Frequentis vor Börsengang in Wien und Frankfurt

Hannes Bardach bringt seine Frequentis an die Börse
Hannes Bardach bringt seine Frequentis an die BörseDie Presse/Fabry
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Die 1850 Mitarbeiter große Wiener Frequentis-Gruppe will ihr weiteres Wachstum über die Börse finanzieren. Geplant ist ein Doppellisting. Die Eigentümerfamilie Bardach bleibt Kernaktionär.

Schon vor zehn Jahren war die Wiener Frequentis als Börsenkandidat gehandelt worden, doch gut Ding braucht offenbar Weile. Wie das Unternehmen von Hannes Bardach am Dienstag ankündigte, sind die Weichen für das weitere Wachstum bereits gestellt. Die Commerzbank AG und die BankM - Repräsentanz der flatex Bank AG - wurden beauftragt, den möglichen Börsengang als Joint Bookrunner und Joint Lead Manager zu begleiten.

Beabsichtigt ist ein öffentliches Angebot in Deutschland und Österreich mit dem Ziel der Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse und an der Wiener Börse. „Als führender internationaler Spezialist für Control Center Solutions möchte Frequentis mit dem Börsengang die finanzielle Unabhängigkeit und Flexibilität der Firmengruppe langfristig sicherstellen und das nachhaltige Unternehmenswachstum erfolgreich fortsetzen", heißt es in der Aussendung.

Der angepeilte Börsengang   wurde gestern vom Aufsichtsrat des Wiener Unternehmens beschlossen und soll noch heuer erfolgen. Das sagte eine Firmensprecherin am Dienstag auf APA-Anfrage. Wo die Hauptnotierung erfolgen soll, in Wien oder in Frankfurt, ist offen. Sowohl Deutschland als auch Österreich seien zentrale Märkte für Frequentis, so die Sprecherin. Jedenfalls wolle man auch in Österreich vertreten sein, da das Unternehmen von hier stamme. Deutschland sei der wichtigste Exportbereich und man habe dort "Paradekunden" wie die Flugsicherung, die Bundeswehr und die Deutsche Bahn.

Die Mittel aus der geplanten Kapitalerhöhung sollen insbesondere für gezielte M&A-Aktivitäten zur komplementären Ergänzung des Produkt- und Service-Portfolios, den Ausbau der internationalen Präsenz in Form des Aufbaus lokaler Wertschöpfung sowie die weitere Stärkung des internationalen Vertriebs zur Erhöhung der Marktdurchdringung verwendet werden. Speziell bei Großprojekten möchte Frequentis künftig verstärkt als Generalunternehmer für die Lieferung sicherheitskritischer Kontrollzentralen tätig werden.

30 Prozent Weltmarktanteil

Frequentis steht für Lösungen, die die Welt sicherer machen sollen. Als international tätiger Anbieter von Kommunikations- und Informationssystemen für Leitzentralen mit sicherheitskritischen Aufgaben entwickelt und vertreibt die Unternehmensgruppe „Control Center Solutions“ in den Bereichen Air Traffic Management (für zivile und militärische Flugsicherung) und Public Safety & Transport (für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Schifffahrt und Bahn). Mit einem geschätzten Marktanteil von rund 30 Prozent ist Frequentis Weltmarktführer bei Sprachkommunikationssystemen für die Flugsicherung, auf mehr als 25.000 Arbeitsplätzen von Fluglotsen, Disponenten oder Dispatchern sind Frequentis-Lösungen im Einsatz.

Die Frequentis Gruppe beschäftigt weltweit rund 1850 und Mitarbeiter und erzielte 2018 eine Betriebsleistung von 293,9 Millionen Euro sowie ein EBIT von 15,6 Millionen Euro. Der Bestand vertraglich gesicherter Aufträge lag zum Ende 2018 bei 355,2  Millionen Euro.

Erfolg basiert auf Vertrauen

Die Familie Bardach, die 1986 einen knapp zwei Jahrzehnte zuvor gegründeten Kleinbetrieb übernommen hat, bleibt Frequentis als langfristiger Kernaktionär erhalten. Wie viele Anteile zu welchem Preis abgegeben werden sollen, ist vorerst noch nicht bekannt.

Der Erfolg von Frequentis basiert auf dem Vertrauen, das aus langjährigen Kundenbeziehungen gewachsen ist. Heute verfügt das Unternehmen über ein weltweites Vertriebsnetz in rund 50 Staaten und pflegt kontinuierliche Geschäftsbeziehungen zu über 500 Kunden aus dem Bereich der Behörden, Organisationen und Unternehmen mit sicherheitskritischen Aufgaben. Rund 90 Prozent der Aufträge stammen von Bestandskunden. Ausbau und Verwertung der installierten Basis bilden die Grundlage für nachhaltiges Umsatzwachstum und Profitabilität; die Betriebsleistung wuchs von 2016 bis 2018 durchschnittlich um 7,9 Prozent pro Jahr.

Erster großer Börsengang seit Bawag

Das IPO von Frequentis wird - vorausgesetzt, das Kapitalmarktumfeld bleibt stabil - der erste große Börsengang in Wien seit dem Oktober 2017. Damals startete die Bawag auf dem Börsenparkett. Die Bank legte mit 1,93 Milliarden Euro den größte Börsengang hin, den der Wiener Finanzplatz je erlebt hatte. 

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