Anleihen: Athen, attraktiv wie nie zuvor

Anleihen aus Griechenland sind gefragt.
Anleihen aus Griechenland sind gefragt.(c) APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI
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Nach dem Wahlergebnis vom Sonntag fielen die Renditen für griechische Anleihen auf ein neues Allzeittief.

Wien/Athen. In Griechenland haben künftig also die Konservativen das Sagen. Mit seinen Wahlversprechen schaffte es der bereits als neuer Ministerpräsident vereidigte Kyriakos Mitsotakis, die Bürger am Sonntag von sich zu überzeugen. Und auch die Finanzmärkte sind hingerissen. Immerhin wird die Partei Nea Dimokratia mit einer absoluten Mehrheit regieren – was die Umsetzung von Reformen oder etwaigen Zusagen erleichtert. Und so fielen die Renditen für zehnjährige griechische Anleihen am Montag zeitweise auf ein neues Rekordtief von rund 2,014 Prozent. Einen Wert wohlgemerkt, den man auf den Finanzmärkten zuvor noch nie gesehen hatte. Anleihen aus Griechenland sind also gefragt.

Allein in diesem Jahr konnten Investoren 20 Prozent Gewinn einstreifen.
Das Renditeniveau lässt sich inzwischen selbst von jenem vergleichbarer amerikanischer Schuldverschreibungen kaum mehr unterscheiden. US-Bonds mit gleicher Laufzeit werfen derzeit nämlich auch nur knapp über zwei Prozent ab. Athen könnte sich zudem anschicken, mit Italien auf den Bondmärkten gleichzuziehen. Die Analysten der Danske Bank halten ein solches Szenario für nicht unrealistisch.

Griechenland ist mit einem Schuldenstand von rund 175 Prozent des Bruttoinlandsproduktes das am höchsten verschuldete Land in der Europäischen Union. Selbst Italien liegt mit einer Staatsschuldenquote von rund 134 Prozent deutlich darunter.

Harte Einschnitte

Doch hat es Griechenland in den vergangenen Jahren durchaus geschafft, Reformen anzugehen. Im heurigen März gelang es dem Land erstmals seit fast einer Dekade, eine zehnjährige Anleihe zu platzieren. Das Papier war vielfach überzeichnet, die Zinsen aufgrund des regen Interesses niedriger als erwartet. Schon zuvor hatte der Verkauf anderer Schuldverschreibungen gezeigt, dass es Athen schaffen kann, in Richtung Normalität zurückzukehren. Vom Kapitalmarkt war man immerhin viele Jahre lang ausgeschlossen.

Die Troika, bestehend aus Internationalem Währungsfonds, EU und Europäischer Zentralbank, verlangte dem Land in der Vergangenheit viel ab. Auch die Gläubiger des Landes wurden zur Kasse gebeten. Unterm Strich wurde das Land seit 2010 mit Rettungspaketen im Volumen von rund 280 Mrd. Euro vor der Staatspleite bewahrt. Doch eines hat die Krise auch gezeigt: Die EU lässt Griechenland nicht fallen. Und auch die Europäische Zentralbank trug mit ihrem Anleihenkaufprogramm und dem niedrigen Zinsumfeld dazu bei, dass sich Griechenland erholen kann.

Zwar schafft es Athen bereits, einen Primärüberschuss zu erzielen – bei diesem werden die Kosten für den Schuldendienst ausgeklammert –, doch dürfte der Wert heuer geringer ausfallen als vereinbart. Die Commerzbank hält es daher für entscheidend, ob sich die neue Regierung an die vereinbarten Haushaltsziele halten wird. Der finanzielle Spielraum bleibe nämlich begrenzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2019)

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