UniCredit bündelt ihre Kräfte

Jean Pierre Mustier verpasst der UniCredit ein neues Profil.
Jean Pierre Mustier verpasst der UniCredit ein neues Profil.(c) APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Die italienische Großbank gründet eine Holding, unter der die Bank Austria sowie die Aktivitäten in Deutschland, CEE und der Türkei angesiedelt wird.

Mailand/Wien. Die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit will eine Holding in Deutschland gründen, unter deren Dach die Aktivitäten der UniCredit in Österreich, Deutschland, im CEE-Raum und in der Türkei gebündelt werden. Diese Länder sind neben Italien das wichtigste Aktionsfeld der Bank, die dortigen Tochtergesellschaften der Gruppe sind Marktführer.

Wie die Mailänder Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ berichtet, habe die UniCredit bereits mit der Suche nach einem Berater begonnen, der beim Aufbau einer neuen Gesellschaftsstruktur helfen soll. Ziel sei es, der Gruppe eine stärkere gesamteuropäische Identität zu geben und die Struktur der Bank zu vereinfachen, hieß es in einer sehr allgemein gehaltenen Erklärung.

Die deutsche Holding soll nach wie vor unter der Kontrolle der UniCredit mit Sitz in Mailand stehen. Die Aktie soll weiterhin an der Mailänder Börse notieren. Banken-Boss Jean Pierre Mustier hatte zuletzt öfters betont, dass die UniCredit weiterhin eine italienische Bank bleiben werde.

Mustier, der 2016 als CEO angetreten ist, um dem Institut ein neues Profil und mehr Profitabilität zu geben, will am 3. Dezember in London den strategischen Unternehmensplan für den Zeitraum 2020 bis 2023 vorstellen. Vor drei Jahren machte die Bank-Austria-Mutter einen Verlust von 11,8 Mrd. Euro. Verantwortlich dafür waren Abschreibungen auf faule Kredite und Rückstellungen in Höhe von 13,1 Mrd. Euro.

Seit 2017 wieder Gewinne

Schon ein Jahr später zeigten sich die Früchte der Umstrukturierung: Es gab einen Gewinn von fast 5,5 Mrd. Euro, wobei der Mailänder Bankkonzern unter anderem auch von dem Verkauf der Fondstochter Pioneer an den französischen Finanzkonzern Amundi profitierte. 2018 lag der bereinigte Gewinn bei fast 3,8 Mrd. Euro.

Seit Ende 2015 wurden 880 Filialen geschlossen und im Konzern 14.000 Stellen abgebaut. Ende 2018 beschäftigte die UniCredit knapp 87.000 Leute.

„Wir kommentieren Gerüchte und Spekulationen grundsätzlich nicht“, heißt es bei der Bank Austria auf „Presse“-Anfrage zu den möglichen Auswirkungen der Holding-Pläne auf die Österreich-Tochter.

Faktum ist, dass die angedachte Holdingstruktur auch ein Teil der neuen Unternehmensstrategie für die nächsten vier Jahre ist. Generell geht es darum, die Performance der Bank in den jeweiligen Ländern als Partner der dortigen Wirtschaft und der Unternehmen zu stärken.

Trennung von Fineco

Zur Strategie zählt auch die Trennung von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Zweigen. Dabei wurde am Montag ein wesentlicher Schritt vollzogen: Die UniCredit hat sich von ihrem letzten Aktienpaket an der italienischen Onlinebank Fineco getrennt. Institutionellen Anlegern wurden 11,6 Millionen Aktien zu einem Preis von jeweils 9,85 Euro angeboten. Das brachte in Summe 1,099 Mrd. Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Mailänder Großbank hat im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens den 18,3-prozentigen Anteil an Fineco verkauft. Im Mai hatte die UniCredit bereits einen 17-Prozent-Anteil an der Fineco abgestoßen und dafür ebenfalls rund eine Mrd. Euro bekommen.

Es gebe nur „beschränkte Synergien“ zwischen der seit 2014 an der Mailänder Börse notierten Fineco und der UniCredit, hieß es weiter. 2016 hatte die Bank-Austria-Mutter bereits eine 30-Prozent-Beteiligung an Fineco veräußert. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2019)

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