Frequentis: Ein holpriger Börsestart

Frequentis-Eigentümer Johannes Bardach (li.) mit Börsechef Christoph Boschan.
Frequentis-Eigentümer Johannes Bardach (li.) mit Börsechef Christoph Boschan. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Die Aktie des Hightech-Unternehmens stemmte sich am Dienstag gegen das schwache Marktumfeld. Sie verlor dennoch.

Wien. Dienstag, neun Uhr, an der Wiener Börse. Die Spannung ist förmlich greifbar. „Wir sind besser als Uber“, lautet der Tenor der Frequentis-Mannschaft im Hinblick auf den Börsegang des US-Fahrdienstvermittlers, der am vergangenen Freitag mit deutlichen Abschlägen in den Handel ging. Am Montag verlor das Newcomer-Papier an der Wall Street weitere elf Prozent.

Nach einem derartigen Flop sieht es vorerst für Frequentis nicht aus. Die Orderbücher für die Aktie des Weltmarktführers bei Sprachvermittlungssystemen für die Flugsicherung sind gut gefüllt, wie der Bildschirm im Festsaal zeigt. Der Haupteigentümer und Aufsichtsratspräsident des Unternehmens, Johannes Bardach, gibt sich entsprechend optimistisch: „Wir haben ein funktionierendes Geschäftsmodell und schreiben seit unserem Bestehen immer Gewinne“, sagt er zur „Presse“.

Und dann heißt es warten. 18,10 Euro lautet die befreiende Botschaft nach einigen bangen Minuten. Das heißt, dass der erste Kurs über dem Platzierungspreis von 18 Euro lag. Wie hart die Zeiten für Börseneulinge – und nicht nur diese – derzeit sind, zeigt sich jedoch nur kurze Zeit später: Nicht einmal eine Stunde nach dem Handelsstart liegt der Kurs mit einem Abschlag von zwei Prozent deutlich unter Wasser. Dann macht das Papier etwas Terrain gut, um erneut zu verlieren. So bewegte sich der Kurs auch in Frankfurt, wo die Aktie ebenfalls notiert.

Schon der Ausgabepreis ist mit 18 Euro am unteren Ende der Preisspanne festgelegt worden. Zudem gab es laut Bloomberg Gerüchte, dass die B&C Industrieholding mit der Übernahme von zehn Prozent Frequentis-Aktien in der Vorplatzierungsphase das Initial Public Offering (IPO) gerettet habe. Andernfalls hätte das Unternehmen nicht alle Aktien platzieren können. Die Marktkapitalisierung von Frequentis lag entsprechen des Erstkurses bei 238,92 Mio. Euro.

So wie beim Biopharma-Unternehmen Marinomed, das Anfang Februar das erste IPO in Wien in diesem Jahr hinlegte, ist es auch bei Frequentis der zweite Anlauf. Beide Firmen hatten ihre Börsenpläne wegen eines schlechten Marktumfelds auf Eis gelegt. „Gut Ding braucht Weile“, meinte Bardach im Hinblick darauf. Als ob er gewusst hätte, dass auch in Sachen Kursentwicklung viel Geduld notwendig ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2019)

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