UniCredit nimmt Commerzbank ernsthaft ins Visier

FILE PHOTO: FILE PHOTO: A sign for an ATM of Commerzbank is seen next to the headquarters of Deutsche Bank (R) in Frankfurt
FILE PHOTO: FILE PHOTO: A sign for an ATM of Commerzbank is seen next to the headquarters of Deutsche Bank (R) in FrankfurtREUTERS
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Nach der Absage der Fusion mit der Deutschen Bank ist der Mailänder BankAustria-Mutterkonzern in Lauerstellung. Sie könnte durch die ING Konkurrenz bekommen.

Diese Chance will sichJean Pierre Mustier offenbar nicht entgehen lassen: Der Boss der UniCredit treibt die Planungen für eine Übernahme der Commerzbank voran, heißt es in Bankenkreisen. Jetzt, nach der Absage der Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank, steigen die Chancen.

Die UniCredit, Mutter der österreichischen Bank Austria, habe die Investmentbanken Lazard und JP Morgan als Berater für eine mögliche Übernahmeofferte engagiert, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Mailänder Finanzkonzern, der 2005 bereits die Münchener HypoVereinbank (HVB) geschluckt hatte, ist schon seit längerem an einem Ausbau seines Deutschland-Geschäfts interessiert. Ein Zusammenschluss mit der Commerzbank würde zu dem Ziel von UniCredit-Chef Mustier passen, die Abhängigkeit vom italienischen Heimatmarkt weiter reduzieren.

Die Commerzbank-Aktie drehte am Dienstag ins Plus und gewann gut vier Prozent. UniCredit-Papiere weiteten indes ihre Verluste aus und notierten 2,6 Prozent niedriger.

Stimmung machen in Berlin

Die Investmentbank Lazard, für die der ehemalige Finanzstaatssekretär und Notenbanker Jörg Asmussen arbeitet, solle helfen, skeptische Politiker in Berlin für eine Fusion der Commerzbank mit den Italienern zu gewinnen, hieß es. Der deutsche Staat hat bei der zweitgrößten deutschen Privatbank ein gewichtiges Wort mitzureden, da er nach der Rettung des Instituts in der Finanzkrise immer noch 15,6 Prozent besitzt.

Nicht gerade begeistert ist indes die Gewerkschaft Verdi. Sie hat bereits Widerstand gegen eine mögliche Übernahmeofferte der UniCredit angekündigt. „Bevor wir mit Italienern fusionieren, würde sehr viel Blut fließen“, hat Commerzbank-Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann am Montag gesagt. Das Beispiel der Münchner HVB zeige, dass nach einer Übernahme durch die UniCredit „nicht mehr viel übrig bleibt“. Seit der 15 Milliarden Euro schweren Übernahme durch die Italiener ist die HVB kräftig geschrumpft: Beteiligungen wurden verkauft, das Filialnetz auf etwa die Hälfte eingedampft und zahlreiche Jobs gestrichen. Ihre nationalen Ambitionen hat die HVB - einst die zweitgrößte Privatbank des Landes - im Privatkundengeschäft längst aufgegeben. Sie konzentriert sich auf ihre angestammten Regionen in Bayern und rund um Hamburg.

EU-Aufsicht verringert die Skepsis

Für Mustier ist die Commerzbank unter anderem wegen ihrer Einlagen attraktiv, weil die Refinanzierung italienischer Banken im Zuge des Haushaltskonflikts zwischen der EU-Kommission und Italien deutlich teurer geworden ist. Fraglich ist allerdings, inwieweit Unicredit die Gelder tatsächlich nutzen könnte. In der Vergangenheit sahen die hiesigen Aufseher den Transfer von Milliarden von der HVB nach Mailand mit Sorge. Mit der Übernahme der Bankenaufsicht über die größten Institute durch die EZB ist der Widerstand geringer geworden, aber nicht verschwunden. Die italienischen Aktionäre der UniCredit würden jeden Deal positiv sehen, der den Aktienkurs von Unicredit ankurbeln würde, sagte ein Insider. Einige machten sich aber Sorgen, dass die Bank ihre italienischen Wurzeln verlieren könnte.

Mustier hatte erst vor kurzem angekündigt, den Bestand an italienischen Staatsanleihen zu senken, der als Hindernis für eine mögliche Fusion gilt. Auf die Frage, ob er UniCredit so für eine grenzüberschreitenden Zusammenschluss wappnen wolle, sagte Mustier vergangene Woche bei der Vorlage der Zahlen: „Unser Bekenntnis zu Italien war noch nie größer.“

Um die Commerzbank buhlen auch noch andere Banken. Insidern zufolge hat auch die niederländische ING ihre Fühler ausgestreckt. Manche Experten halten es für möglich, dass die Niederländer im Falle einer Fusion ihren Sitz nach Frankfurt verlegen könnten. Damit könnte die ING auch bei Verdi punkten. Die Commerzbank selbst hat zuletzt versucht, Fusionsspekulationen zu dämpfen. Er sehe im Moment kein großes Bieterrennen auf die Commerzbank zukommen, sagte Finanzchef Stephan Engels. „Ich höre hier jetzt nichts klopfen“, sagte Engels auf die Frage, welche Auslandsbanken bei der Commerzbank Interesse angemeldet hätten.

(reuters)

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