Geld- und geopolitische Spannungen treiben Gold und Bitcoin weiter nach oben. Gold ist nur noch rund 100 Euro unter seinem Hoch.
Wien. Das eine gilt seit Jahrtausenden als wertvoll, das andere ist gerade einmal zehn Jahre alt. Aber als Assetklasse sind sich Gold und Bitcoin nicht unähnlich. Beide gelten als Gegengift für Inflation und werden von ihren Fans als Wertspeicher gesehen – wobei bei Bitcoin die langfristige Perspektive noch fraglich ist. Seit die Notenbanken in den vergangenen Wochen wieder einen Ton anschlagen, der auf weitere geldpolitische Lockerungen hindeutet, befinden sich beide Assets in einem Höhenflug. Bitcoin, das noch im März bei 3000 Euro stand, konnte am Dienstag die Marke von 10.000 Euro durchschlagen.
Die virtuelle Münze arbeitet am Börsencomeback des Jahres. Der Kurs stieg allein in den vergangenen drei Monaten um fast 170 Prozent. Da ist es nur wenig überraschend, dass bereits viele vor einer neuen Bubble warnen. Andere sehen erst den Beginn eines neuen Bullenmarktes.
Gold ist in einer ähnlichen Situation, nur geht alles viel langsamer. Dank geld- und geopolitischer Spannungen konnte das Edelmetall kürzlich die technisch wichtige Marke von 1380 Dollar durchschlagen. Inzwischen notiert Gold bei 1430 Dollar pro Unze, was einem Europreis von 1260 entspricht. Damit ist das Edelmetall nur noch rund 100 Euro von seinem historischen Höchststand entfernt, der im Herbst 2012 erreicht wurde. Bei Gold ist das technische Bild zudem klarer als bei Bitcoin. Wichtig ist der US-Dollar-Kurs, weil das die Leitwährung ist.
Fast sechs Jahre lang war es dem Goldpreis nicht gelungen, die Marke von 1380 Dollar von unten zu durchbrechen. Nun, da das geschehen ist, sprechen viele Analysten von einem neuen Aufwärtstrend. Zum ersten Mal seit Jahren sind die Prognosen wieder positiv und gehen von neuen Hochs aus – denn jetzt haben auch die institutionellen Investoren wieder einen Grund, einzusteigen. (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2019)