Finanzinvestoren werfen den Saudis das Geld nach

Das Orderbuch für die Anleihe war vielfach überzeichnet.
Das Orderbuch für die Anleihe war vielfach überzeichnet.REUTERS
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Der weltgrößte Ölkonzern hat eine Anleihe mit einem Volumen von zwölf Mrd. Dollar begeben. Es hätte noch deutlich mehr sein können.

Wien/Riad. Seinen Börsengang hatte der weltgrößte Ölproduzent, Saudi Aramco, zwar mehrfach verschoben. Der erfolgreichen Platzierung seiner ersten Anleihe hat dies aber keinen Abbruch getan. Das Unternehmen konnte bei Investoren zwölf Mrd. Dollar (10,6 Mrd. Euro) einsammeln. Im Vergleich zu den eingegangenen Angeboten ist das relativ wenig. Denn die Kaufaufträge für die in Summe fünf Emissionen lagen bei mehr als 100 Mrd. Dollar, ein historisch hoher Wert.

Die hohe Nachfrage kommt dem Unternehmen zugute, da es nun niedrigere Zinsen bezahlen muss als das Königreich selbst. Eine Seltenheit in der Anleihenwelt. In der Regel gelten Staaten als weniger ausfallgefährdet, was sie (meist) zu sichereren Schuldnern macht. Bei Saudi Aramco ist freilich der Staat der Eigentümer.

Das Geld aus der Anleihe braucht Saudi Aramco unter anderem für die Übernahme eines 70-Prozent-Anteils am saudischen Petrochemiekonzern Sabic. Diese Fusion der beiden größten Unternehmen des Königreichs kostet Saudi Aramco 69,1 Mrd. Dollar.

Das Interesse der Investoren war jedenfalls ungebrochen. Eine Roadshow, bei der Unternehmen Werbung für sich machen, führte Aramco von Boston bis nach Singapur. Wall-Street-Banken, darunter JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs, zeichneten letztlich für den Deal verantwortlich. Dabei ist es noch gar nicht so lang her, dass Saudiarabien international geächtet wurde. Nach dem vorjährigen Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hagelte es Absagen für eine von Riad abgehaltene Investorenkonferenz im vergangenen Oktober. JPMorgan-Chef Jamie Dimon, dessen Bank bei der Platzierung der Anleihe nun mit im Rennen war, verweigerte sein Kommen damals genauso wie die Chefs von Uber oder Siemens.

Die Begebung des Bonds war nun jedenfalls ein Lackmustest für den noch ausstehenden Börsengang. Zuletzt stellte Saudiarabiens Kronprinz Mohammed bin Salman den IPO nicht vor Ende 2020 in Aussicht. Der Verkauf der Aramco-Anleihen ist auch Teil eines umfangreicheren Plans, das Unternehmen und das gesamte Königreich stärker gegenüber den Weltmärkten zu öffnen. Saudi Aramco gilt als einer der profitabelsten Konzerne der Welt. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2019)

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