Das Problem des Zeitpunkts

Ein altbekannter Investmentansatz ist die klassische „Buy and hold“-Strategie.
Ein altbekannter Investmentansatz ist die klassische „Buy and hold“-Strategie. (c) REUTERS (Bobby Yip)
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Den richtigen Moment für eine Investition erraten wenige. Best-Entry-Zertifikate können helfen – sofern man auch die Tücken kennt.

Wien. Die vergangenen Wochen haben es wieder einmal eindrucksvoll gezeigt: Wer versucht, das richtige Timing an der Börse zu „erraten“, kann durchaus lukrative Renditechancen verpassen. Allein, dass die jüngste Markterholung derart rasant vorangeht, hatten wenige Analysten prophezeit. Wer also lieber mit einer Menge Cash an der Seitenlinie verharrte, um einen günstigeren Moment abzuwarten, hat einiges Potenzial ungenützt verstreichen lassen.

Doch was können Anleger tun? Ein altbekannter Investmentansatz ist die klassische „Buy and hold“-Strategie. Gemeint ist ein langer Anlagehorizont, um zwischenzeitliche Schwankungen und Turbulenzen in Ruhe zu durchtauchen.

Es gibt aber auch Möglichkeiten für Anleger, die ihr Geld nur wenige Jahre an der Börse investieren wollen. Sie können zum Beispiel auf sogenannte Best-Entry-Zertifikate zurückgreifen. Diese versuchen, eine Lösung für die Einstiegsproblematik zu liefern, und werden grundsätzlich auf verschiedene Indizes emittiert.

Wie geht das?

Aber wie funktionieren solche Produkte? Schon gleich zu Beginn gibt es dabei einiges zu beachten. Denn am Tag der Emission – sowie an weiteren monatlichen Beobachtungstagen innerhalb des ersten Jahres – wird jeweils der Indexstand festgehalten. Meist gibt es rund zwölf bis 14 Beobachtungstage. Danach wird der niedrigste Wert von all diesen Tagen herausgefischt und als Anfangsreferenzpreis – oder Startpreis – festgelegt. Dieser bildet zugleich die Basis für die Berechnung der Wertentwicklung des Zertifikats. Deshalb wird der Beobachtungszeitraum im ersten Jahr auch als sogenannte Best-Entry-Periode bezeichnet.

Doch wirklich interessant wird es zum Laufzeitende. Dann wird für die Wertentwicklung des Zertifikats einfach der Schlusskurs des Index durch den Anfangsreferenzpreis dividiert. Liegt der Schlusskurs darüber, hat man einen Gewinn lukriert.

Wo liegt das Risiko?

Ist der Index dagegen bis zum Laufzeitende ins Minus gerutscht, hat er also den Anfangsreferenzpreis unterschritten, erleidet man mit dem Investment einen Verlust. Auch bei solchen Produkten gibt es somit ein beträchtliches Risiko, solang sie nicht mit einer Kapitalgarantie ausgestattet sind.

Ein derartiges Produkt bietet zur Zeit etwa die Deutsche Bank mit dem Euro Stoxx 50 Best Entry-Zertifikat (DE000DB9USH9) an. Emissionstag war der 22. Jänner 2019. Bis zum 31. Jänner 2020 wird an insgesamt 14 Bewertungstagen der jeweilige Indexstand festgehalten, um den niedrigsten Indexstand – somit den Anfangsreferenzpreis – zu ermitteln. Dabei hat das Zertifikat eine Laufzeit bis zum 19. Mai 2023.

Etwas für Vorsichtige

Für vorsichtigere Anleger gibt es etwa das Best Entry Dividendenaktien Winner II 90% der RCB (AT0000A256C6). Der zugrunde liegende Index ist der Stoxx Global Select Dividend 100 Index, er enthält besonders dividendenstarke Titel. Hier wird die Best-Entry-Periode über 13 Bewertungstage zwischen 18. Jänner 2019 und 17. Jänner 2020 ermittelt. Auch hier partizipieren Anleger 1:1 an der positiven Wertentwicklung des Index vom Startwert bis zum Schlusskurs, wobei der letzte Bewertungstag der 16. Jänner 2024 ist.

Allerdings gibt es bei diesem Zertifikat einen Puffer. Durch den Kapitalschutz von 90 Prozent zum Laufzeitende ist das Verlustrisiko auf zehn Prozent begrenzt. Dafür sind aber auch die möglichen Kursgewinne gedeckelt. Denn der maximal mögliche Ertrag liegt bei 30 Prozent Kursgewinn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2019)

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