nicht mehr zur Berechnung bestimmter Finanzpolster (NSFR) heranziehen. Bei Italiens Banken klafft beispielsweise Schätzungen von Experten zufolge ab Sommer eine Lücke, da dann rund 140 Milliarden Euro aus der Berechnung herausfallen. Die neuen TLTROs sind allerdings erst ab September erhältlich. 

(Reuters)

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